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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Bücherschau
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Bücherschau.

i.
vr. Sustsvs 1s Lon. I/g. Livilisg-tion äss
^-1-8.1)68. OnvrLAS illuslrv äe 10 ekro-
molil1>ogragiliis8, 4 eLrtvs et 366 grs.vri.r68,
äont 70 grsnäe8 i,1snelr68, ä'sxrö8 1s8
1>I>otogrsp1,is8 äk 1'srrtonr au ä'sprÜ8 äe8
äoerrnrsnt8 1s8 p1u8 rrnt1rentic^rre8. rsri8,
I'irinin-Oiäot st 6'°- 1884. 1?r. 30.
1?. ä. Der Kultur des Jslcmr sind unter den
geistigen Mächteu des Abendlandes in erster Linie
die Wissenschaftcn, demnächst das Kunstgewerbe
vcrpftichtet. Wie einst der altgricchischen Kunst
alte ersten Kcime vou Osteu zuflvgen, so nährte
sich inr Mittelalter das Abendland an jener
Quelle. Jahrhuuderte lang deckten die Web-
stühle Vorderasiens dcn Bedarf an Prachtstoffen
bei den Völkern des Westens; die sabelhaften
Muster pflauzten sich von den Teppichen auf
den Stein der Kirchcn und Kapellen über und
wurden init christlicher Symbolik umkleidet. Den
Araberu, vvrzüglich den Ägpptcrn, sah Venedig
einen Teil seiner glänzendcn Glastechuik ab; vvn
den spanischen Mauren lernte Jtalien das ur-
alte Geheimnis der Zinuglasur und stattete mit
ihrer Hilse einen Zwcig der Töpferci mit deu
höchsten Reizen dekorativer Kunst aus. Als
letztes, rcichstes Erbteil siel der Renaissance ein
Stück des arabischen Flachvrnamentes, die schvn
damals so gcnannte Maureske, zu, ciu uner-
schöpflichcs Mvtiv im Ornament der Deutschen,
Niederländcr und Franzosen, sügsam für alle
Launeu des wcchselnden Zeitgeschmackes.
Dcn wunderbarcn Boden, der schvu sür
unser cngercs Jntcresse so viele Früchte zeitigte,
sucht Herr G. lc Bon im Ganzen und in seinen
Teilen zugänglich zu machen. Nicht durch Worte,
durch landschaftliche und historische Schilderung
allein, sondern vorwiegend und mit Absicht durch
die Anschauung, durch die Abbildung der Örter
und Menschen, der Sitteu und Denkmäler, der

Bauten und der Kleiiikunst. Auf seinen Reisen
durch Spanien, Ägpptcn und Sprien hat dcu
Verfasser sein eigeucr photographischer Apparat
begleitet; der Holzschnitt uud die Zinkätzung ge-
statten, nicht nur Vvu diesen getreuesten Skizzeu,
sondern dazu vvn gut gewählten anderweitigen
Phvtographien eine erstaunliche Fülle zu bietcn.
Zur Ergänzung sind einzelue hvchst saubere
Zeichnungen und Farbeudrucke nach den besten,
schwer zugänglichen Werken über besoudere Teile
des mohammedanischen Kulturgebietes heran-
gezogen; für die persische Architektur Coste,
für die Alhambra Owen Jones, fllr andere
spanische Denkmäler die großartige spanische
Staatspublikation. Die dankenswerte Bercit-
willigkeit der Herren Verleger gestattet uns unter
anderem zwei Beispicle der letzteren Gruppe vor-
zulegen, die Fassade der Moschee der Alhambra
zu Granada und die farbige Aufnahme eines
Deckenfeldes aus der altcn Moschee zu Cordova.
Die kleincren Jllustrativnen siud nach eigcnenAuf-
nahmen des Verfassers hergcstellt. Wir wähltcn
solche Tafcln, welche für die dekorative Kunst
von besonderem Wert siud; daneben steht eine
bunte Reihe landschaftlicher Bilder, Städtean-
sichten, Volkstppen, Momentausnahmcn höchst be-
zeichnender Straßenscenen. Überall Wirklichkeit
und Gegcuwart, kcine gewagte Rekvnstruktivn
oder histvrischeJltustrationssünden; derLeser selbst
svll Material gewinnen, uni sich auch das Ver-
gangene wach zu rufen. Der Verfasser rllhmt
kaum zu viel, wenn er meint, daß nur cin
Durchblättcrn der Abbildungcn mehr Ausschluß
über die Kultur der Araber gewähre als man-
cher dickleibige Band.
Wir legen auf dicse Tcndenz besonderen
Nachdruck, nicht nur weil sie den Wünschen und
Bedürfnissen der Kunstgeschichte entgegenkommt,
sondern weil ganz entsprechend der Text des
Werkes mehr den Niederschlag gesunder Reise-
beobachtungen und völkerpspchologischer Kombi-
 
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