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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [3]: zur Geschichte der Porzellanfabrik in Frankenthal
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0121

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Veiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

iii.
Zur Geschichte der porzellanfabrik
in Frankcnthal.
U. D. Jn dem neuesten (12.) Hefte der
Mitteilnngen des historischen Vereins der Pfalz
(Speier 1884) befindet sich ein nach den Akten
des kvnigl. Kreisarchives zu Spcier, also nach
bisher unbenutztem Quellenmaterial, gearbeitete
Geschichte der Porzellanfabrik in Frankcnthal.
Es ist ein willkommener Beitrag siir die Ge-
schichte des Porzellans, und da die genannte
Zeitschrift trotz ihrer Vortrefflichkeit doch nur
cine landschaftliche Vcrbreitung hat, so teilen
wir das Jnteressanteste aus dem Aufsatz auszüg-
lich mit:
Jm Jahre 1755 (also nicht 1751, wie
>nan bisher annahm) erbot sich der Straßburger
Pvrzellanfabrikant Hannong, eine Fabrik „durch-
sichtigen Porzellains" in Frankenthal zu errichten.
Die Erlaubnis wurde ihm nebst einer Reihe
Bergünstigungen vom Kursürsten Karl Theodor
am 26. Mai desselben Jahres erteilt, vor allcm
das ansschließliche Privilegium, in der Pfalz
durchsichtiges Porzellan zu fabriziren und zu
verkausen, gewährt. Allein trotzdem in dcn
folgenden Jahrcn wiederholt aus der kurfürst-
lichcn Kasse Zuschüsse und weitere Vvrrechte be-
willigt wurden, ging es mit dcm sinanziellen
Ertrage der neuen Fabrik nicht recht Porwärts.
Die Vorschüsse beliefen sich im Äahre 1760 be-
reits anf 18000 Fl., von denen erst 1202 Fl.
zurückgezahlt waren. Daher übernahm Karl
Theodor 1762 die Fabrik auf eigene Rechnung,
indem er den Erben des inzwischen verstorbenen
Begründers für Lie Fabrikeinrichtung, die Waren,
die Fabrikationsgeheimnisse rc. 50 804 Fl. be-
zahlte. Es wurde nunmehr eine kurfürstliche
Oberdirektion eingesetzt, an deren Spitze der
lcitende Staatsminister stand, während zum
eigentlichen Direktor cin gewiffer Bergdoll mit
einem Gehalte von 1000 Fl. und freier Woh-
nung und Heizung ernannt wurde. Aber auch
jctzt wollte das Jnstitut nicht rentiren, obwohl
seine Leistungsfähigkeit und die Verbreitung seiner
Erzcugniffc bekanntermaßen cine sehr bedeutende
nnd man augenscheinlich stetig bemüht war, die
technischen Lcistungcn zu heben. Zu diesem Be-

hufe wurde unter anderem 1769 der Direktor
einer schwedischen Porzellanfabrik, Namens Ber-
thevin, ein geborener Holländer, berufen, damit
er der Fabrik gegen eine bestimmte, sehr hohe
Vergütung sein Geheimnis, anf Porzellan zu
drucken, abträte. Jn dem Vertrage, der ihn
für die Zeit vom 1. Novbr. 1709 bis 1. März
1770 an Frankenthal feffelte, heißt es: il 1'g.p-
prsnärg, a knirs tontss les oonlsnrs Iss plus
oonvsnablss stplns drillantes xonr Ltrs sstain-
pvss snr la koroslains, antant gn'on sn anrii,
bssoin, sntrs nntrss Is plns bsan noir, st Is
vsrä äont il a ässä äonns gnslguss vprsnvss...
sn ontrs ä'sstnrnpsr Iss ooulsnrs snr la. ?or-
oslains, äs 1a inaniörs Is, plns kaoils st la
plus ntils st äs 1a onirs axrbs . . . Man
scheint mit seinen Leistungen zufriedcn gewesen
zu sein, denn in einem Gutachten vom 13. März
1770 wird gesagt: „dem Kurfiirsten seicn die
vorgelegten Proben des gedrucktcn Pvrzellans,
besvnders dcs blaufarbigen, wohlgcfällig gewesen;
cs sei nicht zu leugnen, daß letzteres an Schvn-
heit das bisherige, ja sogar vas in Sachsen
gcmalte, übertreffe; crwäge man dazu die Ge-
schwindigkeit der Fertignng und daß von allen
Stücken dieser Gattung nicht cin cinziges miß-
lungen, so werde dieser Artikel für dic Fabrik
sehr nützlich sein; ein Mensch könne des Tages
so viel drucken, als vielleicht sechs, auch zehn
Maler malen können; nur sei nvtig, daß immer
ein hinreichender Vorrat des besten Kvbalt, von
jener Art nämlich, den man vor einigen Jahren
durch den (kurpfälzischen) Gesandten im Haag,
Baron von Cornet, aus dem Haag bezogen,
vorhanden sei: denn der, deffen man sich bisher
bedient, habe Waren von nngleich weniger
Schvnheit geliefert."
Auf diesen Erfolg hin wurde dem Berthevin
auf seinen Antrag erlaubt, in Mosbach ani
Neckar eine Faiencefabrik anzulegen, wogegen
er sich verpflichtete, niemandem weiter als der
Porzellansabrik zu Frankenthal sein schon ge-
niachten oder noch zu machenden Entdeckungen
mitzuteilen, „sxsoisllsmsnt äs rvvslsr ponr
1) Nur die schwedische Fabrik kannte bereits das
Gehetmnis, jedoch nur soweit es den Druck mit
buntsn Farben betrifft; den mit blauer Farbe allein
scheint er erst in Frankenthal erfunden zu haben.
 
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