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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Bücherschau
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120

Bücherschau.

1585 — 1589 (oval, gegossen) Brustbild derFürst-
bischof Theodor v. Paderborn (aus deni
Hause Fiirstenberg), Ilmschrift: 'l'bsoäorus
O. 6. slsot. st oontirinnt. soolss. knäsrv.
Nückseite: Wappen des Bischofs mit Um-
schrist: Oonooräis, insnpornbilis. (Einge-
lassen in Len Knauf des Kruzifixes.) Ab-
geb. Lessing. a. a. O. S. 11.
1585—1589. (rund, geprcigt) Wappen des
Fürstbischof Thevdor. Rückseite unsichtbar.
— (Eingelassen in den Fuß des Kelches,
und der Pax.) Lessing, S. 6 und 12.
1589. (rund, gegossen) Brustbild des Fürst-
bischof Theodor. Rückseite: Wnppen mit
Umschrist: 6onooräia insupsrubilis 1589.
Gnadenpsennig in Kartouchenumrahmung
mit Steinen besetzt an drei Kcttchen. Jm
Besitz der Familie Fürstenberg-Muffendorf.
Vortreffliche Arbeit, sehr flach modellirt. Die
Medaillen stammen ohne Frage von einer Hand,
welche durch Kruzifip und Kelch bestimmt ist.
Dem Buch sind sehr sorgsältig gearbeitete
Negister der Künstler und dargestellten Personen
angefügt. Die Monogrammc der Meistcr,
welche in Facsimile gegeben sind, dürften auch
für die Geschichte der Gvldschmiedekunst nicht
vhne Wert sein. Auf elf Tafeln sind Abbil-
dungen von Medaillen beigegeben, welche „die
charakteristischen Eigenschaftcn der verschiedenen
Künstler gut repräsentiren". Alles in allem
hat der Verfasser auch der Kunstgeschichte einen
großen Dienst erwiesen: man kann dem Buch
nur die weiteste Verbreitnng wünschen. ^.U.

IX.
Die Fälscherkünste (Us IrugunAg) vvn Paul
Eudel. Autorisirte Bearbeitung von B.
Bucher. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow 1885.
8». XII, 220 S.
N. R. — Trvtz der Kürzungen, die der
Übersetzer vvrgenommeu, uud trotz der Aumer-
kungen und niauuigfachen Verbcsserungen, die
er beigefügt hat, niacht das Buch den Eindruck
einer Causerie. Es enthält alle bekannten
Sammler- und Fälscheranekdoten, svwie eineNeihe
neuer, die dem deutschen Publikum unbekannt
sind. Jn 27 Kapiteln — Einleitung, Prähi-
stvrisches, Ägyptische Altertümer, Antike und
mexikanische Thonwaren, Glas, MUnzen und

Medaillen, Goldschmiedekunst, Alte Bilder, Mo-
derne Bilder, Kunstblätter und Zeichnungen,
Email, Terracotta, Faience und Steinzeug, Ssv-
res-Porzellan, Deutsches, englisches und italie-
nisches Porzellan, Chinesisches und japanisches
Porzellan, Bücher und Einbände, Autographen,
Möbel, Bronzen, Tapisserien, Gewebte Stoffe,
Elfenbein, Wehr und Waffen, Musik-Jnstru-
mente, Verschiedenes, Schlußbetrachtungen—wird
der Stoff behandelt: es bleibt demnach kein
Zweig des Kunsthandels unberührt. Wir lernen
in jedem Kapitel, deren wertvollstes vielleicht das
über Sdvresporzellan ist, eine Reihe von Fäl-
schungen älterer und neuerer Zeit kennen, sowie
die Geschichte ihrer Aufdeckung. Das Buch ist
geschrieben um zu unterhaltcn und außerdcm um
den unerfahrenen Sammler vor Schadcn zu be-
wahren; diesen letzteren Zweck wird es gewiß
erfüllen, indem es ihn so unsicher machen wird,
daß er lieber für die Zeit, in welcher die Lektüre
des Buches bei ihm nachwirkt, gar nicht kauft.
Ein Mittel zur Belehrung für die schwicrigcn
Fälle, in welchen man für sich oder sür dic cincm
unterstellte Sammlung eine Entschcidung über
echt oder unecht zu treffen hat, bietet das Buch
natürlich nicht: das wäre auch sehr schwer -—
nnmöglich ist es nicht — und jedenfalls könnte
man es nicht in einem für die Lektüre bestimniten
Buche thun.
Gegenüber der durch die Fälschung herauf-
beschworeuen Gefahr mvchte ich bemerken, daß
sie jedensalls übertrieben wird, denn sie geht
nur den Kunsthandel — die Käufer und die
Verkäufer — an, für die Knnstgeschichte hat sie
kein Jnteresse. Die gelungenstc Nachahmung, die
den gewiegtesten Kenner täuscht, wird nach ciuer
Reihe von Jahrcu als die Fälschung cincr ganz
bcstimmten Zeit entdcckt wcrden. Wie der Stil
wechselt, so wechselt dic Art zu sehen, der Ductus
der Hand, und was gemacht ist, sei es in freier
Ersindung, sei es in Nachahmung, trägt neben
allen anderen bcabsichtigten Stilreminiscenzen
auch unwillkürlich den Stil dcr Zeit an der
Stirne, dic es hcrvvrgebracht. Nnr die Gegen-
wart kann über Original und Nachahmung ge-
täuscht werden, ein Jahrzehnt genügt, um den
Jrrtum erkennen zu lasscn. Mögen ruhig die
großen und kleinen Sammler fortsahren ihre
Kabinctte mit Jmitationen zu süllen, die Kiinst-
geschichte wird dadurch nicht gefälscht werden.
 
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