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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 12
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Glaser, Curt: Ein Besuch im Louvre
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0227

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT

HERAUSGEBER:
CURT GLASER ■ GUSTAV K I RSTE I N ■ HANSTIETZE
VERANTWORTLICHE REDAKTION:
ALFRED KUHN

1922

22. DEZEMBER

NR. 12

Einfendungsftelle für alle Manufkripte, außer Österreidi und München: Dr. Alfred Kuhn,
Berlin-Friedenau, Fr egeltraß e 26 • Für Ölterreidi: Wiener Redaktion, Prof.Dr. H.Tietze,
Wien XIX, Armbrultergaffe 20 • Für München: Münchener Redaktion, Dr. Hans Rupe,
München, Widenmayeritraße39III ■ Verlag von E.A. Seemann, Leipzig,Hofpitalltraßel la

EIN BESUCH IM LOUVRE

VON CURT GLASER

IE erße Frage, die der Reifende, der aus Paris zurückkehrt, zu beant-


L_7 Worten hat, iß die nach dem Louvre. In den Berichten, die man gelefen
hat, war fo viel von LImßellungen und grundfätzlichen Veränderungen die
Rede, daß man faß glaubte, der Louvre müße feit der Wiedereröffnung nach
dem Kriege ein ganz neues Mufeum geworden fein. Das iß ganz und gar
nicht der Fall. Man iß in Paris immer fehr konfervativ, und man hat auch
diesmal nur fehr vorfichtig an der alten Ordnung gerührt. Die wichtigße Ver-
änderung betrifft den Salon carre, der feine Hauptfchätze eingebüßt hat und
im wefentlichen nun die Bilder größten Formates beherbergt wie die zwei
Riefengemälde Veronefes.
Wie die Tribuna in den Uffizien, fo iß der Salon carre im Louvre
feines einßigen Nimbus beraubt. Aber an feiner Stelle hat man in Paris in
der Mitte der langen Galerie einen kleinen Raum durch Vorhänge gleichfam
als Allerheiligßes abgeteilt. Hier hängt die Mona Lisa, das ländliche Konzert
von Giorgione, die Madonna von Correggio, ein paar von den Glanzßücken
des einßigen Salon carre, und hier allein iß der Verfuch gemacht, mit zwei
Marmorbüßen und einer Truhe die Abfolge der reinen Bildergalerie zu durchs
brechen. Im übrigen find die Gruppen an den langen Wänden etwas deut-
licher zufammengefaßt, das Material behutfamer gegliedert, und durch die
Einfügung der Meißerwerke, die früher an befonderer Stelle vereinigt waren,
entßehen natürliche Mittelpunkte. Die Deutfchen endlich find herausgezogen
und in den Kabinetten feitlich der Rubensgalerie untergebracht. Hier hängt
jetzt Dürers frühes Selbfibildnis, eine der Neuerwerbungen des Louvre, und
neben die Bilder Holbeins find die Zeichnungen geßellt, wie ja immer im
Louvre mehr als in anderen Mufeen Zeichnungen dauernd gezeigt wurden.
Die Säle der franzöfifchen Malerei, die feitlich von der langen Galerie
abzweigen, haben einige Ergänzung erfahren. An Primitiven iß nur ein Bild
des 14. Jahrhunderts als jüngßer Zuwachs zu verzeichnen, in dem der enge
 
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