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Abb, Z>. Drciccb!g>: FiiUung. LntwurOon zf. Kottcbcr.

die lieber Zigarrenständer, Aschenbecher, Blmnenvasen, visiten-
kartenteller usw. als Temxelgefäße, Nargilehs, Zpucknäpse
usw. in ihren Zimmern aufstellen. Man verlangt indische
Formen, aber man verlangt sie von Gegenständen des euro-
päischen Gebrauches. Anch jene Schmucksachen, welche die
indischen Gold- nnd Silberschiniede für die Frau eines Radscha
fertigen, sind allzu schwer und auffallend bunt, fo daß sie
nimmerinehr von einer voruehincn enropäischen Danie ge-

tragen werden. Daher findet man jetzt schon überall mit
indischen Musteru verzierte, aber zu enropäischeni Gebrauch
bestiminte Waren. kjand in kjand hiermit geht gewöhnlich
cine verschlochterung des Materials und des Geschinackes.
Die Stickeroien von Delhi haben jetzt schon vielfach europäische
Seiden- oder Atlasstoffe als Unterlage. Und leider findet
nian bei fast allen indischen Geweben heute nicht mehr die
zarten Farben von srüher, sondern nieistens die schreienden
Farbentöne des Anilins.

Il^undsckau.

Vernüscbtes.

n Über cbinesiscbe Mcber bringt der „Vstas. Lloyd"
einon Zlufsah, deni wir Liniges entnehmen.

„Fast jede größere Stadt im Reiche der Mitte und jeder
Bezirk des Aaiserreichs hat eine besondere Form des Fächers.

Dcr Alappfächer ist der Fächer par excellencs des bezopftcn
volks. Der große sdalmblattfächer, der alljährlich voruehmlich
von Lanton aus in großen Mengen ansgeführt wird, ist viel-
leicht der billigste und derjenige, welcher die meiste Aühlung
bringt, doch ist er unbequem zu tragen, hält auch nur eiuen
Somnier aus. Bei Besitzern von Thee-Restaurants und Gast-
höfen ist er sehr beliebt, und stets ist er in den Gastzimmern
zu finden. Der Alappfächer nininit uur wenig Raum ein,
man kann ihn in die Stulpstiefel eines Gcntleman oder am
Genick in das kragenlose Iaquet des chinesischen Auli stecken.

INan findet ihn deshalb in allen Provinzen des Reichs, wie
auch in den Steppen der Mongolei und den ksochgebirgen
Tibets. Über die sür Luroxa sorgsältiger gearbeiteten Sorten
mit ihren kunstvoll geschnitzten oder durchbohrten Llfenbein-
griffen genügt zu sagen, daß man solche selbst in den höchsten
und reichsten chinesischen Gesellschaftskreisen nicht kennt, letztere
geben nie viel Geld für Fächer aus. Sie mögen solche, die
aus jdapier oder Seide verfertigt sind, gebrauchen, Llsenbein

oder Sandelholz mag zum Griffe verwendet worden sein, aber
selbst dann ist die allgemeine Ansführnng der Arbeit in der
Regel einfach, der gewöhnliche Klappfächer ist iu Lhina großen-
teils aus Bambus gemacht, welcher sowohl das billigste wie
a»ch das dauerhafteste aller chinesischen lsölzer ist. Die besseren
Sorten von Fächern haben mitunter ein Gehänge, aus Bern-
stein, Nephrit, Llsenbein und dergl. Die Zahl der «Rnochen»,
wio die Lhinesen die Rippen eines Faltenfächers nennen, ist
nicht willkürlich gewählt; sechszehn, einschließlich der beiden
äußern Stöcke, mag als die Normalziffer gelten, obgleich
manche Fächer zweiunddreißig und selbst sechsunddreißig
«Anochen» haben.

Der kjangtschau-Fächor jaus der kjauptstadt Tschekiangs)
hat meist eine große Anzahl von Rixpen; er ist sehr stark nnd
kann, obschon nur aus Papier gemacht (das aber in Mel ge-
tränkt ist), einen Tag lang ins Wasser gelegt werden, ohne
zu verderben. Doch erfreut sich dieser ffächer keiner großen
Beliebtheit, und zwar aus folgendem Grunde. wie bei den
Lhinesen tveiß als das Sinnbild des Todes und der Trauer
gilt, so erachtet man Schwarz für die Farbe moralischer ver-
derbtheit; man vermeidet daher dunkle Gegenstände. Der
Hangtschau-Fächer ist - ein wenig Gold- oder Silberstaub,
der darauf gestreut ist, ausgenommen — aber ganz schwarz,

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