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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Ewerbeck, Franz: Studien zur Geschichte der Frührenaissance in Holland und Belgien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0192

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Kunstgcwerbcblatt. ;. Iuhrgang.

No. ;o.


Fig. 7. Altaraufsatz der Kirchc zn Hal. Detail eines FrieSstückcs auS Alabaster.

Studien zur Geschichte der ^rüh-2^enaissance
in Holland und Belgien.
Von Franz Lwerbeck.
Mit Abbildungen.

Vergleichtman dieWerleder Frührenaissance.
lvelche von Beginn des 16. Jahrhnnderts bis zum
Jahre 1550 in den Nicderlanden entstanden, mit
denjenigen, welche in dem gleichen Zeitraum auf
deutschcm Boden gcschaffen sind, so erkennt man
auf dcn ersten Blick, daß die Arbeiten dcr nicder-
ländischen Künstler sich viel enger an die italie-
nischcn Borbilder anlehnen nnd weit seltener jene
so vielen deutschen Werken dieser Zeit anhastende
Verguickung von Renaissancemotiven mit gotischen
Nemiuiscenzen zcigcn. Diese Bcobachtung läßt
sich allcrdings mchr an den dckorativcn Skulsituren
als an den Wcrken dcr Architektur nachweisen,
cin llmstand, der sich daraus erklärt, daß auch
in dcn Niederlanden geradeso wie bei uns in
Deutschland Maler und Bildhaucr die ersten
waren, welche sich die ncuen Anschaunngcn zu
eigen machten, während die Architekten sich nicht
sv rasch von den eingewurzelten gotischen Tra-
ditioncn srei machcn konnten, größercn Wider-
stand zn überwinden hatten, nm bei ihrcn Bau-
herren einAufgeben althergebrachterEinrichtungen
und Erscheinnugsformen dnrchzusetzen, und vor
allen Dingen nicht so rasch über einen in den
nenen Stilformcn gcschulten Handwerkerstand
dersügten.
BcmerkenSwert ist die große Sicherheit und
Klarhcit der Auffassung, welche an allen, auch
den srühesten Werkcn dieser Zcit in die Augen
sällt: besonders in bczug auf das Flächen-Or-
KuiistgewerbeblaN. i.

nament tritt nns überall das eingehendste Stu-
dium italienischer Vorbilder entgegen, so daß man
in einigen Werken mit Bcstimmtheit die Hand
italienischer Meister zu erkenncn glanbt; italie-
nische Marmor - Arbeiter mvgcn als Gehilsen
wohl auch vielfach mitgewirkt haben, die Namen
der ausführenden Bildhauer sind dagegen fast
ausnahmslos Niederländer.
Dicscs strenge Festhalten an der von Jtalien
herübergekomnienen Dekorationsweise kann man
an den meisten bis zum Jahre 1550 entstan-
denen Werken deutlich verfolgen; allerdings ist
eine gewisse vlämisch-niederländische Nüancirung
in der Detaillirung des Ornaments und in der
Behandlnng einzclner Motive nicht zu verkennen;
dahin gehört die etwas derbere Behandlung der
Ranke in Flächcnornamenten, welche indessen doch
weit zarter gebildet erscheint als an den Deko-
rationen der deutschen Renaissance; ferner die
hvchst charakteristische, fast durchweg in gleicher
Weise auftretende spitz zulaufende, fast dreieckige
Form des Blattes mit seinen rundlich modellirten
Buckeln ohne Aderung; fcrner die von spiral-
fvrmig gcwundencn Ranken umschlvssenen, über-
aus Plastisch gebildeten Blatt- und Fruchtbüschel,
welche vielfach von plastisch sehr wirksamen Buckel-
schüsseln getragen erscheinen; ferner die Verwen-
dung langer schotenartig gestreckter und modellirter
Blätter nnd Ranken, welche den Stengeln ent-
spricßcn: alles dies in strenger architektonischer
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