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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Schnütgen, Alexander: Die Konkurrenz für die Bronzethüren des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0250

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Die Konkurrenz für die Vronzethüren
des kölner Domes

ist aufs neue ausgeschriebcu worden, aber in
der Ausdehnnng auf alle zwblf Thüren und in
der Beschränkung auf fünf Künstler: Direktor
Estenwein in Nürnberg, Architekt Linnemann in
Frankfurt, Profestor Otzen in Berlin, Professor
Schneider in Kastel, Bildhauer Mengelberg in
Utrecht, von denen nur der letztere an der ersten
allgemeinen Konkurrenz sich beteiligt hatte.
Diese hatte im März des Jahres 1880 einund-
dreißig Entwürfe vereinigt, von denen dreinnd-
zwanzig die Preisrichter beschästigt, aber nur
zwei (darunter der Mengelbergsche) den zweiten
Preis von je 2000 Mark errungen haben. Auf
die vier Thüren der Westfassade beschränkt hatte
sic für jede derselben zwölf Reliefs vorgeschrie-
ben, unter genauer Angabe der biblischen (alt-
und neutestamentlichen) Darstellungen, aber ohne
irgend welche Bestimmung in Bezug auf die
künstlerische Behandlung. Es konnte daher nicht
überraschen, daß diese die größte Mannigfaltig-
keit zeigte, wie in Betreff des Stiles, so nament-
lich in den Ausladnngsverhältnisten der einzelnen
Reliefs, von denen einige sogar aus fast voll-
runden Figuren gebildet waren, unter vollstän-
diger Verkennnng der Bestimmung der Thüre
überhaupt, besonders der Kirchenthttre. Diese
nimmt an der Eigenschaft der Glassenster teil,
eine Abschlußwand zn sein und deswegen den
Flächencharaktar möglichst zu wahren. Ja, er
scheint noch in erhöhtem Maße gefordert zu
werden durch dcn Zweck der Thüre, geöffnet nnd
geschlosten, alsv beständiger Bewcgung unter-
worfen zu werden, und gerade diese Beweglich-
keit verlangt nicht nur eine möglichst dünne,
sondern auch eine möglichst ruhige Fläche. Dazu
kommt, daß das Portal mit seinen reichen
Gliederungen in dem Bogenfelde wie in den
Laibungen, also vor allem das srühgotische
Portal, Ruhe in den Thüren begehrt, von denen
es am allerwenigsten Konkurrenz erfahren möchte
in Bezug anf seinen eigenen Reichtum sigürlichen
Schmuckes.
Kunslgcwerbeblkltt. i.

Von diesen Grundsätzen war die antike
Kunst geleitet und im Anschlusse an sie die
frühromanischeEpoche, derenmonumentaleThüren
mit Vorliebe durch Erzguß hergestellt wurden.
Desten sind Zeugen vor allem die zwei großen
und sechs kleinen Thürflügel, die sich am Aachener
Mllnster erhalten haben. Sie sind durch pro-
silirte, mit Eier- und Perlstäben verzierte flache
Rahmen je in acht resp. drei Felder eingeteilt,
die ganz schmucklos sind mit Ausnahme von
je einem, welcher einen sehr streng stilisirten von
Akanthusblättern umgebenen Löwenkopf zeigt.
Noch einfacher als diese mit ihren klassischen
Reminiszenzen in den Anfang des 9. Jahrh.
zu versetzenden Erzthüren sind die beiden am
Mainzer Dome erhaltenen Thürflügel. Sie
sind in je zwei Felder geteilt durch einfach pro-
filirte, nnr wenig hervortretende Rahmen und
ihre Verzierungen bestehen nur in eingegrabenen
Jnschriften, die sie als eine Stiftung des Erz-
bischoss Willigis (fl 1011) dokumentiren.
Erst im 11. Jahrh. begann man, an den
Bronzethüren die Felder zu schmücken und zwar
zunächst mit eingravirten Darstellungen, bei
denen die Konturen mit Silberstreifen ausge-
füllt resp. ausgehämmert, also tanschirt, nicht
sclten anch die Karnationsteile mit Silber oder
Gold ausgelegt wurden. An den Domen von
Amalfi und Salerno, an der Abteikirche von
Monte-Casino, an St. Marco zu Venedig haben
sich solche Thüren erhalten, die als griechische
Arbeiten entweder ausdrücklich beglaubigt oder
zweifellos zu erkennen sind und sämtlich dem
11. Jahrh., meistens dessen erster Hülfte, an-
gehören. Die Darstellungen sind an einigen
derselben nicht mehr leicht kenntlich, teils weil
die eingehämmerten Silberfäden sich stellenweise
gelockert und gelöst haben, wohl niemals ohne
Mitwirknng äußerer Gewalt, teils weil der
schwärzlich oxhdirte Silberton mit der grün-
lichen Bronzepatina nicht mehr hinreichend kon-
trastirt. Daß diese spezifisch byzantinische Technik
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