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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Pauli, Gustav: Die deutschen Museen und Professor Georg Biermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0227

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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXVIII. Jahrgang 1916/1917 Nr. 39. 30. Juli 1917

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am 1-reitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
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leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. IIa.
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Die nächste Nummer der Kunstchronik. (Nr. 40) erscheint im August

DIE DEUTSCHEN MUSEEN
UND PROFESSOR OEORO BIERMANN

In der Nummer 32 dieser Zeitschrift hat Wilhelm
von Bode die Bildung eines Fachverbandes der deut-
schen Kunsthistoriker angeregt, dem unter anderen
auch die Aufgabe zufallen sollte, in gewissen nach-
gerade peinlichen Meinungsverschiedenheiten des stan-
desgemäßen Verhaltens der Museumsbeamten die Ent-
scheidung zu bringen.

Nun hat sich in dem letzten Heft 13/14 des
Cicerone Professor Georg Biermann in einem wort-
reichen Gegenangriff mit der Person und Wirksam-
keit Bodes befaßt, und damit wurde eine Ange-
legenheit von ernster sachlicher Bedeutung auf das
Gebiet des unerquicklichen persönlichen Streites
hinübergezogen. Die Tagespresse beschäftigte sich —
die Verwirrung mehrend — mit dem neuen deutschen
Kunststreit und nun läßt sich die weitere Diskussion
in der Fachpresse kaum mehr vermeiden. Und
dieses um so weniger, als Herr Professor Biermann
in seine Polemik auch Personen und eine Organisa-
tion wie den deutschen Museumsbund verflochten hat,
über deren Stellung zu den vorliegenden Fragen er
sich unzulänglich unterrichtet zeigt. Er scheint es
anzunehmen, daß in der schwebenden Angelegenheit,
eben jene Museumsleiter, die sich zu dem neuen Bunde
zusammengeschlossen haben, auf seiner Seite stünden.
Dies ist indessen keineswegs der Fall. Wohl hat es
zwischen einigen der betreffenden Herren und Bode
-in Fragen der Wissenschaft und der Museumspolitik
Meinungsverschiedenheiten gegeben, die zum Teil noch
heute bestehen. Diese Meinungsverschiedenheiten haben
indessen — soweit der Unterzeichnete sehen kann —
nicht dahin geführt, daß die Beteiligten die hohen
Verdienste Bodes um das deutsche Museumswesen
vergessen hätten oder, daß sie die Motive zu seinem
hier erörterten Vorgehen mißbilligten. Auch seine
entschiedenen Gegner haben es sich immer sagen
müssen, daß Bode alles, was er unternahm, ausschließ-
lich im Dienste der ihm unterstellten Sammlungen tat,
unter selbstverständlichem Verzicht auf jeden persön-

lichen Vorteil. Eben diesen Eindruck hat indessen
die Tätigkeit des Herrn Professor Biermann bei
seinen Kollegen nicht immer erweckt. Wenn der
Genannte sich jetzt in einer sozusagen moralischen
Entrüstung gegen Bode wendet und es nicht zu
erkennen gibt, daß er früher eine vorteilhaftere
Meinung von der Persönlichkeit seines Gegners
gehabt habe, dann ist es doppelt befremdlich, daß er
von sich selber sagt, er habe sich als »Trabant des
Berliner Generaldirektors« zeitweise »zum Diener einer
ebenso engherzigen wie egoistischen Parteipolitik er-
niedrigt«. --

Es ist erwünscht festzustellen, daß die Gründer
des deutschen Museumsbundes von Erwägungen aus-
gegangen sind, in denen die von Bode beklagten
Mißstände eine wesentliche Rolle gespielt haben. Ge-
rade in dem vorliegenden Falle besteht also zwischen
dem Generaldirektor der Berliner Sammlungen und
der überwiegenden Mehrzahl seiner jüngeren Kollegen
eine weitgehende Übereinstimmung. Ob man die als
erwünscht empfundene Organisation in der Form
eines Fachverbandes oder in der eines Zusammen-
schlusses der deutschen Museumsbeamten begründen
sollte, war eine Frage der Taktik, die inzwischen
zu Gunsten der letzteren Möglichkeit entschieden
worden ist. Jede Besorgnis vor einer ferneren uner-
wünschten Spaltung ist inzwischen dadurch beseitigt,
daß Bode dem Museumsbunde beigetreten ist. Die
hiermit erzielte Einhelligkeit wird hoffentlich dahin
führen, daß der Museumsbund in der Tat als der
maßgebende Vertreter der Interessen der deutschen
Museen und der Standesehre ihrer Beamten gelten
kann, und zwar ohne das von Biermann befürchtete
Ubergewicht eines Einzelnen, da der Bund durchaus
auf der Basis der Kollegialität errichtet ist. Mit den
Einzelheiten der Biermannschen Ausführungen braucht
man sich im Hinblick auf die Form, in der er sie
vorträgt, nicht weiter zu beschäftigen.

G. PAULI.
 
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