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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 55.1919/​1920 (Oktober-März)

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Nr. 19 (6. Oktober 1920)
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Bode, Wilhelm von: Marcus Kappel und sein Vermächtnis ans Kaiser-Friedrich-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.29588#0417

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT

HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN

BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE

NR. 19 6. FEBRUAR 1920

MARCUS KAPPEL UND SEIN VERMÄCHTNIS
ANS KAISER-FRIEDRICH.MUSEUM

VON WILHELM BODE

IN Marcus Kappel, der am 20. Januar im Alter von 81 Jahren verltorben
ift, hat Beriin einen warmen Kunftfreund, einen feiner eifriglten Kun(t-
fammler, haben unfere Mufeen, hat vor allem unfere Gemäldegalerie einen
ihrer wärmlten Freunde und Gönner verloren. Idi perfönlidt habe in diefem
liebenswürdigen, freundlidien Manne einen getreuen Anhänger und einen der
gebefreudigften Helfer bei allen meinen Beltrebungen fiir unfere Mufeen zu
Grabe getragen.

Marcus Kappel war ein Rheinländer von Geburt. Kunltliebe war ihm
weder vererbt nodi anerzogen. Seine Schulung als Kaufmann und Bankier
erhielt er in Antwerpen, zufällig zufammen mit Auguft de Ridder, dem fpä-
teren Direktor der Frankfurter Farbwerke, der fpäter gleichfalls zu einem
ebenfo leidenlchaftlidien Sammler neuer und alter Gemälde wurde. In Berlin,
wohin Herr Kappel bald nach dem franzöfifchen Kriege übergefiedelt war,
kam er in gefdiäftlidie Beziehungen mit Adolf Thiem, dem künftlerifdi hoch-
begabten, leidenfdiaftlidien Sammler, der feine Freude an der Kunft audh
feiner ganzen limgebung, feinen Freunden mitzuteilen wußte. Bei feinem
Freunde Kappel wurde ihm das anfangs keineswegs leidit,- iiber eine notdürftige
Ausftattung feines Haufes in der Tiergartenftraße mit einigen modernen Ge-
mälden wollte er lange nidit hinausgehen. Sdhließlidi beredete ihn Thiem
zur Dekorierung des Eß.zimmers mit alten Stilleben, wie fte damals in Berlin
Mode geworden war. AIs erftes bradite idi ihm, auf Thiems Wunfdi, vor
etwa zwanzig Jahren ein Stilleben von Willem van Aelft aus London mit.
An dem äußerft delikat durchgeführten toten Federvieh, an den reidien Stoffen
und Beiwerk hatte Herr Kappel folche Freude, daß er zunächft möglidift rafch
die weitere Ausftattung des Eßzimmers mit ähnlidien Stilleben wünfchte. Damals
war mir grade die Erwerbung einer befonders malerifchen Darftellung eines
Frühftückstifches von A. van Beyeren ftir unfere Galerie gelungen/ Herrn Kappel
begeifterte das Bild fo, daß er fidi fdiließlidi erbot, es der Galerie zu fdienken,
wenn er zeitlebens den Nießbraudi des Bildes haben könne — ein Anerbieten,
auf das wir natürlidi eingingen, und deflen Annahme fidi wahrlidi gelohnt
hat. Von jetzt ab wurde Herr Kappel wirklidier Sammler. Er vereinigte
 
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