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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Rosenberg, Marc: Der neue Katalog des Grünen Gewölbes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0198

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Der neue Katalog des Grünen Gewölbes.
Von Marc Rosenberg.
Mit Illustrationcn.

Das Grüne Gewölbe ist imtcr unsern großen,
fürstlichen Schatzkammern ohne Zweifel die be-
rühmtestc, nicht wegen einer feinen Abwägung
ihrcs künstlerischen nnd historischen Wertcs gegen-
übcr den meist ein Jahrhundert ältcrn Bcständcn
der Schatzkammern in Münchcn nnd Wien, als
deshalb, wcil keine andere so lange und so gut
bckannt, kcine andere von so vielcn gesehen, so oft
beschrieben und zitirt worden ist. Aber trotz
der großen Popularität, trotz der ältern und
neuern Kataloge, der Farbcn- und Lichtdruck-
Publikationen hat das Grünc Gewölbe noch
keinc ernste wisscnschaftliche Würdigung erfahren.
Es ist nicht zu leugnen, daß der Graessesche
Katalog manche gute und zuverlässige Mit-
tcilungen cnthiclt, aber man kann und mnß bei
Beschreibung einer so wertvoklen Sammlung
heute mehr geben, als er bietet. Diese Fordc-
rung ist erfüllt in dem neuen Kataloge der
Brüder Erbstein, dem wir nnr den eincn Vor-
ivurf zu machen haben, daß er sich mit einer
sast rührendcn, unserer Empfindung nach zu weit
gehenden Rücksicht an den alten Katalog an-
schlicßt. Die Erbsteinsche Arbeit cnthält gcnng,
um ein ganz neues Buch zu machen, und den-
noch ist, wie es scheint aus Pietät — denn ich
wllßte sonst keinen andern Grund zu finden —,
der Charakter eincr neucn Ansgabe dcs altcn
Kataloges gewahrt. Die alten Holzschnitte, an
denen man sich ein Jahrzehnt lang in zehn ver-
schiedenen Ausgaben satt geschen hat, mögen
hingehen, dcnn sie führen vortreffliche Objckte
dor, aber warum ist die in jcdem Zimmer neu
anfangende Numerirung, die das Benutzen des
Kataloges so sehr crschwert, beibehalten? warnm
sehlt — das ist ein direkter Vorwurf! — fast
nnmer die Angabe der Maße nnd cin so dringend
uötiges Negister? warum sind die aus dcm alten
Katalog herübergcnommenen Mittcilnngen nicht

dnrch Zitate belegt oder in anderer Wcise als
authentisch beglaubigt und warum endlich ist
das schon dvrt so lästige Spiel mit den großen
Namen beibehalten? Wozu Michelangelo und
Dürer, Cellini und Wenzel Jamnitzer anrufen,
letztern sogar sechsmal, im Katalog einer Samm-
lung, die von allen diesen Dieistern nichts be-
sitzt als eincn einzigen Jamnitzer?
Alle diese Bemerkungen gehen nur anf die
Anlage des Bnches nnd auf seine praktische Ver-
wendbarkeit: sein innerer Wert wird durch diese
Ausstellungen nicht affizirt, er ist sehr bedeutend
nnd bringt auf jedem der Kunstgebiete, die im
GrünenGewölbevertretensind, eineFüllewichtigcr
Jnfvrmationen, die man sich, wenn irgend mög-
lich, noch aussührlicher gewünscht hätte. So
beispiclswcise bci Zuschreibung der Kopie des
Farnesischen Stieres (Bronze-Zimmer Nr. 4)
an Adrian de Fries. Durch Jlgs schöne Unter-
suchung über diesen Künstlcr ist die Frage ge-
stellt, ob durch eine Notiz in den altcn Jn-
ventaren die Zuschreibung gesichert ist; es wäre
erwünscht gewesen, eine bestimmte, eventnell auch
negative Ausknnft hicrüber im Kataloge zu finden.
Eine zweite angebliche Arbeit desselben Meistcrs,
im alten Katalog Nr. 81, ist von Erbstein ganz
weggelassen. Wir ersehen daraus, daß sein
Verfahrcn im allgemeinen ein kritisches ist. Die
Zuschreibung des sich kratzcnden Hundes an
Pcter Vischer ist, nachdem Lübke ihn wohl mit
Necht dicseni Meister abgesprochen hat, nur von
Wert, wenn sie ncu begründet werden könnte;
wie die Notiz jetzt im Kataloge steht, hat es
fast den Anschein, als ob die Hauptschrift für
Peter Vischer nicht berücksichtigt worden sei, doch
Paßt die dort gerügte Glätte auch auf das
Dreödcner Exemplar. Sehr interessant ist dic
Vermutung, daß uns in Nr. 67 eine Reiter-
statnc LndwigS XIV. vorliegt, nach welcher man
 
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