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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Oskar Zwintscher
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Verschiedenes / Inserate
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Ausstellungen — Sammlungen

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eines Ausdrucks, der niemals überspringt auf den Be-
schauer, sondern mit Mühe entziffert wird. Wenn
eines echt ist an diesen Menschen, so ist es allein
die grämliche Verbissenheit, die ihnen ihr Schöpfer
mitzuteilen weiß. Sie zeugt von einer Arbeit, die nicht
aus künstlerischer Intensität entsprungen ist, sondern
von einem gewerblichen Fleiß. Es ist kein Leben unter
der kalten Oberfläche dieser Werke, weil sie nicht in
jedem Stadium ihrer Entstehung einen Grad der
schöpferischen Realisierung darstellten, sondern be-
kleideten Puppen gleichen, deren Inneres nichts anderes
ist als ein Gerüst, das dem äußeren Behang als
notdürftige Stütze dient.

Wer Erscheinungen wie Oskar Zwintscher ernst-
lich als die Größen deutscher Kunst rühmt, leistet der
Sache, der er zu nützen meint, einen schlechten
Dienst. Und es ist der Grundirrtum so vieler, die
vom Wesen des Deutschen reden, als wären sie die
einzig und wahrhaft Wissenden, daß sie glauben, es
in einer besonderen Stilform zu erkennen. Muß es
überhaupt noch gesagt, muß es immer wiederholt
werden, daß Stil nicht eine örtliche, sondern eine zeit-
liche Bindung bedeutet, daß die nationale Eigenart
sich niemals in der Form, sich immer nur in dem
Charakter einer künstlerischen Leistung zu äußern ver-
mag? Aber das führt in ein schwieriges Gebiet, das
zu behandeln kein Anlaß vorliegt, wo es nur galt,
eine relativ belanglose Erscheinung abzulehnen, die
heut noch von einigen blinden Verkündern laut ge-
priesen, morgen schon der verdienten Vergessenheit
anheimgefallen sein wird. G.

AUSSTELLUNGEN
Rheinische Kunstausstellungen. In der Januar-
Ausstellung der »Oesellschaft für Literatur und Kunst« im
städtischen Museum zu Bonn fesseln vor allem vierzig
Arbeiten des Düsseldorfer Malers Walther Ophey. Außer-
dem ist der Zyklus »Kämpfe«, sechzehn Steindrucke aus
dem großen Kriege von Josef Eberz, dem bekannten Hölzel-
Schüler, ausgestellt, ferner Graphik von Dietz Edzard,|j
W. Wagner und E. Oppler. Im Kunstverein zu Köln
stellt Georg Burmester, der seit 1912 als Lehrer an der
Kasseler Kunstakademie tätig ist, eine große Anzahl von
Landschaften, Blumenstücken, Akten und Straßenbildern
von kraftvoller Farbengebung aus. Zum reichillustrierten
Kataloge hat Georg Gronau die Vorrede geschrieben. In
der Kunsthalle zu Düsseldorf wirkt eine sehr umfassende
Ausstellung von älteren und ganz neuen Gemälden, Fresko-
Entwürfen und Studien von Professor Ferdinand Brütt nicht
ganz überzeugend; im einzelnen ist manches von feinem
malerischen Reiz, vor allem die Innenbilder aus dem Würz-
burger Schlosse. Ein junger Düsseldorfer Maler, Arthur
Kaufmann, hat mit seiner ersten Ausstellung von Bildnissen
einen wohlverdienten Erfolg; sie sind gar nicht konventionell,
auch nicht in der Farbe, und werden hoffentlich manchen
Ausstellungsbesuchern den Geschmack an den geleckten
Porträts von W. Petersen, Reusing u. a. verleiden. Be-
sonders geglückt sind Kaufmann die Köpfe von Herbert
Eulenberg, Müller-Schlösser, dem Verfasser des »Schneider
Wibbel« und von Adolf Uzarski. Dieser selbst bringt wieder
Karikaturen in seiner bekannten Art, Modezeichnungen und
Initialen aus Tausendundeinenacht. Sonst wären nur noch
einige Skulpturen von Ernst Wenck zu nennen. — Das
Kaiser-Wilhelm-Museum zu Krefeld bringt in seinen

wechselnden Ausstellungen Kriegsbilder von Hans Kohl-
schein, Blumenstücke von Helene Cramer in Hamburg und
Bildnisse des Friesen Momme Nissen, der übrigens jüngst
in den Dominikanerorden eingetreten ist. c.

