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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925/​1926 (Oktober-März)

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Nr. 33/34
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41232#0125

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Archäologisches ■—- Ausgrabungen

555


[Tazza Farnese. Nationalmuseum, Neapel

Kölner Künstler auf
einer beachtenswerten
Höhe und gibt gleich-
zeitig ein wichtiges
Zeugnis für das erste
Eindringen der Maas-
schule am Rhein, die
zwar wichtige tech-
nische Errungenschaf-
ten wie die Bereiche-
rung der Farbenskala
einf übrte; doch der gei-
stigeGehalt derKunst-
werke wurde vernach-
lässigt, ebenso wie ihr
architektonischer Auf-
bau, dessen wichtige
Beziehungen zum Kir-
chenbau noch garnicht
genügend erforscht
sind. Luise Straus-Emst
ARCHÄOLOGISCHES
»Tazza Färnese«
Aus Neapel wird
berichtet, daß ein Mu-
seumsdiener infolge
einer Disziplinarstra fe
in seiner Wut einewun-
dervolle aus einem Stück Sardonyx ge-
schnittene antikeSchale zertrümmert hat.
Zwar hofft man durch geschicktes Zu-
sammenfügen der Scherben das Stück re-
staurieren zu können, der Reiz, der in der
außerordentlich guten Erhaltung dieses
Kunstwerkeslag,ist allerdings auf immer
dahin. DieSchale ist bis in das Jahrl471
zurückzuverfolgen, damals wurde sie von
Lorenzo Medici aus der Sammlung des
Papstes Paul II. erworben und kam mit
der Farnesischen Sammlung dann nach
Neapel. Darnach wird sie allgemein als
»Tazza Farnese« bezeichnet. Die Unter-
seite dieses hervorragenden Kunstwerkes
ziert ein Gorgoneion im Typus der älteren
»Medusa Rondanini« mit zwei unter dem
Kinn geknoteten Schlangen und den Flü-
geln im Haar. Unter geschickter Renut-
zung der wechselnden Schichten des Ge-
steins ist auf der Innenseite der Schale
eine figurenreicheSzeneherausgearbeitet.
Der personifizierte Flußgott, der Nil mit
dem Füllhorn, sitzt gegen einen Baum

gelehnt, ihm zu Füßen ruht auf einer
Sphinx die Euthenia, die Göttin des Re-
gens und Überflusses, die in Tracht und
Gestalt der Isis ähnlich, sich als Genossin
des Nils auf alexandrinischen Münzen
nicht selten findet. Hinter der Euthenia
erscheint der SäemannTriptolemos, wäh-
rend zwei Windgötter, die »Etesischen
Winde« und zwei Horen gleichfalls auf
den Landbau und die Fruchtbarkeit des
Nillandes hindeuten. Die Schale, ohne
Zweifel eines der hervorragendstenWerke
antiker Kleinkunst, dürfte zur Ptolemäer-
zeit in Alexandrien entstanden sein. Kö.
AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen in Griechenland.
Die griechische Archäologische Gesell-
schaft zu Athen war im letzten Jahre
damit beschäftigt, in Athen die Frei-
legung des Odeion des Perikies weiter
durchzuführen. Der Ostabhang der Akro-
polis, sowie die Umgebung des großen
Dionysos - Theaters wird dadurch der
 
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