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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 20
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Kuhn, Alfred: Die Nichtsterbenwollende: Glossen angesichts der Ausstellung der "Freien Sezession" bei Lutz in Berlin
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Literatur / Personalien / Ausstellungen / Forschungen / Öffentliche Kunstpflege / Vereine / Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0391

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Literatur

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neration um die Vierzig. Wo aber ift die vorhergehende? Liebermann hat
ein paar kleine ältere Arbeiten gefandt,- Slevogt fehlt ganz. Orlik ift un-
günftig vertreten.
Belfer kann man die Jungen Itudieren: ein charaktervolles Bild von Böck-
ftiegel, anltändige Arbeiten von Martin Bloch, Bela Czobel, Hans W. Glafer,
Otto Herbig, Ant. Kerfchbaumer, Märtel Schwichtenberg, gute Stücke Malerei
von Walter Münz, Julius Freymuth, Arno Drefcher. Aber das genügt
nicht. Von den Bekannten: Pechftein mit unter anderen einem guten Bild
»Stilleben« in dunkeln Tönen, Hofer mit drei Stücken, aus denen »Die
Tochter Lots« durch den Ernlt ihrer Auffalfung, die Gefchlolfenheit der
Kompofition und die Schönheit der Farbe hervorragt. Moll, Levy und
Purrmann mit farbig außerordentlich reizvollen Gemälden. Neu ift uns
Chichio Haller, die Frau des Bildhauers Herrn. Haller, die farbig fehr
delikate Bildchen ausgeltellt hat. Fügen wir noch an, daß Munch einige
eindrucksvolle Werke gefandt hat, fo fcheint die Überficht über die Malerei
erfchöpft zu fein. Konnte uns diefe nur fehr wenig fagen, fo ift die Ernte
der Skulptur beftimmt nicht dazu in der Lage. Neben bekanntem Guten,
fo von Haller, Scheibe, ift ein Frauenkopf von Ewald Matare aufzuzeigen,
der ein bemerkenswertes Gefühl für Plaftizität beweift.
Faßen wir zufammen. Eine gänzlich unzureichende Ausheilung der Freien
Sezeffion, die uns anzeigt, daß gerade in den Kreifen, die Intereffe für fie
haben müßten, folches nicht mehr befteht. Dies gebe man endlich zu und
ziehe daraus die Konferenzen. Alfred Kuhn

LITERATUR
Georg Lippold, Gemmen und
Kameen des Altertums und der
Neuzeit. Mit 1695 Abbildungen auf
167 Tafeln. Julius Hoffmann Verlag,
Stuttgart.
Wenn gefagt wird, daß diefer Band in
Form und Ausltattung der Bauformen-
bibliothek des Stuttgarter Verlages erfchienen
ift, fo ift damit fchon über den Reichtum
und die tatellofe Qualität der Bildtafeln
das bündigfte Lob ausgefprochen. Der
Band fteht in der Tat — trotz der täglich
wachfenden Schwierigkeit der Bücherpro-
duktion — feinen Vorgängern keineswegs
nach, unterfdieidet (ich aber von ihnen
dadurch, daß er die Anordnung des Mate-
rials dem befonderen Charakter diefes ent-
fprechend ganz neuartig geftaltet. »Nicht
für den Gelehrten ift unfer Werk beftimmt,-
dem Kunftfreund, dem Künftler foll hier

ein großes Gebiet vergangener Kunft er-
fchlolfen werden, das eine außerordentliche
Fülle an intereffanten, bedeutenden Figuren
und Motiven, einen eigentümlich intimen
Reiz der kleinen feftgefchloffenen Kom-
pofitionen aufweift, wie ihn die moderne
Zeit leider lange nicht zu würdigen wußte«.
Was den Herausgeber an feinem Thema
reizte, war weder das Hiftorifche, noch das
allgemeine Künftlerifdhe, fondern die fpezi-
fifche Umformung, die die Motive durch
die technifche Bedingung der Glyptik er-
fahren hat,- fein Buch will gewiflermaßen
eine Sammlung von Epigrammen aller Zei-
ten fein und zeigen, wie die künftlerifchen
Formen unter dem Zwang knappfter Aus-
drucksweife einen eigenen Stil erlangten.
DiefemGemmenftil gegenüber erfcheint dem
Herausgeber das Formenbedürfnis der ver-
fchiedenen Epochen und der verfchiedenen
Künftler minder belangreich,- Gemme ift ihm
 
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