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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Höhne, Max: Die Bunzlauer Töpferei
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Gurlitt, Cornelius: Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [4]:  Martin Koler, Töpfer von Annaberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0170

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Beiträge znr Geschichto der Kmisttöpferei.

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Gefäße mit ebensvlchen Reliess wurden gefertigt,
sie sind besonders fein und äußerst selten; ohue
Glcisur inacheu diese Neliefs fast den Eindruck
des Biskuitpvrzellans. Die Altmannscheu Ge-
fäße sind sehr selten geworden, und es gehört
zu den Glücksfällen, auf der Suche selbst in
Bunzlau eiuem solchen zu begegnen').
Auf der Londoner Ausstellung 1844 er-
hielt Altmann die goldene Mcdaille und vvn
Friedrich Wilhelm IV. ein Ehrendiplom. Alt-

t) Jn der Sammlung des Verfassers befinden
sich mehrere Gegenstände des seinsten und gsschmack-
vollsten Altmannschen Fabrikats. — Als am 18. Juni
1838 König Friedrich Wilhelm III. mit seiner zweiten
Gemahlin, der Fürstin von Liegnitz, aus der Reise
nach Erdmannsdorf in Bunzlau eintraf, wurds nach
aufgehobener Tafel der Kaffee in Altmannschem Ge-
schirr servirt. Die elegante Form und Feinheit der
Masse, sowie der fortstrebends Fleiß des Verfsrtigers
fanden reichss Lob. Das hohe Paar ließ die Tassen,
aus denen es getrunken, einpacken und bestellts
noch mehrere Tassen und Kaffsekannen nach. Auch
Friedrich Wilhelm IV. wußte das Bunzlauer Geschirr
zu schätzeni als er am 8. Mai 1852 in Begleitung
seiner Schwester, der Kaiserin von Nußland, durch
Bunzlau kam, überreichte er ihr auf dem Bahn-
hofe einige Vunzlauer Knffeekannen. — Jm Jahre
1881 schickte die Stadt Bunzlau am 17. Februar zur
Vermählung des Prinzen Wilhelm an diesen fünf
dekorirte Tonnen mit verschiedenen Gnrnituren Brnun-
thonwaren.

mcmn starb den 4. Mai 1851; er hinterließ
seine blühende und berühmte Töpferei seinem
Sohne, der das ganze Etablissement vollständig
herunterbrachte und unterging. Mit Johanu
Gottlieb Altmann hatte die Bunzlauer Töpferei
ihren Höhepunkt crreicht, und noch keinem Mci-
ster nach ihm ist es gelungen, sein Pvrzellan-
artiges, geschmackvolles Geschirr nachzuahmen.
Jm Jahre 1862 war der Holzbedarf der
Bunzlauer Töpfer auf jährlich 4000 Klaftern
gestiegen, weshalb das Töpfermittel 300 Thaler
zur Erbanung eines Probeofens für Steinkohlen
bewilligte. Schon 1865 ist ein bedeutender Auf-
schwung der Töpfereien durch Einsührung der
Steinkohlenfeuerung zu verzeichnen. Während
in den Jahren 1851—1881 keine Neuheiten in
der Bunzlauer Töpferei hervorgebracht wurden,
bereiten jetzt einzelne Töpsereien nach vielfachen
Versuchen cine Kobaltglasur, welche dem Ge-
schirr ein dem gewohnten Braun gegenüber sehr
fremdartiges Aussehen giebt, auch hell- und
dunkelblau gesprenkelte Glasuren, sowie svlche in
verschiedenen braunen Nüancen gesprenkelt wer-
den gesertigt, welche letztere den Namen „Kattun"
führen. Bei einem Töpfermeister sah Ver-
fasser bei Kaffeekannen sogar eine Neubelebung
Ler Narben früherer Melonenkrüge. Auch hier
zeigt sich das lebhafte Streben, durch Neuerun-
gen der Jndustrie aufzuhelfen.

Veiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

IV.
Martin Aoler, Töpfer von Annaberg.
Das Dresdner Kunstgewerbemuseum kaufte
vor einigen Jahren einen mächtigen Krug in
svgenannter Hirschvogelmanier, Uber welchen
A. von Eye ausführlich in den Mitteilungen
des Königlich Sächsischen Altertumsvereins
Heft 28 berichtet. Derselbe zeichnet sich nament-
lich durch herrliche ticfblaue Glasur aus. Die
Ornanicntativn geschah durch sehr primitives
Nankenwerk, Aufsetzen Vvn aus der Form in
Relief gestrichenen Figuren und seltsamerweise
in Münzabdrllcken. Mehrere dieser angehefteten
Schmuckgegenstände sind abgcbrochen, so daß der
braungraue Thongrund hervorschaut. Am kurzen
Hals trägt das bauchige Gefäß die Jnschrist:

Nartsn lrollor unsdsrA 1569 (nicht inollsr).
Eye erkannte in dieser Jnschrift den Verfertiger.
Doch ist es immer gut, Liese Ansicht urkundlich
bestätigt zu sehen. Denn nach einem im Haupt-
staatsarchive zu Dresden von mir gesundenen
Aktenstück (Schloßbau Zwickau 1587—1590)
lieferte 1587 ein Töpfer Martin Koler für
das Schloß Osterstein im benachbarten Zwickau
Arbeit. Das Dresdner Kunstgewerbemuseum
besitzt auch Ofcnkacheln, in welchen sich dic
„Lebensalter" in jener bekannten scherzhaftenWeise
ganz nach dem Jdeengange des Reliefs der Em-
porenbrüstung der Kirche zu Annaberg darge-
stellt finden, die also auch auf jene erzgebirgische
Stadt als ein Zentrum altsächsischer Töpferknnst
hinweisen.
Dresden. Lornelius Gurlitt.
 
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