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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Dresdner Kunstausstellungen
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Verschiedenes / Inserate
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411

Wettbewerbe — Ausstellungen — Sammlungen — Vereine

412

In der Plastik bietet Georg Wrba mit seinen
Bildnisköpfen weitaus das Beste und schlechthin Vollen-
dete. Die Büsten der Herren Dr. Max Emden, Dr.
Robert Heindl, Geh. Baurat Dr. Karl Schmidt und
der Frau Wrba sind überaus feinfühlige Wiedergaben
innerlichen Wesens, wobei eine Fülle von Einzelheiten
zum geschlossenen Gesamteindruck meisterhaft zu-
sammengefaßt sind. Trotz überzeugender Wahrheit sind
diese Köpfe weit entfernt von der bloßen schlagenden
Ähnlichkeit, sondern Abbilder von Persönlichkeiten,
die auf ein erhöhtes Sein gestellt sind. Daß der
Künstler dabei den Eindruck des Natürlichen beizu-
behalten weiß, ohne die Dargestellten zu Helden zu
machen, daß er sie vielmehr nur zu ihrem eigenen
Ideal emporgehoben hat, ist eben sein Geheimnis,
wie auch die Beschränkung auf den Kopf ihn bei
seinem Bestreben, das Wesenhafte scharf heraus-
zuheben, wirksam unterstützt. Neben den Wrbaschen
treten die Büsten von H. van Ophemert, Edmund
Möller und Artur Lange zurück, wenngleich auch
unter ihnen recht Gutes zu finden ist. Möller hat
überdies das beherrschende Hauptstück des Hauptsaals
der Plastik geliefert: eine Tänzerin, deren in ruhigem
Fließen bewegter Körper einen reizvollen Umriß bildet.
Warum freilich gerade eine Tänzerin ohne Arme ge-
bildet werden soll, ist nicht recht einzusehen. Weiter
stammt von demselben die ernste Gruppe einer Mutter
mit Kind, von Artur Lange das Modell eines stilgerecht
für Stein gedachten Mädchens, das sein Haar kämmt,
in leichter wohl beobachteter Bewegung. Der Tier-
bildner Otto Pilz bringt eine gut durchgebildete
Kentaurengruppe, eine Gruppe von aufrechtstehenden
prächtigen Zirkushengsten und eine Europa auf dem
Stier in Holz. Auch die Gruppe Kronenkraniche von
Hermann Fritz ist erwähnenswert, und schließlich
darf Felix Pfeifers weibliche Figur im »Frühlings-
schauer« als eine gute Arbeit bezeichnet werden.

Die Ausstellung als Ganzes macht der Künstler-
vereinigung Dresden, zumal wenn man die Schwierig-
keiten bedenkt, die der Krieg mit sich bringt, alle Ehre.

WETTBEWERBE

Wettbewerb für Bildhauer. Den alljährlichen Wett-
bewerb für Kleinplastik schreibt im Auftrage des Ministeriums
des Innern der Akademische Rat der Dresdener Kunst-
akademie aus. Es handelt sich um künstlerische Arbeiten
der Innen- und Kleinplastik, die sich zur Aufstellung in
Innenräumen öffentlicher Gebäude eignen. Die Arbeiten
sind in echtem Stoff — Bronze, Zinn, Marmor, gebranntem
Ton, Porzellan usw. — einzureichen und zwar bis 20. Ok-
tober 1917 .mittags 12 Uhr beim Hausinspektor der Kgl.
Kunstakademie zu Dresden, von dem auch die näheren
Bedingungen bezogen werden können.

AUSSTELLUNGEN

Deutsche Kunstausstellung Baden-Baden 1917.

