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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0229

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Bücherschau.

XIX.
Franz Lhemann, Kunstschmiedearbeitcn aus dem
16. bis 18. Jahrhundert, Lichtdruck don
Albert Frisch. Berlin, Berlag von Paul
Bette 1884. Gr. Fol. Jn Heften von je
10 Blatt Fol.
0.6l.— Neben den Schmiedcwerken von
Nancy und Hamptoncourt dürfte dasjenigc an
dcm 1720 begonnenen Bau der Nesidenz zn
Würzburg das bedeutendste der Welt sein. Jene
gewaltigen Thore, Füllungen rc., welche Hof und
Garten zieren, waren bisher noch nicht repro-
duzirt worden: gehörten sie doch dem Nococo,
der „schlechten" Zeit an, jener Kunst, die wir
bis vor kurzem sehr vornehm von oben herab zu
behandeln gewohnt waren, deren „innere Ver-
logenheit" zu brandmarken, unö kein Ausdruck
scharf genug schien. Nun hat Ehemann mit
geschicktem Griff uns dieselben vorgesührt, in-
dem er sie als Einleitung seines Werkes zur
Darstellung brachte.
Deutlich erkennt man vcrschicdene Stilperio-
den. Znnächst die Zeit des Fürstbischofs Fried-
rich Karl von Schvnborn(1729—1746), aus der
das reiche Oberlicht Blatt 18 stammt, noch vor-
wiegend im Barockstil, symmetrisch angeordnet,
iu dichten meist aus Stabeisen gebildeten Mustern.
Dann die Periode des Fürstbischofs Anselm
Franz von Jngelheim (1746—1749), in der dns
Nococo Vvllig zum Siege gelangt (Blatt 5—8),
das Stabeisen bildet nnr noch das Gerüst, um das
sich die muntere Welt der zierlich bewegten ge-
triebenen Blätter legt, der Symmetrie wird mit
kecker Genialität ein Schnippchen geschlagen, die
Meisterschast des Hammers erreicht seine letzte
Höhe. Unter Adam Friedrich von Seinsheim
(1755—1779)beginnt die Wandelung zu grvßerer
Rnhe; in dem prächtigen Portal) Blatt 1, er-

scheincn schon die Motive des Louis XVI, wcnn-
gleich der deutsche Meister sich der liebgewordenen
Rococoformen noch nicht ganz entkleiden kann.


Fig. 1. Glockeilträger; Schmiedeeisen, Ende deS 17. Jahrh.
Spitol am Pyhrn in Obcrösterreich.
Wenn Ehemann durch die Vorliegende Pu-
blikativn das Verdienst hat, auf die Zeit der
Kunstschmiederei hingewiesen zu haben, in der
sie die höchste Stufe der Technik erreicht hatte,
 
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