Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

DOI Artikel:
Kutas.: Die achte Ausstellung der Union centrale des Arts décoratifs in Paris, [2]
DOI Artikel:
Pabst, Arthur: Die kunstgewerblichen Altertümer im Beuth-Schinkel-Museum zu Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0100

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dis kunstgewerblichen Altertnmer im Beuth-Schinkel-Musenm zu Berlin.

91

stischen BeLingungen des Materials bewahrt hat,
nnd die Erzeugnisse der Vergangenheit sich nicht
zu nmnittelbarem Vorbilde dienen, sondern sie
nur als Anregungsmittel fiir Neuschöpfungen
auf die Phantasie wirken läßt. Sie ist sich des
Rechtes bewußt, welches die Gegenwart auf
ihren eigenen, vielfach durch Veränderung der
Lebcnsverhältnisse bedingten Geschmack hat. Jn
Deutschland wie in andern Ländern muß dieses
Bewußtsein noch sehr gefvrdert und noch manche
Anstrengung gemacht werden, um durch den
Kunstunterricht die verloren gegangenen Tradi-
tionen zu crsetzen.

Nicht zum Nachahmen studiren wir die Alten:
die Schulen, Museen und Ausstellungen sollen
nns nnr zeigen, wie die Alten verfuhren, um zu
großen Ersolgen zu gelangen, wie wir es machen
müssen, um gleiche Ziele zu erreichen, aus welchem
Wege wir die Jdeen der modernen Zeit am besten
zur Erscheinung bringen. Dic technische Vollen-
dung, welche die Kunstarbciten der Alten aus-
zeichnet, wird sich mit der Zeit bei gewissen-
haster Schulnng nicht nur erweitern, sondern
llbertreffen lassen. Darum: I'uitos oomnrs tss
unoisn8, rnuis ns kuirstss xms ss gn'its ont
ckch's, tnit.

Die kunstgewerblichen Altertümer im Beuch ^chinkel-Museum
zu Berlin.

Das Benth-Schinkel-Museum ist mit der
kvnigl. technischen Hochschule im Herbst des ver-
flossenen Jahres nach dem neuen Gebäude in
Charlottenburg iibergesiedelt, es wird infolge-
dessen vermutlich noch weniger als bisher besucht
werden. Jn dem Museum befinden sich eine
Anzahl knnstgewerblicher Gegenstände, welche, aus
dem Nachlaß Beuths stammend, bisher so gut
wie unbekannt waren, mithin auch fiir praklische
Zwecke nie benutzt sind. Gelegentlich der Er-
öffnung des neuen Gebäudes ist von der techni-
schen Hochschule ein Sammelband von Abhand-
lungen von Mitgliedern des Lehrkörpers als
„Festschrift" herausgegeben, in dem Julius
Lessing über diese älteren Werke der Kleinkunst
unter obigem Titel ausführlich berichtet. Er
giebt nach einer kurzen Einleitung über die
Entstehung der Sammlung einen Auszug aus
dem von ihm kürzlich angelegten Änventar der-
selben, wobei den wichtigsten Stücken eine WLr-
digung in historischer und künstlerischer Hinsicht
zu teil wird.
Da die „Festschrift" resp. die in ihr nieder-
gelegten Abhandlungen nur eine sehr beschränkte
Verbreitung sinden dürften, so mag in Kürze
auf einige ganz hervorragende Stücke der Samm-
lung hier hingewiesen werden. Es drängt sich
dabei von selbst die Frage anf, ob sich die Über-
führung dieser Gegenstände nach deni Kunst-
gewerbemuseum, wo sie heute überhaupt hin-

gehören und ungleich beguemer zugänglich sind,
nicht empfehlen dürste.
Die Sammlung enthält 91 Gegenstände
von sehr verschiedenem Wert, darunter moderne
Arbeiten, einige antike Bronzen, zahlreiche gute
Gläser, Krüge, Majoliken. Von ungewöhnlichem
Wert und Bedeutung ist zunächst ein kleiner
goldener Rahmen mit aufgelegten Goldfäden,
Zellenschmelz und Edelsteinen besetzt, dessen
Ornamente Reste antik römischer Formen zeigen
(Nr. 77). Die Verwandtschaft mit den Ornamen-
ten der eisernen Krone und des Altars in S. Am-
brogio in Mailand haben Lessing veranlaßt, das
Stück für eine lombardische Arbeit des 9. Jahr-
hunderts anzusehen. — Dcm 12. Jahrhundert
gehört ein vorzügliches (rheinisches oder wohl)
den Werkstätten des Maasthals entstammendes
Emailkreuz an (Nr. 6), deffen Darstellungen sehr
nahe verwandt sind dem die gleiche Sage —
die Auffindung des heiligen Kreuzes durch die
Kaiserin Helena — behandelnden Email eines
Religuiars in Tvurnap (L.nnales cks i'uvuck. ä'ur-
oböol. äs klsIZigns 1878). — Bon grvßter
Seltenheit ist cin kleines kugelförmiges Elfen-
beingesäß mit Schnitzereien, auf deren Ähnlich-
keit mit den Skulpturen des Bassussarkophages
Lessing hinweist; es ist zweifellos eine italienische
Arbeit des 4. bis 5. Jahrhunderts. Abbildungen
der drei bisher angeführten Objekte sind auf
einer Lichtdrucktasel der Abhandlung beigegebcn.
 
Annotationen