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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Schnütgen, Alexander: Die Gruppe der Altertümer der Landesausstellung in Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0205

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Die Gruppe der Altertmner der Kandesausstellung
in Vudapest.
von Alexander Schnütgen.

Die Landcsansstellung in Bndapest
hat auch einc Alterttimer-Abteilung aufge-
nommen; dicsclbe hgt in der „Knnsthalle"
unter modernen architcktonischen Entwürfen,
Zeichnungen, Geniälden, plastischen Arbeiten ihre
Ausstellung erhalten in mehreren großen, fast
allzu großen GlaSschränken. Sie umfaßt alle
Epochen, ohne gerade sehr umfassend zu sein.
Letzteres kann nach der glänzenden Edelmetall-
ausstellnng vom vvrigcn Jahre nicht aufsallcn.
Die Besitzer von Knnsischätzen sind allmählich
vvn der Anfsassnng znrückgekommen, als ob diese
nicht viel anderes als wandernde Schanobjckte
seien. Sind diese einmal gut veröffentlicht, so
ist ihnen auch Ruhe wohl zu gönnen. Daß
trvtzdem nvch sv vieles zusammengekommen, ist
vvr allem der außerordentlichen Betriebsamkeit
des Universitätsprvfessors für kirchliche Archäo-
logie U. Bala Czobor zu danken, der auch die
Ausstellung besorgt hat nnd den Katalog dem-
nächst herausgeben wird.
Die keltische Perivde wcist nnter anderem
einige gute nnd seltene Kupferhämmer und Beile
auf, eine ungarische Spezialität, sowie eine Reihe
vvn Bronzeschwertern, die römische einige
interessante Fibulas, verschiedene dem Mithras-
kulte gewidmete Thon- und Marmorreliefs und
ein stark profilirtes Glas (Salbgefäß) mit
Bronzehenkel. Eine stattliche Serie von Schwer-
tern repräsentirt das frühere Mittelalter
und giebt einen guten Überblick über die Ent-
wickelung, welche diese vvm 11. bis znm 14.
Jahrh. genvmmen haben. Die übrigen dem
Mittelalter angehörigen Metallgegen-
ständ e sind kirchlichcr Art und größtenteils dem
Diözesenbcsitze das Bischoss von Zips sowie dem

Privatbcsitze dcs als Kunstsammlcr nnd Schrift-
steller weithin und rühmlichst bekannten Bischoss
Jpolyi von Neusohl zu danken. Ein rvmani-
sches Leuchterchen ist vvn außergewöhnlicher
Form, ein nvch ins 14. Äahrh. zu versetzen-
der Gemachlenchter aus dcm Museum zu Prcß-
burg änßerst merkwürdig. Seine Krone ist Vvn
einem vierscitigen Baldachine überragt, untcr
dem eine frühgotische Bernsteinfignr sitzt, dcr Jn-
schrift gemäß eine hl. Katharina. Verschiedcne
Cibvrien, darnnter eines mit Bcrgkrystallkuppe,
sowie einige Kreuzc, unter denen eines mit
durchsichtigem Emailschmuck verratcn den italie-
nischen Ursprung im 14 Jahrhundert. Eine
Monstranz, ein Ölgefäß, ein Ciborium, einige
Kelche scheinen anö Deutschland zu stammcn.
Eine prachtvolle schmale Gnrtelkette mit znm
Teile dnrchsichtigem goldemaillirten Schmuckc,
cin wahres Jnwel iu Zeichnung nnd Technik,
weist nach Benedig hin. Alles übrige, mehrere
spätgotischc Mvnstranzen, cine ganze Reihc
von filigranirtcn resp. emaillirten Kelchen,
Kreuzen, Monilien dürfte ungarischen, resp.
siebenbürgischen Ursprunges scin. Die eigen-
lümliche Art des Filigrans mit den gekörn-
ten Rosettchen und uoch vicl niehr die mit
meist opakem Email ausgesüllten Teile desselben
sind sehr charakteristisch. Sie scheinen im 14.
Jahrh. ihren Anfang genommen und in dcr
zweitcn Hälste des 15. ihren Glanzpunkt er-
reicht zu haben. Streng nnd klar in der Zeich-
nung, höchst harmonisch im Kvlorit, bilden sie
eine äußerst vornehme Zier, die mit dem übrigeu
Metallschmucke, in dem der Lilienfries selten
fehlt, vortrefflich zusammeugeht. Ein in dieser
Weise zart ausgestatteter kleiner Goldkelch ist
 
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