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OMinoNtWu, LMM M ZMhktBlall

j»»l iisikisisiisi iiius ziir Gesiswftsiieriiüstesiiiui zmisisikii

Mnstlern, als KrDitekten, AustcrzeiDnern. Uodelleuren, SildZauern usw„ ÄunstZandwerkern, Zekoraleuren.
^roß- und Klein-Kändlern. §abrikanten. Vau-UnlernHnern, Palent-Knn'ätten. Knstalten sür Zerviel-
sältigung. LesDSsten sür Lin- und Äusfugr und Kuftraggebcrn des Kunstgewerbes überZaupt.

__ ^ Kerausgkökr: IkudmaM Mknuriüs> ^

l.Dovcmbcnsoo. HreLs: 1 kjjdark vLertelMkrlicl). r Zadrc... Dctt 3.

»Dat das IkunstgeWerbe eine ^ukunkt?


Mit dieser Uberschrist sendet uns lserr 6ofrat l8raff ^
in Dresden den solgenden Aufsatz, der vieleu unserer Leser
sehr wenig als willkannnene Botschaft tlingcn wird. ^ei dein, ^
wie ihm sei : wir baben ini vorigen kefte niit Rouleaur' Be> ^
urteiluug dem heutigen Aunstgewerbe Angenestmes sagen
dürfen, wir bitten es heute, etwas Unangenehmes zu hören,
denn gerade aus dem Ubcrdenken verschiedener Meinungen
sachkundiger lNänncr kann es am besten entnebmen, wie es
angesehen wird. üat ksofrat Graff Unrccht, so ist dem dcntschen
Uunstgewerbe die schlagendstc lviderlegnng auheimgcgeben,
dic lviderlegnng durch die That. Graff schreibt:

wemi inan diese Frage ohne Uinschweife zn be-
aniworten hätte, so inüßte nmn sie lcider mit einein
ktaren „Nein" beantworten. Aunstgewerbe sollte
aus Uunst und Gewerbe bestehen. öiervon ist aber
der erste Teil durch 5urrogate crsetzt, d. i. der Isand-
werker hat wohl im Beginn des jetzt vergangenen
kunstgewerblichen Ausschwungs niit Aünstlern gearbeitet,
jetzt aber schon längst Genüge darin gesunden, etwas
aus der ungezählten Masse von Lserausgaben, aus
Ukuseen usw. zusannnenzustoppeln.

Gerade ini Aleingewerbe niacht sich daruni jetzt
entschieden ein Utanael an originalen j)deen benierk-
bar. Die lebendige Führung der Aunst ist verloren
gegangen. während nun das Lsandwerk ini Ge-
schniack wesentlich stehen geblieben ist, hat sich die
künstlerische Fabrikation, d. i. U'lassenerzeugung, un-
geheuer gehoben. Der Fabrikant sucht, achtet und
zahlt die besten künstlerischen Rräfte. Der Gand-
werker aber glaubt alles allein thun zu können, ihni
schwebt teilweise noch das Ideal des Rünstlers und
hsandwerkers in einer person vor — ein s)deal,
welches ini 16. Zahrhundert verwirklicht gcwesen sein
„soll". Ls ist sicher, daß es vorgekoninien ist —
in Linzelsällen. Dann aber kann nian sagen, daß
der Liandwerker zuni Rünstler wurde. Aus deni frühern
Handwerkcrstande sind sehr viele, ja die nieisten Aünstler
hervorgegangen. Die Allgenieiuheit des Lsandwerker-

standes hat aber zn keiner Zeit Runst und Gandwerk
vertreten. Das ist eine geschichtliche Fälschung. Za,
sie hat ost in eineni gewissen Gegensatze zuni „Aunst"?
gewerbe gestanden. Albrecht Dürers vater, ein Gold;
schnndt, der nach Nürnberg kam, wurde n.ach Altz
seindungen der zünftigen Meister yoni Ngte zuni sreien
Rünstler erklärt. peter Nischer war doch kein Gelb-
gießer, sondern ei» „Rünstler". Zn uns noch nahüi
liegenden Zeiten hat Türpe seu., weil ihni von Ron-
kurrenten der lveiterbetrieb seiner „Runst"tischlerei
untersagt wurde, voni Nate die Grlaubnis erhalten,
seine Arbeit als „Runst"arbeit wieder auszunehnien.
Ls ließen sich diese Fälle noch ins Unendliche ver-
niehren.

Das jetzige kleine Runstgewerbe kann nun ohne
direkte Ijilfe sür die Runst, d. i. für die person des
Rünstlers, unniöglich die Ronkurrenz niit den künst-
lerisch betriebenen Fabrikationen aushalten. Zuni
billig und schlecht werden wir sonst bald noch „ge-
schniacklos" hinzusügen niüssen.

In den srühern Zahrhunderten ist, wie jeder
Renner der Runstgeschichte weiß, auch die künstlerische
Verinittlung durch die Rünstler — bez. die ?siutre8
ArLvour«, die sog. Nleinnieister besorgt worden. Der
gräßte Teil unserer neueren Derausgaben sind aber
Neproduktionen von Leistungen srüherer Zeiten. Unter
der Sintflut des Lrschienenen sind nioderne Mriginal-
eutwürse höchst selten.

Nnsere Zeit ist eine vorwiegend realistische, und
daher kann von einer Durchdringung dcr Allgeniein-
heit durch die Runst wohl schwerlich die Nede sein.

Will ein Teil des Gewerbes wirklich als „Runst"-
gewerbe bestehen gegenüber dcni kunstgewcrblichen
Großbetriebe, so niuß er noch originaler und noch
individneller als der Großbetrieb werden. U)ie dies
aber nüt Nnigehung der Rünste geschehen soll, ist
uns ein Nätsel. Tin Nätsel ist uns auch der Gand-
werkerhochniut gegenüber deni Rünstler. Das kleine


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