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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Schricker, August: Zur Geschichte der Schmiedezunft in Straßburg i. E.
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Kronleuchter für elektrisches Licht im Stadttheater zu Halle a. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0088

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Kronleuchter für elektrisches Licht im Stadttheater zu Halle a. S.

hier nach Rcistadt und andern Ortcn geschickt
worden, um dergleichen Arbeit anßerhalb ver-
fertigen zu lassen". Es wird spciterhin (1789)
betont: „Es ist wahr, daß ehedessen die Stahl-
arbeit von englischen und französischen gutschen-
wägen immer zu Paris hat müssen gemacht
werden; wir aber angefenert, ehre und ruhm
nnserer werkstatt zn machen, können und dürfen
uns flattiren, daß wir uns auf das äußerste
bemüht haben, diese arbeiten sie mögen bestehen
in waß sie woken, so gut wie in Paris nnd
England zu verfertigen, es bestehe in Federn
oder was mann von unserm Handwerk der
schmiede haben will."

Solch begründetes Selbstbewnßtsein eines
Handwerks kann nur angenehm berühren. Es
muß auerkannt werden, daß, wenn heutzutage

dieses Selbstbewußtsein nur mehr in ganz ver-
einzelten Fällen seine Berechtigung hätte, so doch
die Schuld für den Rückgang des gewerblichen
Lebens in Straßburg in den allgemeinen Ver-
hältnissen begründet war, und nicht in erster
Linie den Handwerkern zur Last gelegt werden
mnß. Mit der Abschaffung des alten Zunst-
wesens, welches als Rechtsinstitut in einen Zu-
stand der Veraltung geraten war, für die
Tüchtigkeit der Arbeit aber, wie wir gesehen
haben, bis zuletzt Vorzügliches leistete, gingen
mit den Schäden auch die Vorteile zu Grabe,
und ohne Zusammenhalt, ohne gute Lehre, Tra-
dition und Muster stand der Einzelne hilflos
dem maschinellen Großbetrieb, und den ander-
wärts durch Maßnahmen des Staates begünstig-
ten Konkurrenten gegenüber.

Kronleuchter für elektrisches Ächt im Stadtcheater zu Halle a.

Mlt Abbildungen.

Das elektrische Licht hat trotz seiner außer-
ordentlichen Verbreitung während der letzten
Jahre wesentliche Veränderungen in der Aus-
gestaltung der Beleuchtungskörper bisher nicht
hervorgebracht. Jn Läden, Restaurants und
Privatwohnnngen, soweit das elektrische Licht
in letztere schon vorgedrungen, hat man sich im
allgemeinen begnügt, an den vorhaudenen Gas-
beleuchtungskörpern Vorrichtungen für das neue
Licht anzubringen oder ueue Kronleuchter unter
entsprechenden Veränderungen für diese Räume
herzustellen. Nur vereinzelt sind Versuche ge-
macht, namentlich uuter Benutzung der Glüh-
lichtbirnen, zu neuen Formen zu gelangen:
München hat hierin besonders gelungene Stücke
hervorgebracht, die z. T. auch in der Zeitschrift
des dortigen Kunstgewerbevereins veröffentlicht
sind. Doch ist es bisher immer bei vereinzel-
tcn Arbeiten geblieben, der mehr oder minder
geistvolle Einfall der betr. Künstler mochte nicht
nach Jedermanus Geschmack sein, eine end-
giltige Lösung hat die sehr dankbare und lohnende
Aufgabe noch nicht gefunden: die alte Form der
Gaskronen beherrscht noch das Feld.

Wohl aber hat das neue Licht in den
großcn Räumen: Festsälen, Hallen, Theatern w.
— wie schon Julius Lessing 1878 bei Er-
wähnung der Beleuchtung der Musikhalle des

Trocadero-Palastes prophezeit hatte — die alten
Beleuchtungskörper außer Kurs gesetzt: statt
künstlerisch ausgestalteter Kronleuchter, Kande-
laber, Armleuchter spenden jetzt riesige schmuck-
lose Glaskugeln an Drähten hängend ihr bläu-
liches Licht. Der Unterschied zwischen dem
Beleuchtungskörper eines Festraumes, einer
Straße oder einer Fabrik hat aufgehört. Die
Forderung „Mehr Licht" war der Kunst bis-
her nicht günstig. Freilich ist dabei im Auge
zu halten, daß es sich bisher immer noch um
Versuche gehandelt hat, um ein Übergangssta-
dium, wo es galt die Verwendbarkeit des Lichts
zu probiren. Jetzt, nachdem die Versuche zu
gesicherten Resultaten geführt haben, wird der
Kunst ohne Zweifel wiedernm ihr Recht wer-
den, man wird ihr zurückgeben was ihr ge-
nommen ist.

Einen sehr gelungenen Versuch in dieser
Richtung hat man bei der Gestaltung des Kron-
leuchters im neuen Stadttheater zu Halle a/S-
gemacht. Das elektrische Licht gestattet von vorn
herein eine völlig andere Anordnung der ein-
zelnen lichtspendenden Teile als das Gas: letz-
teres verlangt die bequeme Zugänglichkeit der
einzelnen Flamme, schon zum Zweck des An-
zündens; ferner niuß die Richtung der Gas-
flamme stets vertikal sein, beides ist beim Glüh-
 
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