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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 19
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0342

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320

Literatur

LITERATUR
E. Hildebrandt, Malerei und Plastik
des 18. Jahrhunderts in Frankreich.
(Handbuch der Kunstwissenschaft.)
Wildpark-Potsdam, Athenaionverlag.
Richtiger würde der Titel lauten:
Plastik und Malerei. Der Verfasser be-
handelt beide Gebiete getrennt, er gibt
einen knappen Umriß des Stilverlaufes
mit klarer Skizzierung der Stilgruppen,
dann folgt als erster Teil die Plastik, der
im vollkommen selbständigen zweiten
Teile die Malerei folgt. Das Ganze bleibt
in der Anlage leicht übersichtlich, der
feste Faden ist mit der Einleitung ge-
geben, die beiden Hauptteile sind in der
Untergliederung nahezu symmetrisch.
Der Text ist fließend geschrieben, der
Stoff mit Sicherheit behandelt. Die Bil-
der der künstlerischen Persönlichkeiten,
ihre Redeutung im Zusammenhänge der
Entwicklung der französischen Kunst
des 18. Jahrhunderts, treten klar hervor.
Das Gebiet der französischen Plastik bis
zur Mitte des 18. Jahrhunderts ist in
Drinkmanns Rarockskulptur, die in
demselben Handbuch erschien, bereits
summarisch im Zusammenhang mit der
gesamteuropäischen Entwicklung be-
handelt. Da Hildebrandt sich zum Ziel
gesetzt hat, die Entwicklung nur inner-
halb Frankreichs zu schildern, bringt er
eine erwünschte und selbständige Er-
gänzung der Ausführungen Rrinkmanns.
Der Verfasser ist in seiner Selbst-
beschränkung zu weit gegangen, als er
darauf verzichtete, mehr als gelegent-
liche Andeutungen über die Beziehungen
zur italienischen und flämischen Kunst
zu geben. Nur ein Bruchteil der Leser
wird sich selbst Auskunft darüber geben
können, wie weit das Werden eines neuen
plastischen Ideals neben dem Wirken
innerfranzösischer Kräfte durch aus-
ländische Kräfte beeinflußt ist, in wel-
chem Maße diese in Frankreich selbst
fort- und umgebildet wurden.
Die nicht glücklich gewählte Gegen-
überstellung Ethos — Sinnlichkeit in der
Einleitung des Teiles über Malerei läßt
sich vermissen. In der Frische der Dar-
stellung bleibt dieser Teil hinter dem
ersten nicht zurück; zum Bestgelunge-

nen gehört die Gegenüberstellung Wat-
teau — Boucher, die Abschnitte über
Fragonard und Chardin. David schließt
hier, wie IJoudon im ersten Teil, die Dar-
stellung ab.
Als Ganzes eine gute und anregend
geschriebene Einleitung in das Wesen
der französischen Plastik und Malerei
des 18. Jahrhunderts.
Vorwürfe verdient, wie bei fast jedem
Bande des Handbuches, die Ausstattung,
die der Verlag dem Buch angedeihen
läßt. Die klitzekleinen Bildchen im
Briefmarkenformat, die verschmierten
Farbendrucke sind ein Hohn auf das
deutsche Buchgewerbe und eine Herab-
setzung der ernsten Arbeit des Ver-
fassers. E.
-k
W. Gr oh mann, Kirchner-Zeich-
nungen. 100 Tafeln und zahlreiche
Holzschnitte im Text. Arnolds Gra-
phische Bücher, 2. Folge Bd. 6. Dres-
den 1906, Ernst Arnold.
Aus etwa 4000 Zeichnungen hat Groh-
mann einen Auswahlband zusammen-
gestellt, der Blätter von 1899 bis 1924
umfaßt und ein klares eindeutiges Bild
von Kirchners künstlerischem Werde-
gang gibt. Auch von der Folgerichtig-
keit seiner Entwicklung, die nicht
sprunghaft, sondern organisch und not-
wendig bedingt ist. Die Jahre 1909 und
1916, Kirchners Übersiedlung aus Dres-
den nach Berlin, aus Berlin in die
Schweiz sind äußere Merksteine, so gut
wie der Wandel in der Wahl der Motive:
die fiktive Welt, Zirkus, Ballett, Variete
beherrschen neben Straßenbildern und
Aktkompositionen im Freien die Berli-
ner Zeit, Berglandschaften, das Leben
der Bauern und Hirten mit ihren Herden
stehen seit 1916 im Vordergrund.
In der Einsamkeit der Schweizer
Jahre, im Zusammenleben mit der Na-
tur ist Kirchner immer größer, einfacher,
wesentlicher geworden, aber von An-
beginn an war sein Ziel darauf gerichtet,
seine Beziehungen zur Umwelt, seine
Visionen in seiner eigenen Sprache zu
künden. Zeichnen bedeutet für ihn kein
Registrieren und keine virtuosenhafte
Übung wie etwa für den alten Menzel;
 
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