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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Pabst, Arthur: Chinesische Glasarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0047

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Fig. 1. Formen chuiesischer Glasgcsiißc.



Lhinesische Glasarbeiten.
von ^krtkiur pabst.
lNit Illustrationen und einein Farbcndruck.

Vergebens wird man in Werken iiber die
Gcschichte des Glases Nachrichten übcr die
Glasindnstrie Ostasiens suchen; in Japan wird
Glas erst seit dcr Erschließung dcs Landes in-
folge enropäischen Einflustes crzeugt; die Glas-
industrie in China ist völlig unbekannt. Bei
Besprechung der Leistungen der mvdernen Glas-
industrie gelegentlich der Wiener Weltausstellung
konnte Lvbmeper sich über China äußern, cs er-
scheine in kulturgeschichtlicher Hinsicht bcmcrkcns-
wert, daß in einem Lande, in welchem man seit
4000 Jahren Porzellan fertigt, Email längst
mit aller Vollkvmmenheit crzeugt wird, „die
eigentliche Glasiudustric beinahe unbekannt
blieb" und daß in derselben trotz des Verkehrs
mit Europa immer noch keine ncnnenswerten
Fortschritte zu verzeichnen sind. Dicses Urtcil
war damals ohne Zweifel richtig; man kaunte
die Leistungen der chinesischen Glasindustrie
früherer Zeit nicht; heute trifft dasselbe nicht
mehr zu, denn heute können wir nachweisen,
daß die Glasmacherkunst in China einst in hoher
Blüte stand, erst mit allen anderen Künsten im
Laufe dieses Jahrhunderts in Verfall geraten ist.
Wir verdankcn diese Kenntnis dem Sammel-
eifer des kaiserl. deutschen Gesandten in Pcking,
Herrn v. Brandt, durch dessen uneigennützige
Vermittelung die Berliner Museen scho» so zahl-
reiche kvstbare Erwerbungen machcn konnten.
I) Lobmeyer, Dis Glasindustrie, S. 214.

Bekanntlich ging die mit eingehendster Sach-
kenntnis und fcinstem Geschmack angelegte
Sammlung chincsischer Kunstgegenstände des
Herrn v. Brandt im Jahrc 1879 in den Besitz
des Kuiistgewerbcmilscums zu Bcrlin über, mit
ihr gegen 200 Stück alter Glasarbeiten, nach-
dem bercits einige Jahre zuvor eine Kvllektivn
nioderner Glasarbeiten mit eingehcnden Bc-
richten über Hcrkunft rc. an das Mnscnm ge-
langt war. Ganz kürzlich 1884 ist mit einer
zweitcn Sammlung des Herrn v. Brandt
wiederum einc kleinc Gruppe alter Glasarbeiten
erwvrben, so daß — nach Ausscheidung von vier
kleinen Kvllektivnen, die an das königl. ethno-
graphische Museum zn Berlin, das österrcichische
Museum in Wicn, das Museum sür Kunst und
Gewerbe in Hamburg und an das South-
Kensingtvu-Museum zuLvndvn abgegebcn sind —
nunmehr cine ganz einzig dastehende Sammlung
von gegen 400 Stück chinesischer Glasarbeiten
in Berlin vorhanden ist. Eine eigentliche Bc-
arbeitung dieses reichen Materials ist dcshalb
besonders schwierig, weil uns jedes littcrarische
Hilfsmittel fehlt: was hier darüber beigebracht
wird, ist allein aus den Objekten selbst abge-
leitet, die zum Teil datirt sind; für die moderne
Jndustrie kvmmt eiu Bericht des Herrn Vvn
Brandt zu Hilfe.
Es ist an sich mchr als wahrscheinlich, daß
die Glasindustrie in China sehr alt ist und in
engem Zusammenhang mit der Schmelzarbeit
 
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