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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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The arbitrary government of D. Bode
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0239

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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXVIII. Jahrgang 1916/1917 Nr. 40. 17. August 1917

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
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leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann , Leipzig, Hospitalstr. IIa.
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Die nächste Nummer der »Kunstchronik« (Nr. 41) erscheint Ende August -

THE ARBITRARY OOVI

Eine wirklich vorzügliche Antwort auf die häß-
lichen Angriffe gegen Wilhelm v. Bode haben wir
eben gefunden. Englische Kunstkenner haben sie
formuliert. In einem Report des Trustees der National
Gallery, der durch einen günstigen Zufall auf Um-
wegen in unsere Hände gekommen ist, haben wir
sie gelesen — gerade zur guten Stunde: denn Bode
hat letzter Tage 50 Jahre im Dienste des preußischen
Staates vollendet. Die freimütigen Urfeile von drüben
sind der beste Glückwunsch dazu.

* *
*

Ende 1912 ließ die englische Regierung unter
dem Vorsitz Lord Curzons die namhaftesten Sachver-
ständigen des Königreichs vernehmen über allerhand
wichtige Fragen in bezug auf die englischen Museen,
vor allem aber über die Art, wie bedeutende Kunst-
werke in englischem Privatbesitz in Zukunft vor dem
Verkauf zu schützen seien. Der Report der Trustees
gibt die Verhandlungen wörtlich wieder. Er ist 1915
gedruckt und erst kürzlich den beiden Häusern des
Parlaments zur Verhandlung vorgelegt worden. Das
umfängliche Heft bringt eine Fülle interessanten
Materiales auch für die deutschen Museumsverhält-
nisse, insonderheit auch wegen der bei uns diskutierten
Kunststeuerprojekte. Hierüber wird noch ausführlich
zu sprechen sein. Für heute nur ein Auszug aus den
Erörterungen über die Berliner Museen.

Also: in einer der Sitzungen fragt Lord Curzon,
der Vorsitzende, den Direktor des Dublin-Museums,
Sir Walter Armstrong, ob es zweckmäßig sei, dem
Direktor eine Art Generalvollmacht einzuräumen. Arm-
strong bejaht dies und fährt fort: Wir haben Beispiele
in anderen Ländern, z. B. das Berliner Museum, das
seit vielen Jahren unter der Machthaberschaft (arbitrary
government) von Dr. Bode steht. Es gibt kein Mu-
seum in der Welt, das so gute Ankäufe aufzuweisen
hätte und so gut geordnet ist (There is no museum
in the world so well bought or so well arranged).
Berlin hat ein verhältnismäßig kleines Museum vor
40 Jahren gehabt. In seinen Anfängen kaufte man
Bilder en bloc. Von allen europäischen Galerien
stand es im Durchschnitt am tiefsten. Dr. Bode hat
aus ihm den nächsten Konkurrenten unserer eignen
Sammlungen gemacht, sowohl was die durchschnittliche
Güte der Bilder, als auch die Anzahl der Werke
ersten Ranges betrifft, die es enthält. Ich glaube
nicht daran, daß ein Komitee Bilder kaufen kann,
sowenig wie ich glaube, daß ein Komitee ein Kriegs-

tNMENT OF DR. BODE

schiff kommandieren kann. Was ein Komitee von
Leuten mit guter Allgemeinbildung leisten kann, ist,
offensichtliche Fehler zu vermeiden; aber niemals kann
ein solches Komitee, vereinigt, die Bedeutung eines
großen Kunstwerkes beurteilen.

Der Vorsitzende bespricht dann weiter die Frage,
wie lange ein Direktor wohl am besten im Amte
bliebe. Armstrong erwidert, daß er selber nach dem
Gesetz für Zivilbeamte bis zum 65. Jahre tätig sein
würde. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er dieses
System auch für die National Gallery für geeignet
halte, erwidert er, ob dies oder jenes System richtig
sei, hinge nach seiner Meinung von der Art des be-
treffenden Mannes ab, der mit dem Posten betraut sei.

Vorsitzender: »Soviel ich verstehe, ist Dr. Bode
am Berliner Museum praktisch genommen lebensläng-
lich angestellt, nicht wahr?«

Armstrong: »Ich denke, so ist es. Tatsächlich ist
er ein Experte in verschiedenartigsten Gebieten. Augen-
blicklich ist er so eine Art Gott, der über der ganzen
Einrichtung schwebt.«

Beisitzender Sir Edgar Vincent: »Ist Dr. Bode nicht
das Beispiel eines Mannes, der als ein größerer Prophet
außerhalb seines Landes gilt, als im eigenen?«

Armstrong: »Bode hat Glänzendes geleistet (He
has done splendid work), obgleich er auch bisweilen
Fehler gemacht hat.«

Vorsitzender: »Ich bin der Ansicht, die Begeiste-
rung, mit der Sie von ihm sprechen, kommt in Deutsch-
land selber nur selten zum Ausdruck?«

Armstrong: »Ich glaube, die Deutschen sind mit
ihrem Lob überhaupt sehr sparsam.«

Beisitzender Sir Charles Holroyd (Direktor der
National Gallery): »Bode wird von einer bestimmten
Klasse sehr hoch geschätzt. Sind nicht vielleicht seine
Feinde viel mitteilsamer als seine Freunde?«

Armstrong: »In der Tat.«

Armstrong wird vom Vorsitzenden die Frage vor-
gelegt, in welcher Weise am besten der Katalog der
National Gallery abzufassen sei.

Armstrong: »Ich denke, die ausführenden Organe
der National Gallery sollten es machen wie die des
Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin und einen Kata-
log veröffentlichen, der von jedem Gemälde der Samm-
lung eine Reproduktion enthält. Nachträge im selben
Format könnten alle fünf Jahre hinzugefügt werden.
Die ganze Anlage des Kaiser-Friedrich-Museums-Kata-
loges scheint mir ausgezeichnet zu sein.«

In derselben Sitzung wird auch Mr. R. Rost be-
fragt. Er erklärt die Wandbespannung des Kaiser-
 
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