Den Glanzpunkt der diesjährigen Ausstellung, die sich
sonst im allgemeinen, wie auch diesmal, nicht gerade
über einen bestimmten Durchschnitt erhebt, bildet die
große Sonderausstellung des neuen Karlsruher Akademie-
professors Hans Adolf Bühler. Hervorgegangen aus der
Schule von Schmid-Reutte und Thoma, erscheint uns der

Phantasie- und poesiebegabte junge Meister, der es mit
seiner Kunst sehr ernst und streng nimmt, als der charakter-
volle, herbe Verkünder einer neuen, durchaus monumen-
talen, gedanken- und empfindungsschweren Richtung, die
dabei aber das formale Element und den Farbenreiz keines-
wegs hintanstellt. Dies erweisen deutlich seine großen
Kompositionen aus der Nibelungen- und Herlingensage,
aber auch seine tiefempfundenen Bildnisse — in erster Reihe
sein schönes Selbsporträt — wissen davon rühmlichst zu
zeugen. Auch als Radierer und Figurenplastiker in Majo-
lika versteht der vielseitig begabte Künstler Hervorragendes
zu schaffen. In gewisser Weise verwandte Züge mit Bühler
zeigt auch die Kunst seines alemannischen Landsmannes:
Albert Henselmann-München, namentlich in dem »Bonifazius-
Zyklus« und den gewaltigen »Kampf-Kompositionen«, sowie
der koloristisch sehr feinen, meisterhaften »Kreuzabnahme«,
daneben besitzt er aber auch eine Bühler gänzlich ab-
gehende humoristische Ader, wie seine übermütig drolligen
Oberländer ebenbürtigen »Kriegsepisoden« schlagend be-
weisen. Hierher gehört auch die köstliche »Versuchung des
hl. Antonius« von Wohlgemuth-München. Lichtenberger,
Goossens und Reifferscheid-Berlin, sowie der bekannte Ferd.
Dorsch-Dresden zeigen sich als Meister in fein beleuchteten
Salon- und Gesellschaftsstücken, Samberger und Julo Fehr-
München, Gußmann-Dresden, Kapell und Landenberger-
Stuttgart, HansUnger-Dresden, Beecke-Straßburg, Haueisen-
Frankfurt und W. Trübner und seine Schüler Grimm und
Graeser als hervorragende Meister der Porträtkunst. Die
Landschaft repräsentieren hauptsächlich Langhammer und
Phil. Frank-Berlin, der jüngst verstorbene Franz Hoch,
Sieck, Alb. Wenck-München, Pötzelberger und Eckener-
Stuttgart, Claudius-Dresden und die bekannten Karlsruher:
Conz, Segewitz, Biese, Dahlen, von Volckmann, Göbel,
Wallischek, Link, Göhler, O. Graf neben den Hauptmeistern
Thoma, Dill und dem kürzlich verstorbenen Schönleber.
Sehr bemerkenswert ist die von jeher reich ausgestattete
prächtige graphische Abteilung mit den neuesten Blättern
von Slevogt, Liebermann, Orlik, Hans Meid, Kainer-Berlin,
Bühler, Riedel und Conz-Karlsruhe, um nur die hervor-
ragendsten unter den vielen trefflichen deutschen Griffel-
künstlern der Gegenwart hier zu nennen. Etwas spärlich
ist dagegen die plastische Abteilung ausgefallen, die neben
recht guten Arbeiten von Berman und Behn-München,
Pöppelmann-Dresden, Kraus-Berlin, Taucher und Schließler-
Karlsruhe, eigentlich nur ein wirklich hervorragendes Stück
enthält, die überlebensgroße polychrome Marmorstatue der
»Persephone« von Benno Elkan-Alsbach an der Bergstraße,
ein schönes charaktervolles und formvollendetes Meister-
werk, das in seiner edlen vornehmen Linienführung an die
besten Arbeiten von Max Klinger gemahnt.

SAMMLUNGEN

Die kürzlich verstorbene Witwe des Geh. Kommerzien-
rats Andreae in Köln hat dem dortigen Kunstgewerbe-
museum 50000 Mark für Neuerwerbungen vermacht.

VEREINE

»Hannoversche Sezession«. In Hannover schlössen
sich am 5. Juni 1917 die Maler Burger-Mühlfeld, Heitmüller,
Seiffert-Wattenberg, Plünnecke und Leni Zimmermann-Heit-
müller; die Bildhauer Professor Herting, Waterbeck, Vier-
thalerund Gothe zu einer Gruppe »Hannoversche Sezession«
zusammen. Vorsitz: Seiffert-Wattenberg, Hannover-Kleefeld,
Schriftführer Gothe, Hannover, Geibelstraße 39, Kassierer
Heitmüller, Bad Nenndorf,
 
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