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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Bücherschau
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Spanische Biajoliknsliesein

dem krüstigen Gerüst giebt das sich ablvsende
Blattwerk Neiz und Leben. Von den anderen
Künstcn verdient vor allem die Stickerei einiger
Decken der Nenaissance volle Bewunderung.
Daß sich nnter den üblichen Zinntellern, Waffen,
Schrcinkchcn auch Bcispiele von mehr lokalem
Jntercffe sinden, ist erklcirlich. Ob dcr Heraus-
geber den Nestcn des Rococo, zumal dem ein-
fachen Gebrauchsnivbcl, dcssen wir dringend be-
dürfen, ganz gerecht geworden ist?
Vor allem aber erblicken wir in dcr Pn-
blikation wie seiner Zeit in der Ausstellung selbst
ein willkommenes Zeichen für den Patriotismus
und den thatkräftigen Knnstsinn der leitenden
Männer. Gleichzeitig liegen nns aus der Nach-
barstadt Stcyr die ersten Lieferungen einer
ähnlichen Vervffentlichung über die dortige vvr-

jährige Ausstellung vor*), auf welche wir zu-
rückkommen werden. An beiden Orten hat sich
das Jnteresse auf die deutsche Vergangenheit ge-
richtet; man hat erkannt, mit wie viel tausend
Fäden das Kunsthandwerk anch dcr vstlichen
Lande an die derzeitigen Sannnelpunkte deutscher
Bildung geknüpft war. Auch dieser uatioualen
Einsicht würde es zu gute kommcn, wcnn sich
aus den vorübergehenden Ausstellungen bleibendc
Sammlungen niederschlügeu. Jedc That im
Südcn wird Nachhall auch im Nordeu finden: wir
mvchtcn mit leichter Änderuug au die ciscrue Mah-
nung jenes Waffenschmiedes der deutschen Sage
denken: Landmark werde hart! l?. ll.
*) Kunstgewerbliche Gegenstünde der kulturhisto-
rischen Ausstellung zu Steyr t884. Jm Anftrage des
Komitö's herausgegeben von L. Weber. Steyr 188ö.

Spamsche Majolikafliesen.
IZu den Kopfleisten.j

L.— Die Kopfleisten in diesenr Hefte sind nach
Einfassungsborten gezeichnet, welche größere Flächen
spanischer Majolikafliesen umrahmen. Die Originale
befinden sich im Kunstgewerbemuseum zu Berlin und
sind in Spanien wcihrend der Jahre 1881/82 mit
Majolikagerätsn aller Art srworben. Die Fabrikation
emaillirter Thonwaren in Spanien h at man sich weit
ausgedehnter vorzustellen, als dies gemeinhin ge-
schieht. Namentlich ist die Herstellung von Fliesen
eine sehr umfassends gewesen, wie die noch zahlreich
erhaltenen Reste beweisen. Wie vieles andsrs ver-
dankt Spanien auch seine Keramik der arabischen
Kultur: dis Araber brachten Gebrauch und Fabrika-
tion der Fliesen mit nach der Halbinsel und ließen
beides nach der Vertreibung zuriick.
Von spanischen Majolikafliesen der spnteren Zeit
giebt es zwei Artsn: einfnch gemalte, wie sie
auch in Jtalien und Frankreich im 16. Jahrhundert
vorkommen, und gepretzte; die anscheinend Spa-
nien eigentümlich sind. Bsi letzteren ist das Muster

derart aufgepreßt, datz die Konturen als feine schmale
Stege in flachem Relief erscheinen. Sie bilden,
nnalog den aufgelöteten Drähten beim Zellenschmelz,
Zellen, zur Aufnahme der farbigen Glasuren, dersn
Zusammenfließen sie hindern. Beim Gebrauch nutzen
sich diese Stege oft ab, und dann erscheinen die
einzelnen Farben durch rotbraune Streifen — die
Farbe des Thones — getrennt. Die Farbenskala
ist keins umfangreiche: weiß, schwarz, blau, grün
und gelbbraun, doch sind durch geschickte Verwen-
dung der Farben reiche Wirkungen erzielt. Die
frühsn Muster sind maurisch oder zeigen maurischen
Einfluß, die späteren bieten durchaus die Formen
dsr Nenaissancs, so datz man sie sür italienischer
Herkunft halten könnte. Die Verwendbarkeit der
Motive in der modernen Kunst, namentlich für Weberei
und Stickerei, leuchtet ohne weiteres ein. Wir werden
auch in den Kopfleisten der folgenden Hefte solche
Fliesen bringen.


Thstrklopfer mis Schmiedccisen, 17. Jahrh.
 
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