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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften, [3]
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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXVIII. Jahrgang 1916/1917 Nr. 37. 15. Juni 1917

Die Kunsiclironik und der Kunstmarkt erscneinen am hreitage jeder W.oche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich b Mark.
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Die nächste Nummer der »Kunstchronik« (Nr. 38) erscheint am 29. Juni

MITTEILUNGEN AUS AUSLÄNDISCHEN
KUNSTZEITSCHRIFTEN

IL»)

Die englischen Zeitschriften kommen sehr regel-
mäßig heraus, nur erreichen sie uns oft erst nach
längerer Zeit. Über das, was bis Ende 1916 er-
schienen ist, können wir sehr kurz sein, da wir dann
in einem folgenden Aufsatz länger bei den Januar-,
Februar- und März-Heften verweilen v/erden. Spätere
haben wir noch nicht empfangen.

Unter den bekannten englischen Zeitschriften
»Burlington Magazine«, »Connoisseur« und »Studio«
ist das erste noch wie immer der gediegenste und
enthält im allgemeinen die besten Aufsätze.

Der Charakter der englischen Zeitschriften ist noch
ganz derselbe, wie vor dem Kriege. Sie richten sich
wie immer hauptsächlich an den Sammler. Aufsätze
über Einrichtungen von Museen, Erziehung von Kunst-
historikern und Künstlern, sowie andere prinzipielle
Fragen, worüber man in deutschen Kunstzeitschriften
so oft und so viel liest, findet man hier gar nicht.
Auch kommen nur selten Veröffentlichungen von
Archivalien vor. Daraus muß man aber nicht schließen,
daß sie nichts Wissenschaftliches bringen; im Gegen-
teil, man findet hier manches Interessante zur Ge-
mäldekunde und ausgezeichnete Beiträge zur Kenntnis
verschiedener Arten von Kleinkunst. Von Plastik ist
nur selten die Rede.

Nirgendwo hat sich das Sammlerwesen so stark
entwickelt wie in England, diesem von altersher reichen
Land, das schon so früh angefangen hat, die Kunst
aller Länder, von Ost und West, Nord und Süd, an sich
zu ziehen. England besitzt nicht nur so manche große
Sammlung, sondern auch eine stattliche Anzahl von Ein-
wohnern, die ein oder mehrere gute Gemälde, einige
interessante Möbel, Porzellan oder Fayencen usw. ihr
eigen nennen, oder die eine mehr oder weniger um-
fangreiche Sammlung besitzen, etwa von Zeichnungen,
Kunstdrucken, Radierungen, Münzen, Spitzen, Waffen
oder Stickereien. Was hier alles in den oft ent-
ferntesten Ecken versteckt ist, hervorzuholen und in
weiteren Kreisen bekannt zu machen, ist eine dank-
bare Aufgabe, deren sich die meisten englischen
Kunsthistoriker widmen. So veröffentlicht im Oktober-
heft des Burlington Magazine der finnische Schriftsteller,
Tancred Borenius, der schon seit Jahren in London
über Kunst arbeitet, zwei norditalienische Zeichnungen
aus der Sammlung von Sir Edward Pointer, Bart. P. R. O.

1) Vgl. auch Nr. 35 und 36.

Die eine, in roter Kreide, stellt zwei Gruppen von
Geistlichen dar und rührt von Carpaccio her, die
zweite, die Studie einer stehenden Frau, ist von Barto-
lomeo Mantegna. Das Novemberheft enthält einen
sehr interessanten Aufsatz über Porträts von Carlo
Dolci und S. van Hoogstraten von Lionel Cust und
Archibald Malloch vom »Canadian Medical Corps«.
Der letztere hat am 15. März 1916 in der »Royal
Society of Medicine« über die historisch gewordene
Freundschaft von Sir John Finch (1626-1682) und
Sir Thomas Baines (1622—1684) gesprochen, die in
einem Grab zusammen in der Kapelle von »Christ
College« in Cambridge liegen. Während ihres Aufent-
haltes in Toscana wurden ihre Bildnisse von Carlo Dolci
gemalt, wie uns dessen Biograph Baldinuzzi in seiner
»Notizie de Professori del Disegno« (Ausg. von 1717)
mitteilt. Die beiden Bilder sind Eigentum von Mr.
Finch und hängen in seinem Hause in Buxley-on-the-
Hill. Ebendort hängt noch ein anderes interessantes
Bild, worauf man Sir John Finch in seine Studien
vertieft sitzen sieht im säulenumrahmten Eingang
eines großen Gebäudes. Wahrscheinlich ist dies Ge-
mälde das Gegenstück des in der Haager Galerie be-
wahrten Bildes von Samuel van Hoogstraten. Das
Haus ist ein ähnliches; statt des Herrn steht hier aber
eine Dame, die einen Brief liest, im Vordergrund,
noch weiter vorne ein Hund. Der Dordrechter Maler
van Hoogstraten hat von 1622—1666 in London
gearbeitet. Captain Malloch vermutet nun, daß die
im Haager Bild porträtierte Dame eine Schwester von
Sir John Finch ist: Anne, Frau von Edward Conway.
Diese Dame war, wie die beiden Freunde, eine Schülerin
von Henry Moore, dem Platonisten aus Cambridge,
und galt für sehr gelehrt. Im November 1653 war
Finch in Padua, und wir wissen, daß er damals ein
Porträt seiner Schwester aus Holland erwartete. Hoog-
straten war in diesem Jahre wieder zurück in Dordrecht,
nach seiner Reise nach Rom und Wien. Anne Finch
hatte sich 1651 verheiratet, und 1653 war sie in dem
Alter, wie wir sie im Porträt wiedergegeben finden.
1662 waren Finch und Hoogstraten beide in London,
und Linoel Cust vermutet, daß damals das Gegen-
stück bestellt worden ist.

Ebenso wie die deutschen Kunstgelehrten sich
dafür interessieren, was ihre Feinde in wissenschaft-
licher Beziehung leisten, so hat auch das Burlington
Magazine es für nötig gefunden, seinen Lesern Referate
aus den deutschen Zeitschriften zu bieten. Wir finden
im Novemberheft kurze Übersichten des Inhaltes deut-
scher Fachblätter. In derselben Nummer schreibt Sir
Martin Conway über die »Kreuzabnahme« von Gerard
 
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