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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (April-September)

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Nr. 33
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Sydow, Eckart von: Afrikanische Holzbildwerke im Leipziger Museum für Völkerkunde: Versuch einer Scheidung nach Stilprovinzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36987#0117

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZB
NR. 33 13. MAI 1921

AFRIKANISCHE HOLZBILDWERKE
IM LEIPZIGER MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE
(VERSUCH EINER SCHEIDUNG NACH STILPROVINZEN)
VON ECKART VON SyDOW
DIE vortreff liehe Ausftellung von Negerplaftiken, die kürzlich aus den
Beftänden des von K. Weule mit vorbildlicher Vielfeitigkeit aufgebauten
Leipziger Mufeums für Völkerkunde im Graffimufeum ftattfand <vgl. »Kunft-
chronik« S. 488), regte zum Abfchluß längft vorbereiteter Unterfcheidungen
der afrikanifchen Stilprovinzen an. Es kann fich hierbei finngemäß nur
um einen kunftwiffenfchaftlichen Verfuch handeln, alfo um das Bemühen, das
fpezififch Kunfthafte, Formale der Arbeiten zu analyfieren. Das Religiöfe,
Ethifche, Metaphyfifche ufw., das aus diefen Arbeiten fprechen mag, habe
ich in einer Arbeit »Exotifche Kunft« <Verlag Klinkhardt ‘'2D Biermann,
Leipzig), die foeben erfchien, fkizziert.
Da es bei folchen Erftlingsbearbeitungen eines noch unbeackerten Ge-
bietes auf möglichlte Präzifion ankommt, begnüge ich mich mit der figuralen
Plaftik, — Kunftgewerbe und Masken beifeite lallend.
Vier Hauptgebiete umfaßen die wefentlichfte afrikanifche Bildnerei: Oft>
afrika, das eine Einheit für fich bildet, dann im Welten Afrikas: das Ge-
biet des Niger, öftlich davon Kamerun, endlich das große Gebiet, das der
Kongo umftrömt. An diefe umfangreichen Gebiete fchließen fich zum Meere
hin fchmälere Küftengebiete an: Dahomey, Togo, Lagos, Südkamerun, dann
weiter unten im Süden: Loango, Angola.
Oftafrika nimmt einen wenig ehrenvollen Platz für fich ein. Die Arbeiten
feiner Einwohner find roh, ohne eigentliches Kunftgefühl. Eine derbe Plumps
heit unterfcheidet die unbehilflichen menfchlichen und tierifchen Körper von den
oft fo ausgezeichneten Arbeiten der anderen großen Länder, in denen die
wefentlichften Kunftdinge Afrikas geformt werden.
Die Grundlage der Nigerifchen, vor allem der jorubifchen Kunftübung
ilt doch wohl die einft fo große Bronzegußkunlt von Benin gewefen. Von ihr
fchreibt fich wahrfcheinlich die kriegerifch entfchloffene Härte der Formen her
<Abb. 1>. Scharfund oft kantig, fchlank, fehnig und fchnittig find die Körper heraus^
gearbeitet. Ihre Rundung ift weniger auf Weite, als auf pralle Straffheit ein-
geftellt, die oft einer militärifchen Eleganz nicht entbehrt. Von einem gleich-
 
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