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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Dresdner Brief, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0105

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189

Nekrologe — Personalien — Sammlungen — Literatur

190

NEKROLOGE
Hermann Schubert f. In Dresden ist im 86. Lebens-
jahre der Bildhauer Professor Hermann Schubert gestorben.
Mit ihm ist ein lange überlebender Vertreter einer längst
vergangenen Kunst dahingegangen, wohl der letzte Teil-
nehmer an der römischen Tafelrunde, die der bayrische
König Ludwig I. bei seinen zahlreichen Besuchen in Villa
Malta um sich zu versammeln pflegte. Hermann Schubert
wurde am 12. Juni 1831 zu Dessau geboren und erhielt
seine künstlerische Ausbildung von 1849—1852 an der
Münchener Kunstakademie, wo noch die Kunstweise
Schwanthalers (f 1848) lebendig war. Von 1859 bis um
1880 lebte er in Rom, wo er ein angesehenes Mitglied des
Deutschen Künstlervereins war. Als um 1857 die Aus-
schmückung der neuerbauten Kirche S. Alfonso dei Liguori
begann, malte Franz von Rhoden die Fresken der Tribuna,
Hermann Schubert aber fertigte für sie ein Relief der Grab-
legung Christi in Gips, das Arnold Böcklin mit Feuerfarben
bemalte. Dasselbe Werk hat er dann für mehrere Kirchen
in Deutschland wiederholt; so für die Hamburger Petri-
kirche und für die Nikolaikirche in Zerbst, auch für die
evangelische Kirche in Karlsbad. Weiterhin schuf Schubert
u. a. für Dessau den Jubiläumsbrunnen von 1867 und das
Denkmal für den Griechendichter Wilhelm Müller, für die
Sophienkirche in Dresden die große Gruppe Jakob mit
dem Engel, für das Landhaus Hans W. Singer in Wachwitz
bei Dresden eine Anzahl Reliefs, die dann zum Teil für
eine Villa in der Wiener Straße zu Dresden wiederholt
wurden. Hermann Schubert war bis in seine letzten Lebens-
jahre frisch und rüstig und auch künstlerisch tätig. Ein
edler Mensch von vornehmer Gesinnung ist mit ihm dahin-
gegangen. Sein Sohn Dr.-lng. Schubert lebt in Dresden
als angesehener Architekt, gegenwärtig ist er zum Kriegs-
dienst eingezogen.

PERSONALIEN
Ludwig Dettmann, der frühere Direktor der Königs-
berger Kunstakademie, ist infolge seiner Übersiedlung nach
Berlin in die Reihe der ordentlichen Mitglieder der Berliner
Akademie der Künste übergetreten. Der Künstler, der auch
in den Verein Berliner Künstler wieder eingetreten ist,
war bisher auswärtiges Mitglied der Kunstakademie.

SAMMLUNGEN
Für die Kgl. Gemäldegalerie in Dresden wurde
soeben ein meisterhaftes Werk WilhelmLeibls angekauft:
das Bildnis des Barons Stauffenberg, Adjutanten des
Königs Ludwig IL von Bayern im Kriege 1870/71, das Leibi
kurz nach dem Frieden für die Braut Stauffenbergs gemalt
hat. Der Offizier ist nach rechts gewandt, mit dem Kopf
im Profil dargestellt, die rechte Hand in die Seite gestemmt,
die linke Hand auf den Degenknopf gelegt. Die mattblaue
Uniform mit den roten Aufschlägen und den silbernen
Schnuren nebst Ordensschmuck hebt sich in feinem ruhigem
Zusammenklang von dem braunen Hintergrunde ab. —
Ferner hat die Dresdner Galerie ein sehr interessantes und
reizvolles Bild von Max Klinger aus dem Anfang der
neunziger Jahre erworben: einen Blick auf das Kolosseum
von Klingers römischem Atelier.

Unter den letzten Erwerbungen des Germanischen
Nationalmuseums in Nürnberg nimmt die von einem
Freunde und Gönner der Anstalt gestiftete Sammlung von
über 130 Räderuhren des 15. bis 19. Jahrhunderts die erste
Stelle ein. Im Laufe vieler Jahre ist diese Sammlung, wesent-
lich in Süddeutschland, zusammengebracht worden. Die
ältesten Werke mögen bis in das 15. Jahrhundert zurück-
reichen. Außer zahlreichen bäuerlichen oder kleinbürger-

lichen Typen der verschiedensten Orte und Zeiten, wie auch
des mannigfachsten Materials finden sich namentlich unter den
Uhrkästen und Gehäusen der Rokokozeit und des Empirestils
auch manche künstlerisch feine und vortreffliche Leistungen.

