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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 21
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Szkolny, Felix: Die Luxussteuer auf Kunstwerke
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Literatur / Personalien / Sammlungen / Ausstellungen / Forschungen / Öffentliche Kunstpflege / Sitzungsberichte / Wettbewerbe / Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0412

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404

Literatur

eingeführte Kunstwerke von der Luxusfteuer überhaupt zu befreien, wenn
fie im Handel bleiben und wieder nach dem Auslande veräußert werden.
Frankreich hat eine folche Steuerbefreiung eingeführt und kichert durch ein-
fache Bestimmungen den Nachweis der Identität des eingeführten mit dem
ausgeführten Kunltgegenltand.

LITERATUR
G.F.Hartlaub, Der Genius im Kinde.
F. Hirt, Verlag.
Im Anfdhluß an eine Ausftellung kind®
lieber Kunlterzeugniffe in der Mannheimer
Kunlthalle ilt der Verfaffer dem Urfprung,
dem Wefen, den mannigfachen Bedingungen
diefer Gebilde nachgegangen. Was er hier
als weitausholende, tieffchürfende Einlei®
tung zu etwa hundert veröffentlichten
Kinderzeichnungen vorgelegt hat, hebt Sich
dem geiftigen Gepräge nach denkbar weit
von diefem ab. Es hätte die Möglichkeit
befanden, die Interpretation vom Genius
ihres Gegenltandes durchdringen zu lallen,
ganz aus der Seele diefer Dinge heraus
die Worte zu holen, den Standpunkt in
Sie felblt hinein zu verlegen. Sie ilt konfe®
quent vermieden worden, und damit der
Darffellung der Zugang zum Herzen fo®
wohl diefer naiven Schöpfungen wie zu
dem des Lefers eher erlchwert. Verbin®
düng zwilchen uns, aus dem Reiche des
Kindes Vertriebenen, und den geheimnis®
reichen Zeugniflen jener Welt zu Schaffen,
eben durch diefe Vermittlung einen Strom
von dorther ins ergraute Leben der Er®
wachfenen zu leiten: das wäre vielleicht
die Ichönfie Aufgabe folchen Buches ge®
wefen, und ihr eben entzieht es Sich. Nur
in diefem einen Punkte der Standortwahl
jedoch erreicht Kritik eine LInterfuchung,
die nach Weite des Horizonts, Schärfe
geordneter Erkenntnis und Klarheit des
Ausdrucks höchlten Ranges ilt. Hartlaub
Stellt nicht eigentlich neben die beftehenden
1 heorien über die Probleme der Kinder®
kunlt eine eigene und neue, faßt vielmehr,
lichtend und tiefer begründend, Ergebnifle
zufammen. Er verbindet in Stets zwingen®
der und erhellender Weife, arbeitet die
Grundlagen der Vorgänge äußerlt präg®
nant hervor, entwickelt die Probleme nach
ihren feinen Aktualitäten. Jeder Satz dringt

weit unter die Oberfläche, nur anfpruchs®
volle Erkenntniffe find angeltrebt.
So läßt ein Anfangskapitel Formen der
Kinderverehrung ralch vorüberziehen, fo®
fort durch Gegenüberltellungen auffcbluß®
reich, die Weite einer Einteilung anlegend,
die den Chriltusknaben, Runges Kinder®
bilder, Wedekind, heutige Jugendbewegung
ufw. in einen rahmenden Bogen faßt.
Struktur, Reichtum, Grenzen der eigen®
tümlich kindhaften Genialität treten deut®
lieh hervor, in Traum und Spiel werden
die Wurzeln des erlten Ausdrucks auf®
gefucht, die Abfpaltung des Künltlerifchen
aus derart fpielendem Tun wird beobachtet.
Der Anteil »ideographilcher« Zeichenfprache
und mehr dem Eindruck folgender Ge®
fichtsvorltellungen am kindlichen Bilden
wird differenziert, im Anfchluß daran der
fo oft gezogene Vergleich mit andern pri®
mitiven Kunltäußerungen (exotilchen, bäu®
rilchen, pathologifchen, expreffionifiifchen
ufw.> zu z. T. neuen Ergebniffen geführt.
Dabei ergibt lieh ein überzeugendes Bild
des Entwicklungsganges naiver Stilformen,
nicht ohne daß wir auf die Eigenwerte
der einzelnen Phafen (freilich mehr in theo®
retifcher Hinficht> aufmerkfam gemacht wer-
den. Hemmende wie fördernde Einflüfle
auf die kindliche Schöpferkraft werden
offenbar, und es ergeben Sich danach aller®
lei Direktiven für die Leitung und Unter®
weifung des jungen Vermögens, wobei die
Notwendigkeit des Bewahrenhelfens über
die der Bildung und Mehrung gerückt ilt.
Im Gange diefer Darlegungen manch Satz,
der allgemeine Einlichten <z. B. in das Ver®
hältnis der Schmückenden und der aus®
drückenden Funktion im Kunltwerk> mit
ganz feltener Treffficherheit formuliert,
Exkurle, die etwa in Probleme des künlt®
lerifchen Werturteils Scharf hineinzuleuchten
willen. Hartlaub ilt auch der Gefahr aus
dem Wege gegangen, die Kinderkunlt allzu
eng heutigen Infantilismen zu verbinden
 
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