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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Ortwein, August: Über Kaminöfen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0257

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Über Kaminöfen.

eingezwängt ist, das Feuer nur durch Berührung
wirkt. Soll also das Fcuer so vollstcindig als
möglich werden, so niuß die Feuerungsanlage
derart eingerichtet sein, daß sowvhl die Strah-
lung, als auch dic Bcrührung znr vollen Geltung
kommen. Diesen Prinzipicn wird daher eine
KomLination von Kamin und Ofen am besten
entsprechen, wie sie in norddeutschen, nament-
lich Berliner Fabriken bcreits seit einer Neihe
Vvn Jahren hergestellt werdcn und in Ver-
wendung stehen. Unsere Abbildung giebt die
Entwürfe eines solchen Kaminofens, der auf
Anregung des Verfassers von dcm Ofcn- und
Majolikafabrikanteu Herrn Fr. Wudia in Graz
ausgeführt und in Gebrauch gcstcllt ist. Die
Öffnung dieser Feuerungsanlage ist groß ge-
nng, um die Strahlung ungehindert wirken zu
lassen, während der Aussatz dem zweiten Sta-
dium der Feuerwirkung gerecht wird: durch die
große Oberfläche der Cirkulation, welche von
der Feuerluft bestrichen wird, sindet eine größt-
mögliche Ausbeutnng der Wärmeentwickelung
durch Berührung statt. Diese Kaminöfen haben
auch die gute Eigenschaft, daß sie nur eine
Schlotanlage, wie sie bei uns für Zimmeröfen
üblich ist, benötigen, ein llmstand, der eine er-
hebliche Raumersparnis crmöglicht. Bekanntlich
müssen die Größe der Feueröffnung oder der
Nostfläche mit dem Querschnitt des Nauchschlotcs
in einem proportionirten Verhältnisse stehen.
Je größer erstere, desto größer letzterer. Daher

die oft ungeheuren Dimensionen, welche die
Rauchschlotc französischer Schlösser und englischer
Villen haben, die notwendige Folge der weiten
Kaminöffnungen, wodurch eine Menge kostbarer
Wärme bei dem riesigcn Lustzug, der in diesen
Schloten sortwährend herrscht, verloren geht.
Bei den neueren Kaminöfen gestaltet sich dieser
Luftzug, dank der geringen Feueröffnung und
eines verhältnismäßig engen Nauchschlotes, zu
einer der Gesundheit des Menschen zuträglichen
Ventilation, die als Ncbenersolg nicht zu untcr-
schätzen ist. Die Kaminöfen dürften daher, indem
sie nicht nur in praktischer Beziehung allen An-
sorderungen entsprechen, sondern auch eine sehr
reiche künstlerische Ausbildung gestatten und
teilweise schon erfahren haben, die geeignetste
Feuerungsanlage für unsere Wohnräume in
Zukunft werden. Zugleich eröffnet sich der
deutschen Ofenfabrikalion, welche in diesem Punkt
obenan steht, ein lohnender Export nach England
und Frankreich, wo, wenn auch langsam, die
Vorzüge des dentschcn Ofens zur Anerkennung
gelangt sind. Eine Kombination des Ofens mit
dem Kamin, welche den Übergang von einer
Jahrhunderte alten, fast nationalen Einrichtung
sicherlich erleichtern dürste, hat in diesen Ländern
alle Aussicht auf Absatz; in bcscheidenem Um-
fang hat derselbe bereits begonnen, und kann
sich auf diesem Feld Deutschland durch die Welt-
ausstellung 1889 möglicherweise ein großes Jn-
dustriegebiet leicht erobern.


Goldschmuik auS Roueu.
 
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