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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Schüssel und Kanne aus Serpentin
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Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [5]:  Porzellan von Gera
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0184

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170

Beiträge zur Geschichte der Kmisttöpferei.

der Arbeiter und eine Vorstellung von der Bil-
ligkeit der Ware, die weit ins Ausland ver-
sandt wurde, giebt. Seit 1700 erreichte dic
Jndustrie ihre hvchste Bliite; 1712 warcn 40
Meister, 1750 deren 69, 1751 gar 72 vorhan-
den. Einen harten Schlag erfuhr die Jndu-
strie durch die Erfindung des Porzellans, hatte im
siebenjährigen Kriege viel zu leiden und konnte
auch durch künstliche Mittel nicht gehalten
werden.' Sie bietet in ihrem Verfall dasselbe
traurige Bild dar, welches hente die einst blii-
hende Achat-Jndustrie in Jdar und Oberstein
zeigt, welcher zu Hilfe zu kommen hohe Zeit ist.
Das 17. Jahrhundert war so recht eigent-
lich die Zeit der Halbedelsteine: nian witterte
in ihnen allerlei geheime Kräfte, auch im Ser-
pentin, dessenName oben darauf hindeutet: „weil

er fast an der Farbe denen Schlangen gleiche".
Man findet, nach der alten Tradition, niemals
eine Kröte oder anderes gistigesTier im Serpentin,
„dahero diesem Stein die Kraft, dem Gifte zu
widerstehen, beigelegt wird". Daher wird der
Stein auch als Medizin gebraucht, „inmaßen
daraus unterschiedene Medikamente verfertigt wer-
den". Daneben aber war es doch auch die
Schönheit des Materials, welche rcizte, wie
denn Stücke von gewiffen Farben z. B. rot, zur
Verarbeitung für den kursürstlichen Hof aus-
schließlich bestimmt waren. Denn nicht bloß
dunkelgrün bricht der Serpentin: in reicher
Farbenskala bis hcllgrau, rot, ja zitronengelb
kommt cr vor, so daß er auch nach dieser Rich-
tung sür unsere farbenliebende Zeit geeignet ist.

Veiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

v.
porzellan von Gera.
Jn den keramischen Handbüchern finden
sich über die Porzellanfabrik
von Gera kurze Notizen, sowohl
über die Gründung als über die
Marken, mit denen die Fabrik
zeichnete. Meist werden ein ein-
faches 6l oder § angegeben,
also dieselbe Marke, die Gotha
(llbrigens neben anderen) führte,
auch andere komplizirte Marken
sür Gera in Anspruch genom-
men. Weder diese Angaben über
die Marken noch über die Zeit
der Gründung scheinen auf ur-
kundlichem Material zu beru-
hen; denn wenn als Jahr der
Gründung1762 oder 1780 an-
geführt wird, so scheint dies
späte Datmn einer Nvtiz zu
widersprechen, welche sich in
Klotz', Beschreibung der Hcrr-
schaft und Stadt Gera (1816,
S. 111) sindet: „Die Porzellanfabrikllntermhause
(Vorstadt von Gera), die eine der ältesten in
Deutschland ist und Waaren um den zivilsten
Preis liefert, die an Feinheit und schöner Malerey
dem Meißner zunächst an die Seite gestellt werden
können." War „Gera eine Ler ältesten Fabriken"

— und Klotz hat ohne Zweifel aus urkund-
lichem Material geschöpft und stand Ler Zeit
ja selbst noch nahe —, so kann sie nicht erst
1762, als schon weitaus die meisten deutschen
Porzellanfabriken bestanden,
oder gar 1780 gegründet sein.
Was die Marken angeht,
so besitzt das kgl. Kunstgewerbe-
Museum zu Berlin ein mit
dem vollen Namen markirtes
Stück, welches nebst Marke
oben in Abbildung mitgeteilt
ist. Das Gefäß ist 21,5 om
hoch, scharf geformt nnd leicht
mit Gold straffirt. Die
Marke ist sehr klein in Gold
aufgeschrieben. Wir hätten hier
das erste wirklich authentische
Stück Porzellan von Gera, wo-
nach sich nunmehr vielleicht
noch andere werden bestimmen
lassen.
Aus der oben angesührten
Stelle erfahren wir weiter,
daß in Gera am Anfang dieses
Jahrhunderts auch eine Steingutfabrik bestand,
„die ebenfalls Geschirre lieferte, welche den eng-
lischen nicht viel nachgeben". Es handelt sich
also um Arbeiten aus kaisnos üns, deren Fabri-
kation als Nachahmung der Wedgwood - Ware
in Deutschland sehr verbreitet gewesen ist.
 
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