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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Schneider, Friedrich: Ein Schmuckstück aus der Hohenstaufenzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0032

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Uunstgewerbeblatt. Z. Jahrgang.

Nr. 2.

Fries eines Marmortamins. Ztalien. Ende des 15. Jahrh.

Ein ^chmuckstück aus der Hohenstaufenzeit.

von Friedrich Schneider.

Mit einer Radirung von p. ksalm und drei Abbildungen.

Die Geschichte des Schmuckes im Mittel-
alter ist zum guten Teil uoch zu schreiben.
Maugelt es überhaupt an einer zusammeufassen-
den Darstellung, so fehlen, was noch bedauer-
licher ist, sür gewisse Zeitabschuitte die Beleg-
stücke fast gänzlich. Jn verhältnismäßig großer
Vollständigkeit liegen für die Vorstufen aus
fränkischer Zeit schlichte Zierstücke wie die glän-
zendsten Erzeugnisse einer hochentwickelten Kunst-
sertigkeit vor. Vom hohen Norden bis zum
Fnß der Alpen, zumal an den Ufern des Rheins
und bis zu den Übergängen der Pyrenäen sind
aus Grabstütten, Flußübergängen und sonstigen
Fundstätten zahllose Schmuckgegenstände er-
hoben worden, die als Spangen, Broschen,
Ringe, Armbänder, Ohrgeschmeide, Zierbeschläge
u. s. w. dienten. Mit der Treibearbeit ver-
eint sich dabei der Schmuck gekörnter Auf-
lage (Filigran), Gußstücke erscheinen mit dem
Stichel nachgearbeitet und dnrch eingeschlagenen
Metallfaden mit reizendem Geflechte durch-
öogen. Mit dem dunklen Eisen wird Silber-
und Goldtauschirnng verbunden nnd die Wir-
kung der Edelmetalle selbst, des Silbers wie
Goldes durch glänzende farbige Einlage
von Glasfritten, von Almandin oder rohen
Edelsteinen erhöht. Der „Barbarenschmuck"
kuldet in unseren Sammlungen eine oft reich
Ulwgestattete Gruppe, und die Wissenschaft hat
uran wie nach der knnsthandwerklichen, so nach
er geschichtlichen Seite ihre Erörterungen ge-
uüpft. Die eigentliche Quelle für den Bar-
's'renschmuck sind die Grabstätten jener Zeit.
olange die altgermanische Bestattnngsweise
och vorhielt, bot das Grab den natürlichen
wn oet für alles, was den Menschen vom

eii'f das Weib wie den Mann, vom

' u )en H-reien bis zum stolzen Führer
^lllistgewerbsLlatt. m.

schmückte. Unglanbliche Schätze an Edelmetall
wnrden damit dem Boden übergeben. Die
Strenge der frühmittelalterigen Gesetzgebung
gegen den Leichenranb hatte bci der Verlockung,
welche dazu vorlag, ihre ausgiebige Begrün-
dung. Die veränderten religiösen Anschau-
ungen wie die Abnahme der Edelmetalle im
Verkehr brachten es mit sich, daß in der Folge
die Bestattungen nicht mehr jene reichen Zn-
gaben erhielten, wie vordem. Nur selten bieten
Gräber des hohen Mittelalters eine reiche Aus-
bente. Fast allein die Grabstätten geistlicher
Würdenträger ergebenSchmuckstücke, wie Ringest,
kleine Kelche^), Hirtenstäbeü, die aber znnieist
als Gebrauchsgegenstände nur mittleren Wertes
sind. Jn den wenigsten Fällen sind hervor-
ragende Wertstücke aus mittelalterlichen Gräbern
zu erheben gewesen. Was daneben im leben-
digen Verkehre blieb, verfiel allen Fährlichkei-
ten; nur dadnrch, daß die bestimmten Vor-
schriften des kirchlichen Zeremoniells einerseits
gewisse Schmuckstücke, wie Ringe, Elfenbein-
kämme, Spangen u. a. forderten, und hier der
wechselnde Geschmack nicht so unbedingt zur
Herrschaft kam, vermochten sich Dinge derart in
alten Domstiftern, reicheren Kirchen und Klöstern
überhaupt zn erhalten. Weltlicher Schmuck
dagegen wurde nur zu rasch von den Wogen
des ruhelos flutenden Lebens verschlungen.
Gelegentliche Angaben zeitgenössischer Qnellen
nnd die ans jener Zeit immerhin seltenen Denk-
mäler und Abbildungen bieten für die Beur-
teilung kaum genügende Auskunft, während

1) U. a. im Domschatze zuTrier, solche aus der
Zeit von 1152—1258. Vergl. v. Wilmowsky, Grab-
stätten der B. von Trisr, S. 29; — im Domschatze
zu Mainz aus dem 13. bis 17. Jahrhundert. Vergl.
Friedr. Schneider, Gräberfunde, Taf. XV.

2) Gräberfunde, Taf. — 3) Ebendas. Taf. XVl.
 
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