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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Schnütgen, Alexander: Sifridus, ein deutscher Goldschmied des 13. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0106

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Rimstgewerbeblatt. t- Jahrgang.

No. s.


Äfridus, ein deiltscher Goldschmied des ^3. Iahrchunderts.
von Alexander Schnütgen.
Mit Abbildnng.

Herr vr. Eliel Aspelin, Dozent der Uni-
versität in Helsingfors, veröffentlicht eine knrze
Abhandlung in finnischer Sprache über einen zu
Borgci in Finnlnnd befindlichen Mcßkelch. Der
nur ein nnd eine halbe Seite umfnssende in
französischer Sprnche geschriebene Epilog, den
der Verfasser beifiigt, ermvglicht das Verständnis
sciner hauptsächlichsten Angaben und Anschau-
ungen in Bezug auf diesen Kelch, und die pho-
tvlithogrnphische Abbildung des Ganzen, sowie
dic lithographische Dnrstellung sämtlicher figür-
lichen Details machen eine Beurteilung desselben
möglich. Diese wird freilich dnrch dcn Mangel
des Originnls und durch die Unvollkommenheit
der Abbildungen schr erschwert, svll aber trotz-
dem versucht werden, dn es sich um ein tech-
nisch, wie künstlerisch schr hervorrngendes litur-
gisches Gefäß des 13. Jnhrhunderts hnndelt,
desseninschriftlich bezeugterVerfertiger „Sisridus"
ohne Zweifel ein Deutscher war.
Den Angaben des Verfnssers gemäß ist der
Kelch aus Silber und ganz vergoldet, seine Höhe
beträgt 0,228, der Durchmesser der Cuppa circa
0,180, des Fußes 0,197 rn. Er gehörte ehedem
znm Schatze der Kathedrale von Viborg, von
wv er, durch Krieg gefährdet, im Jnhre 1709
nnch Bvrgn in Finnlnnd geflüchtet wurde, um
dort zu bleiben. Der Verfasser hält es für
wahrscheinlich, dnß er der Knthedrale von Vi-
borg nicht ursprünglich angehört habe, sondern
ihr später durch einen sinnischen Krieger ge-
schenkt worden sei, der sich vielleicht während deS
dreißigjährigen Krieges nuf einem damals nicht
mehr ungewöhnlichen Wege in dessen Bcsitz ge-
sctzt hnbe. Wenn er zuletzt der Hoffnung Aus-
druck giebt, daß es eincm deutschen Forscher ge-
Niuistgcwcrbcbllill. I.

lingen werde, seine eigentliche Heimat zu be-
stimmen, so scheint auch er dessen Ursprung in
Deutschland anzunehmen.
Versnchcu wir nun den Kclch tcchnisch,
ikonographisch, stilistisch zu annlysiren und
in Bezug aus sein Alter nnd seine Fabrika-
tionsstätte Vermntnngen anzuschließen.
Der trichterartige Fuß, der Nodus iu Form
einer abgeplntteten Kugel, dic hnlbkugelförmige
Cuppa sind mit dem Hammer hergestellt, und
nn den beiden crstcn nur die Stellen, welche die
Reliefs anfnehmen sollten, markirt, indem sie
dnrch eine Hvhlkchle herausgehoben wurden. Das
auf diesc Weise nun in seinen Umrissen gebil-
dete schmncklosc Gefäß, welches schon in Lieser
nllgemeinen Form die spätrvmnnische Epoche
deutlich genug verriet, sollte uun den reichsten,
mannigfnltigsten Dekor in den verschiedcnen
Techniken des Treibens, Stanzens, Aussägens,
Auflötens, Verschneidens, Grnvirens, Filigra-
nirens, selbst des Emaillirens nusnehmen. Eine
nndere Technik sollte sich am Fnß, eine andere
nm Nodus, wiederum eine nndere an der Cuppn
entfnlten.
Der Fuß, der mit einer flachen, durch eine
Majuskelinschrift verzierten Kehle beginnt, ist an
den von den vier birnförmigen Medaillons frei-
gelassenen, mithin etwns tiefer gelegenen Stellen
mit gut stilisirtem ganz spätromnnischem Blntt-
werk bedeckt. Es besteht in nusgesägten, scharf
geznckten, langgezogenen Blättern, die flach auf-
gelötet wurden, um dann erst durch Verschnei-
dung gegliedert zu werden. Die scharfe Art, wie
diese sich auf der Photographie von dem Grunde
abheben, läßt an dieser etwas außergewöhn-
lichen Weise der Bchandlung keinen Zweifel.
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