LITERATUR

Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts. Herausgegeben
von Paul Heitz.

45. Die Holz- und Metallschnitte des 15. Jahrhunderts in
der Sammlung Apel in Ermlitz. 14 Tafeln. 20 M.

46. Einzel-Formschnitte und Einblattdrucke des Kestner-
museums zu Hannover. 30 Tafeln. 60 M.

47. Einblattdrucke des Großherzoglich hessischen Landes-
museums zu Darmstadt. Band I. 22 Tafeln. 25 M.

48. Einblatldrucke der prinzlichen Sekundogenitur-Bibliothek
zu Dresden. 12 Tafeln, 8 handkoloriert. 30 M.

Von Mela Escherich, Straßburg. J. H. Ed. Heitz. 1916.

Von der weit angelegten Publikation der Einblattdrucke
des 15. Jahrhunderts, die der Heitzsche Verlag herausgibt,
sind wiederum in der Kriegszeit 4 Bände erschienen, die
die Nummern 45—48 tragen. Das Unternehmen, ein voll-
ständiges Corpus der Holzschnitte des 15. Jahrhunderts zu
schaffen, ist an sich ein sehr verdienstliches, und es wäre
nicht genug zu loben, wenn nicht gegen die Art der Ver-
wirklichung die schwersten Bedenken erhoben werden
müßten. Die Lichtdrucke sind im allgemeinen höchst
mangelhaft und für vergleichende Untersuchungen nur mit
größter Vorsicht zu gebrauchen. Die kolorierten Tafeln
müssen für solche überhaupt ausschalten. Die Platten
sind total überarbeitet, um die Tonlagen des kolorierten
Originals zu beseitigen und gleichmäßig weiße Flächen
zwischen den Konturen des Holzschnitts zu schaffen zur
Aufnahme der mit der Hand und meist sehr liederlich auf-
getragenen Farben. In einer wissenschaftlichen Publikation
sollten für Farbenwiedergaben überhaupt nur die mecha-
nischen Verfahren in Frage gezogen werden. Daß mit
ihnen Mustergültiges geleistet werden kann, zeigen die
schönen Veröffentlichungen der »Graphischen Gesellschaft«.
Auch gegen die Aufmachung der Heitzschen Bände ließe
sich allerlei einwenden, so vor allem gegen die dicken
schwarzen Untersatzkartons, auf die jedes kleinste Blättchen
einzeln aufgelegt ist. Auf diese Weise wird aus drei
Lichtdrucktafeln ein ganzer Band, und die Bibliotheken
brauchen unnützen Platz, wie selbstverständlich auch der
Preis sich ohne Not erhöht. Was bei rationeller Ein-
richtung zu erreichen ist, können wiederum die Publi-
kationen der »Graphischen Gesellschaft« lehren. Man ver-
gleiche deren 21. Veröffentlichung, die auf 103 Tafeln
189 mustergültige Lichtdruckreproduktionen nach Holz-
schnitten des Berliner Kupferstichkabinetts zum Preise von
30 M. bringt, mit den Heitzschen Bänden, von denen bei-
spielsweise der des Kestnermuseums mit seinen 30 sehr
zweifelhaften Abbildungen genau das Doppelte kostet. Aber
das sind bereits alte Klagen, die den Kennern der Verhält-
nisse nichts Neues sagen, und deren Wiederholung die
Übelstände kaum abstellen wird. Es muß aber'bei Gelegen-
heit des Erscheinens der neuesten 4 Bände notwendig ein
Wort über die Texte gesagt werden, für die sämtlich Mela
Escherich verantwortlich zeichnet. Es mag der Verfasserin
zu gute gehalten werden, daß die Datierung und Lokali-
sierung der Holzschnitte des 15. Jahrhunderts noch sehr
im Argen liegt, und es kann und soll darum nicht um jede
Bestimmung, die zu Bedenken Anlaß gibt, gerechtet wer-
den. Man hätte aber wohl gewünscht, daß die Verfasserin
selbst diesen Verhältnissen mehr Rechnung getragen und
sich mit dem Erreichbaren begnügt hätte, anstatt Begriffe
wie »seeschwäbisch« einzuführen, da wir uns fürs erste
bescheiden sollten, Lokalisierungen allgemeinster Art zu
 
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