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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Das japanische Dorf in London
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Kerbschnittvorlagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0119

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Ksrbschnittvorlagen.

t 09

dic in den Rahmen gespannte Seide aufgepaust Der Zubehör der Ausstellung: Tempeh
und dann ohne weitere Vvrlage gestickt; alle die Theehäuser, Theater, Berkaufsmagazine, erhebt
Feinheiten, welche wir an den japanischen besseren sich nicht über das Niveau gewöhnlicher Schau-
Stickereien bewundern, komnien somit auf Rech- stellungen.
nung des Aussührcnden. ?.

Kerbschnittvorlagen.

Der diesem Hefte beigegebene Lichtdruck
bildet die Hälfte ciner Tafel aus dem jüngst
erschienenen ersten Hefte der Vorlagen für
den Handfertigkeitsunterricht, welche auf
Beranlassung des deutschen Centralkomits's für
Handfertigkeitsunterricht und Hausfleiß heraus-
gegeben werden. Diese zwölf Tafeln werden
indes auch als Vorlagen sür Zeichen- und
Schnitzschulen überall willkommen sein, da sie
ein für die praktische Verwendung sehr brauch-
bares Material enthaltcn. Der Herausgeber C.
Grunow, erster Direktor des Kunstgewerbe-
muscums in Berlin, giebt über die Technik des
Kerbschnittes in der dem Heste beigegebenen Er-
läuterung sehr dankenswerte Hinweise, woraus
wir das Nachfolgende entnehmen.
Der Kerbschnitt ist neben Bemalung und
Ansgrllndung die älteste und ursprünglichste Art
der Flächenverzierung in Holz. Wie fllr Gold-
und Silberarbeiten das Filigran, so finden
wir zur Verzierung von Holzarbeiten auf den
niedrigsten Kulturstufen, zu den verschiedensten
Zeiten und in weit von einander entlegenen, in
keincrlei Zusammenhang stehenden Gegenden den
Kerbschnitt angewendet. Der Grund liegt
nahe: das Material findet sich fast überall in
Fülle, und das ganze zur Herstcllung erforder-
liche Werkzeug hat Jahrhunderte hindurch aus
eincni Lineal, einem zirkelartigen Jnstrument nnd
einem einfachen Messer bestanden. Daß man
jetzt zum gleichen Zweck eine reichere Garnitur
von Werkzeugen verwendet, ist dcm Fortschritt
unsercr Technik angemessen. Es ist aber dringend
anzuraten, daß man sich durch diese beguemeren
und leistungsfähigeren Jnstrumente nicht ver-
leiten lasse, über den Rahmen, den die schlichte
Natur dieser Verzierungsweisen vorschreibt, will-
kürlich hinauszugehen; gerade die gewohnheits-
gemäße Verwendung und das Festhalten weniger,
einfacher Formen giebt den Arbeiten der ver-
schiedenen Gegenden einen ganz bestimmten Cha-
rakter und Reiz.

Eine wie reiche nnd gefällige Wirknng sclbst
bei Verwendung einer engbegrenztcn Zahl von
Grnndformen zu erreichen ist, zeigen die Kerb-
schnitt-Arbeiten, mit welchen die Bewohner der
Südsee-Jnseln ihre Waffen, Rnder und Ca-
noes schmücken (s. Owen Jones, Cranrrnnr ok
ornnrnsnt, Taf. II u. III).
Am nächsten sind damit verwandt die pri-
mitiven Ornamente der aus einem Vvllen Stück
Holz geschnitzten Kästchen, die man hin und
wieder noch in den Sennhütten des Pinzgaus
sindet. Sie haben mit den Arbeiten der nor-
dischen Küsten keine Verwandtschaft.
Weit reichere Wirkung erzielen mit der
gleichen Technik — allerdings auch durch Zu-
hilsenahme von Farbcn — die Bewohner von
Daghistan. Zu den in Reihen und ge-
schwungenen Bändern geordneten, zu Vier-
nnd Sechsecken verbundenen Dreischnittfornien


der zuvorgenannten Gegendcn, resp. an deren
Stelle, tritt hier der mandelsörmige Zweischnitt



und der furchensörmige Schnitt,

bald in gerader Linie, bald im Kreise geführt.
Zu einem bei der Einfachheit der verwen-
deten Mittel kaum zu erwartenden Reichtum
der Wirkung bringt es endlich der deutsche
Kerbschnitt, der an dcn Küsten der Nordsee, von
der Normandie bis nach Norwegen hinauf, seit
vielen Jahrhunderten betrieben ist.
Das englische Wort to onrvo, das ganz
allgemein „schnitzen", auch „Figurenschnitzen",
„Bildhauen in Holz" rc. bedeutet, weist daraus
 
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