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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Wustmann, G.: Die Leipziger Goldschmiede Hans Reinhart der Ältere und der Jüngere
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0174

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Aunstgewerbeblatt. Jabrgang. No. 9.


Modenies Stickmuster.

Die Leipziger Goldschmiede Hans Reinhart der 2lltere
und der Iüngere.
Von G. Mnstmcinn.
!Nit einem Knpfcrlichtdruck imd eiiiem Aupferstich.

Der verstorbene Bibliothekar der Leipziger
Universitätsbibliothek. E. G. Gersdorf, hat in
seinen „Blättern siir Münzfreunde" (Nr. 31,
Jnli 1872) eine Anzahl hervorragend fchoner
sächsischer Medaillen aus den Jahren 1535 bis
1547 besprochen — Medaille auf Karl V.,
Medaille anf den KurfUrslen von Sachsen
Johann Friedrich, Medaille mit Sündenfall und
Erlösung, Medaille mit der Dreieinigkeit u. a.,
— die das Monogramm lU oder die Buch-
staben U. R. zeigen und früher eineiu gänzlich
mythischen Heinrich Reitz zugeschrieben wurden.
Gersdorf weist nach, daß der Verfertiger dieser
Medaillen der Leipziger Goldschmied Hans Nein-
hart gewesen sei, indem er zugleich über diesen
Künstler und seinen gleichnamigen Sohn einige
urkundliche Mitteiluugen macht.
Mit Hilfe eines reicheren Materinls: des
Nats- und des Schvppenbuches der Stadt Leipzig,
des kürzlich aufgefundenen Originaltestamentes
des ältern Neinhart, des Jnnungsbuches der
Leipziger Goldschiuiedezunft u. a. lassen sich die
Angaben Gersdorfs wesentlich vervollständigen
und —- berichtigen.
Richtig ist es, daß wir zwischen zwei Leip-
ziger Goldschmieden Hans Reinhart, dem Vater
nnd dem Sohne, zu unterscheiden haben, und
daß dcr erstere 1539, der letztere 1584 Bürger
wurdc. Die Leipziger Bürgermatrikel nennt so-
gar zwischen beiden noch einen drilten Hans
Reinhart, der 1554 das Bürgerrecht erhielt und
eines Bürgers Sohn war, und im Ratsbuche
begegnet gleichzeitig noch cine vierte Person
Kimftgcwerbeblatt. I.

desselben Namens; doch sind sie von dcn beiden
Goldschmieden leicht zu unterscheiden: der eine
war Messerkramer, der andere Gerber, nnd
selbst da, wo das Gewerbe nicht bei den Namen
steht, sind Verwechslungen in den Quellen aus-
geschlossen, da schon aus dem Jnhnlte stets mit
hinlänglicher Deutlichkeit hervvrgeht, auf wen die
Notizen sich beziehen.
Als Reinhart 1539 Leipziger Bürger wurde,
hatte er ohne Zweifel schon eincn gewissen Ruf.
Von den datirtcn Medaillen, die Gersdorf be-
schrieben hat, stamint die srüheste, die auf den
Kurfürsten Johann Friedrich, aus dem Jahre
1535; sie wird aber schwerlich den Anfang seiner
Thätigkeit bezeichnen. Er kann auch 1539 nicht
mehr ganz jung gewesen sein und muß bei seinem
Gewerbe, das er mit so großer Geschicklichkeit
ausübte, sein gutes AuSkomnien gehabt haben.
Das erstere ist daraus zu schließen, daß er sich
mit einer Witwe verheiratete oder vielleicht 1539
schou verheiratet war, die zwei halberwachsene
Töchter hatte, das letztere daraus, daß er be-
reits 1540 ein eigenes Haus in Leipzig erwarb,
welches er bis 1544 vollständig bezahlt hatte.
Wichtiger aber als diese Personalien sind
nun die Nachrichten, die uns über Reinharts
Konflikt mit der Leipziger Goldschmiedeinnung
aufbewahrt sind.
Reinhart war seines Zeichens von Hause
aus — Tischler, und auch als er sich in Leipzig
niederließ, übte er nicht eigentlich das Gold-
schmiedehandwerk aus, sondern beschäftigte sich
niit der Anfertigung von Schaumünzen, die er
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