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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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Haupt, Richard: Brand im Schlosse Gottorf
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0158

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291

Brand im Schlosse Qottorf — Nekrologe — Personalien

292

heit in der lieblichen Landschaft. Infolge des Brandes
tritt die Frage auf, in welcherWeise dessen Schädigungen
wieder aufgehoben werden können, und es werden
nicht bloß Entschließungen verlangt betreffs der künf-
tigen Einrichtung der Kaserne zu größerer Zweck-
mäßigkeit, sondern auch betreffs wirklich würdiger
und verständiger Behandlung des Baudenkmals. Da
das Schloß unter denen der Herzogtümer noch bei
weitem das bedeutendste ist, sowohl in geschicht-
licher als auch in künstlerischer Hinsicht, so wäre
jede Schädigung sehr zu beklagen, die hier zu einer
Einbuße führte. Man muß hoffen und erwarten, daß
vor allem die äußere Herstellung der obersten Ge-
schosse und der Dächer streng im Sinne des histo-
risch Berechtigten eingeleitet werde, und daß die mit
der Arbeit zu betrauende, sehr sorgfältig auszu-
wählende künstlerische Kraft sich vielfach veredelnd
und wiederherstellend erweise. Werden die Maß-
regeln hiernach getroffen, so kann es geschehen, daß
der große Brand, statt verderblich zu sein, sogar
günstige Folgen nach sich ziehen wird, zur Ehre und
Genugtuung, statt zur Betrübnis und zur Beschämung
für Stadt und Land. RICHARD HAUPT.

NEKROLOGE

Am 8. April dieses Jahres ist in Berlin in einer Klinik
der Gemälde-Restaurator Kgl. Sächsischer Hofrat Philipp
Ritter im 57. Lebensjahre verstorben. Seit vielen Jahren
war er in Leipzig ansässig und hier ist er auch für aus-
wärtige Sammlungen und Sammler rastlos bis beinahe an
sein Ende tätig gewesen. Namentlich das Leipziger Museum
der bildenden Künste ist ihm sehr zu Dank verpflichtet,
denn seine Kunst, die von hervorragenden technischen
Kenntnissen, großer Gewissenhaftigkeit und Liebe zur Sache
getragen wurde, ist einer ganzen Reihe wertvoller Gemälde
aus älterer und neuer Zeit in hervorragendem Masse zu-
gute gekommen. Die Kunst eines Gemälde-Restaurators,
die viel Mühe und Arbeit und auch gediegene künstlerische
Vorbildung verlangt, aber auch viel Entsagung voraussetzt,
blüht meist im Verborgenen und wird nur von wenigen,
meist denen, welchen die Sorge um Kunstwerke anvertraut
ist, in ihrer ganzen Bedeutung gewürtigt. Um so dank-
barer muß man solchen Meistern sein, die auf eigene
künstlerische Arbeit verzichten und ihr Können in den
Dienst praktischer Kunstpflege stellen. Der Tod Hofrat
Ritters wird von allen, die mit dem liebenswürdigen, feinen
Manne persönlich zu tun gehabt haben, schmerzlich empfun-
den werden.

In Partenkirchen starb am 6. April, erst 34 Jahre alt,
der Düsseldorfer Landschaftsmaler Willy Lukas.

Bei den Kämpfen in der Nähe von St. Quentin fiel als
Leutnant und Kompanieführer der Kunsthistoriker Dr.
Willibald Hermens aus Magdeburg. Dr. Hermens, zuerst
Volontär am Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, dann
Direktorial-Assistent des Großherzoglichen Museums in
Weimar, hat nach freiwilliger Aufgabe dieser letzteren
Stellung bei der Vorbereitung der für 1915 geplanten
Westdeutschen Retrospektiven Ausstellung eine reiche
Tätigkeit im Dienste der älteren Düsseldorfer Malerei
entfaltet. Das wertvolle von ihm zusammengebrachte
Material wird im Kunsthistorischen Institut der Universität
Bonn und in den städtischen Kunstsammlungen zu Düssel-
dorf aufbewahrt.