München. Im Kunstverein erregte die Ausstellung
von Werken Felix Baumhauers ziemliches Aufsehen.
Die Entwürfe für die Ausschmückung katholischer Kirchen,
größerer Altargemälde, wie kleinere Arbeiten religiösen
Inhaltes zeigten, daß Baumhauer wohl eines der stärksten
Talente auf dem Gebiet der kunsthistorisch orientierten,
modernen kirchlichen Malerei ist. Der stark konservative
Zug, der von den maßgebenden höheren Stellen ausgeht,
hat ja leider vielfach eine frische Betätigung auf dem Ge-
biet der katholischen Kunst etwas verkümmern lassen und
vielfach zu einer farblosen Klischee-Malerei geführt. Baum-
hauer verfügt zweifelsohne über ein sehr beträchtliches
Können, namentlich auch in technischer Hinsicht, er ver-
steht es mit großem Geschick, von der Spätgotik ausgehend,
besonders seinen kleineren Schöpfungen frisches Leben zu
verleihen. Eine kräftige Koloristik hilft noch den Eindruck
der Lebendigkeit und Vollsaftigkeit heben. Am wenigsten
gelungen scheinen die oft wieder zu sehr ins Konventionelle
verfallenden großen Altarbilder.

Auch der Stuttgarter Maler Josef Eberz, der
uns mit einer größeren Reihe von Gemälden und
farbigen Zeichnungen aufwartet, beschäftigt sich lebhaft
mit religiöser Malerei, aber auf ganz anderer Grundlage.
Dieser Hölzel-Schüler gehört zur Gefolgschaft Marcs; seine
Kunst ist noch keineswegs ausgereift und entbehrt noch
zu sehr eines wirklich persönlichen Charakters. Man könnte
sich einige seiner Bilder sehr gut in Glasmalerei ausge-
führt denken, sie würden dann sicher weniger spröd und
lebendigerwirken als jetzt. Im allgemeinenwäre zu wünschen,
daß uns Künstler, die auf der Entwicklungsstufe von Eberz
stehen, etwas mehr mit Ausstellungen verschonten und
warteten bis sie mit persönlichen und ausgereiften Leistungen
vor das Publikum treten können. a. l. m.

SAMMLUNGEN
Berliner Kunstpflege. Wir entnehmen dem Jahres-
bericht der Berliner städtischen Kunstdeputation die folgen-
den Mitteilungen: Aus dem Nachlaß des Bildhauers Her-
mann Engelhardt wurde das Bronzebildwerk »Flora« er-
worben; es soll demnächst auf der Terrasse im Schiller-
park aufgestellt werden. Ferner wurden angekauft: Auf der
Großen Berliner Kunstausstellung die Gemälde »Kanal in
Flandern« von Alfred Scherres, Berlin, »Markt in Nörd-
lingen« von Adolf Jacoby, Berlin, »Im Mai« von Hans
Klohß, Potsdam, »Tischgesellschaft«, von Paul Plontke,
Berlin, »Winternachmittag« von Fritz Geyer, Berlin, »Im
Stadtpark« von Ernst Gentzel, Berlin, »An der Potsdamer
Brücke« von Kurt Albrecht, Charlottenburg, und die Mar-
morbüste »Goethe« von Ernst Freese, Berlin, sowie zwölf
kleinere Kunstgegenstände; auf der Ausstellung der Ber-
liner Sezession die Gemälde »Interieur« von Ernst Oppler,
Berlin, »Sommer im Taunus« von Prof. Philipp Franck, Berlin,
und auf der Ausstellung der Freien Sezession die Gemälde
»Stilleben mit Tulpen« von Prof. Theodor Hagen, Weimar,
»Samland« von Waldemar Rösler, Berlin, »Straße« von Frau
Lene Schneider-Kainer, Charlottenburg. Außerhalb der
Kunstausstellungen wurden angekauft: ein Ölbildnis Ger-
hart Hauptmanns aus seiner Friedrichshagener Zeit von
Prof. Hans Fechner und aus dem Nachlaß des Kunst-
malers Prof. Oskar Frenzel die Ölgemälde »Braune Heide«
und »Bulle im Stall«. Für Ankäufe zur Unterstützung der
Akademischen Kriegshilfe wurden, wie im Vorjahre, aus
den Mitteln des Kunstfonds wieder 25000 Mark hergegeben,
 
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