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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Benno Berneis
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0150

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279

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Sammlungen

280

Aufgaben der Art. Allmählich erst entwickelte er als
halber Autodidakt auf Grund dessen, was die zeit-
genössische Berliner Malerei ihm an Anregungen zu
geben hatte, einen Porträtstil und einen Grad von
Sicherheit, wie er die Vorbedingung einer reifen
künstlerischen Arbeit ist. Aber so sehr ihm diese
gleichsam epischen Charakterschilderungen am Herzen
lagen, es drängte ihn mehr noch, seinen lyrischen
Visionen Gestalt zu geben, und diese beiden Elemente
in seinem Schaffen zu versöhnen, war das Bestreben
seiner letzten Versuche. Er sah andere neben sich,
die einen geraderen Weg zu Zielen gegangen waren,
die auch ihm immer deutlicher vorschwebten. Aber
er war zu ehrlich, seine Vergangenheit zu verleugnen,
um es ihnen nachzutun, und er suchte sich selbst
emporzuarbeiten aus einer sorglosen Naturabschrift,
die ihn nicht mehr befriedigte, zu einer formalen
Umsetzung des Erlebnisses. Das Pallenberg-Porträt
zeigt im Gegensatz zu den früheren, wie auch im
Bildnis ein neuer Stil gewonnen ist. Der Ausdruck
ist vereinfacht, die wesentlichen Züge sind in ein-
fachen Flächen klar auseinandergelegt, die Farbe ist
durchsichtig geworden. Von hier aus hätte es weiter-
zuarbeiten gegolten. Es wäre der Zwiespalt zu über-
winden gewesen, der zwischen dem Stil der Bildnisse
und dem der großen Kompositionen in dieser Aus-
stellung klafft. Denkt man jetzt an Berneis zurück,
so haften sein Moissi, sein Reinhardt, sein Schild-
kraut oder die kleinen Bilder vom Rennplatz in der
Erinnerung, Dinge, die des Künstlers eigenen An-
sprüchen an sein Talent nur mehr in bedingtem Maße,
nur als Vorstufen genügten. Er selbst sah etwas
anderes vor sich als Ziel seiner Kunst. Er war im
Begriff, Klarheit zu gewinnen über den Weg, den er
zu gehen hatte. Die entscheidenden Vorarbeiten waren
abgeschlossen. Aber das Werk, das er träumte, war
ihm zu schaffen nicht beschieden.

Ein frühreifes Talent fand nicht den Weg in die
strenge Schule, deren es bedurft hätte, das sichere
Fundament zu bauen, auf dem er weiter arbeiten konnte.
Spät mußte er selbst erkämpfen, was anderen eine ge-
sunde Lehrzeit mitteilt. Zu spät, da ein hartes Schicksal
seinem Leben vorzeitig ein Ziel setzte. GLASER.

NEKROLOGE

Der Lehrkörper der Berliner Universität hat am 11. März
einen bedauerlichen Verlust durch den Tod des außer-
ordentlichen Professors der Kunstgeschichte Geh. Reg.-Rat
Professor Dr. Carl Frey erlitten. Frey ist fast sechzig
Jahre alt geworden und hat mehr als drei Jahrzehnte an der
Berliner Universität doziert. In dieser mehrere Generationen
von Kunsthistorikern bildenden Lehrtätigkeit liegtderSchwer-
punkt von Freys Leistung. Daneben hat er sich durch
sein leider unvollendet gebliebenes Werk über Michel-
angelo weit bekannt gemacht; diese Früchte lange eindrin-
gender Studien stellen Frey in die erste Reihe der erfolg-
reichen Michelangelo-Forscher. In den letzten Jahren

widmete sich der Verstorbene einer umfassenden Neu-
ausgabe des Vasari. Er starb ganz unerwartet, mitten in
der Tätigkeit.

Am 22. März, am Vorabend seines 83. Geburtstages,
starb in Düsseldorf der Maler Ernst Bosch. Auf seinen
zahlreichen harmlosen Genrebildern, von denen einige auch
in deutsche Museen gelangt sind, fällt die sorgfältige und
liebevolle Ausführung des Landschaftlichen auf. Auch als
Bildnismaler ist der bis in die letzten Tage unermüdlich
Tätige bekannt geworden. Der Schüler von Schadow, Sohn
und Hildebrandt, der Freund Mintrops und vieler anderer
bedeutender Düsseldorfer Künstler, war einer der besten
Kenner des alten Düsseldorf, und da er mit der Ver-
waltung des für die neuere Kuntgeschichte nicht unwich-
tigen »Malkasten«-Archivs betraut war, konnte er den
Historikern der Düsseldorfer Malerschule manchen guten
Dienst erweisen. Im »Malkasten« hat denn auch den alten
Herrn, einen der letzten Zeugen von Düsseldorfs Glanzzeit,
da Rethel, Feuerbach und Böcklin Schüler der Akademie
waren, ganz plötzlich und unerwartet der Tod ereilt. c.

PERSONALIEN

Die Maler Professoren Martin Körte und Otto Seeck
sind zu ordentlichen Lehrern an der Hochschule für die
bildenden Künste in Charlottenburg ernannt worden.

Dem Senator der Kgl. Akademie der Künste, Stadt-
baurat Geh. Baurat Dr.-Ing. Ludwig Hoffmann, wurde
vom Großherzog von Hessen die Goldene Medaille für
Kunst und Wissenschaft verliehen.

Dem Divisionsgeistlichen Dr. Fritz Witte, Konservator
des Schnütgenmuseums in Köln, wurde das Eiserne Kreuz
erster Klasse verliehen.

Dr. Georg Minde-Pouet, unsern Lesern bekannt
durch seinen trefflichen Aufsatz über die Czartoryskischen
Sammlungen in Goluchow, ist zum Direktor der Deutschen
Bücherei in Leipzig ernannt worden.

DENKMALPFLEGE

Tag für Denkmalpflege. Der geschäftsführende Aus-
schuß des Tages für Denkmalpflege — Vorsitzender Geh.
Hofrat Prof. Dr. v. Öchelhäuser in Karlsruhe — hat be-
schlossen, in diesem Jahre Mitte September in Augsburg
zu tagen. Diese Tagung war schon für 1914 geplant, wurde
aber durch den Krieg verhindert. Inzwischen hat die
Kriegstagung für Denkmalpflege in Brüssel im September
1915 staltgefunden. Der stenographische Bericht darüber
ist erschienen. Die Tagesordnung des Augsburger Denkmal-
pflegetages wird binnen kurzem bekanntgegeben.

SAMMLUNGEN

Im Ehrensaal des Münchener Deutschen Museums

und in seinen Nebenräumen soll eine Anzahl von hervor-
ragenden Männern der deutschen Technik Denkmäler er-
halten. Beschlossen wurde die Aufstellung der Denkmäler
von Heinrich Hertz, Georg Simon Ohm, Philipp Reis,
Otto Lilienthal, Eugen Langen und Nikolaus Otto.

Inhalt: Glossen zur Propaganda Werdender Kunst. Von Carl Georg Heise. — Benno Berneis. Von Glaser. — Prof. Dr. Carl Frey t; Ernst
Bosch t- — Personalien. — Tag für Denkmalpflege. — Denkmäler für den Ehrensaal des Münchener Deutschen Museums.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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