Friedrich von Schennis, der bekannte Berliner
Stimmungsmaler, ist im Alter von 64 Jahren gestorben.
Seine auf träumerische Verlassenheit gestimmten Bilder,
zu denen er die Motive in den verfallenen Ruinen Roms
und den einsamen Parks der französischen Königsschlösser
fand, haben ihm manche Anerkennung gebracht. Die Berliner
Nationalgalerie bewahrt auch ein Bild von ihm, indessen hat
die Schätzung seiner Kunst aus natürlichen Gründen stark
nachgelassen. Die Werke haben den Schöpfer nicht überlebt.

Am 2. April starb in Frankfurt die Malerin und
Radiererin Eugenie Bandell im Alter von 55 Jahren.
Eine geborene Frankfurterin, studierte sie zunächst in
Hanau unter Paul Andorff und namentlich bei G. Corni-
celius. In der Zeit, wo W. Trübner sich in Frankfurt an-
sässig gemacht hatte, genoß sie ein Jahr lang auch dessen
Unterricht (1899—1900). Von ihren größeren figürlichen
und landschaftlichen Werken sind eine ganze Anzahl in
Privatbesitz übergegangen. Als Radiererin war sie Schülerin
von B. Mannfeld und hat auch als solche mit ihrem kräf-
tigen Talent Tüchtiges geleistet.

Der Architekt Dr. Kurt Posse, Assistent von Geheim-
rat Dülfer an der Dresdener Technischen Hochschule, ist
im Westen gefallen. Posse war ein begabter Baukünstler,
der sich auch wissenschaftlich erfolgreich betätigt hat. Er
hat längere Zeit in Siam gelebt und von dort eine künst-
lerisch wie wissenschaftlich gleich bedeutende Sammlung
mitgebracht. Der Gefallene ist ein Bruder des Dresdener
Galeriedirektors Dr. Hans Posse.

PERSONALIEN
Peter Behrens wurde am 14. April fünfzig Jahre alt.
Er kam von der Malerei her und wurde einer der Haupt-
führer der kunstgewerblichen Bewegung um das Jahr 1900.
Von 1899 bis 1903 gehörte er der Darmstädter Künstler-
kolonie an, bis 1907 leitete er die Düsseldorfer Kunstge-
werbeschule und ging dann nach Berlin, um in dem indu-
striellen Weltunternehmen der Allgemeinen Elektrizitäts-
gesellschaft die Aufgabe eines künstlerischen Ratgebers zu
erfüllen. Mit großem Erfolg hat er hier seine ganzen
Kräfte eingesetzt und wirklich eine Kulturtat vollbracht.
Sein künstlerischer Geist, der sich den praktischen For-
derungen der Industrie einzufügen wußte, hat die gesamte
Erzeugung in ihren äußeren Formen bestimmt, sei es nun,
daß es sich um die schlichte Form einer kleinen Lampe
oder um die Monumentalität der großen Fabrikbauten
handelte. Außerhalb dieses Arbeitskreises hat sich Peter
Behrens vornehmlich als Baukünstler betätigt. Als vor-
nehmste Aufgabe ist ihm hier der Bau der Petersburger
Botschaft gestellt worden, die er aber nicht ganz ohne be-
rechtigten Widerspruch gelöst hat.

Hans Thoma ist von der »Freien Sezession« in Berlin
zum Ehrenmitglied ernannt worden. Damit besitzt der
Meister diese Würde für beide Berliner Sezessionen, denn
die alte, noch nicht geteilte Sezession zählte ihn bereits
seit vielen Jahren zu ihren Ehrenmitgliedern.

Der Dirigent der Kunstsammlungen in den königl.
Schlössern und Direktor des Hohenzollernmuseums in
Berlin, Geheimrat Prof. Dr. Paul Seidel, vollendete am
14. April sein sechzigstes Lebensjahr. Die Kunst des
18. Jahrhunderts liegt ihm besonders am Herzen und dieser
Zeit galt bisher vornehmlich sein Schaffen. Aber auch als
Museumsleiter hat er eine glückliche Hand bewiesen, indem
es ihm gelang, aus der beschaulichen Ruhe der Schlösser
so manches wertvolle Stück ans Tageslicht zu fördern.
Erst vor kurzem war es ihm möglich, in kaiserlichem Be-
sitz einen Rembrandtschen Studienkopf zu entdecken.
 
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