Danaide (Tintenfaß).
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thek nur gestatten, im Jntercsse der Benützung
derselben dringend gewünscht werden muß, unter-
liegt kaum cinem Zweifel. Doch brauchen wir
keineswegs den wissenschaftlichen und den alpha-
betischen Katalog drucken zu lassen, sondern nur
den erstcren. Denn das Publikum kennt sehr
häufig die Werke überhaupt nicht, die es für
irgend einen vorliegenden Zweck gicbt, geschweige
denn, daß es gar die Titel derselben genau
wüßte, wie es beim alphabetischen notweudig
ist. Dasselbe will und soll aus dem Verzeich-
nisse erfahren, was auf jedem der in der Biblio-
thek vertretenen Gebiete für Werke zu habcn
sind. Diesem Bedürfnisse verniag einzig und
allein der wissenschaftliche abzuhelfen. Aber
auch da kann beim Drucke manches weggelassen
werden, was beim geschriebenen Original viel-
leicht schwer vermißt würde. Zu all dem soll
hier endlich auch dem Wunsche Ausdruck ver-
liehen werden, daß von Zeit z» Zeit auch die
neuen Erwcrbungen in dieser Weise bekannt
gegeben werden. Ob das innerhalb grvßerer
oder kleinerer Perioden zu geschehen hat, hängt
von dem Besuche, den Geldmitteln und anderen
Verhältnissen ab.
Danaide (Lintenfaß).
Silber; Pach: 2s cm.
Ll. li. Wir führcn umstehend eineu kleinen
Gegenstand vor, der wegen sciner vermitteln-
dcn Stellung zwischen Kunst und Kunstgcwerbe
ein bcsonderes Jnteresse bcauspruchen darf.
Dic Fignr, von Prof. Adolf Heer in Karls-
ruhe modellirt, untcrscheidet sich durch den
gemessenen Adel ihrer Erscheinung sehr wesent-
lich von dem Zuge, der heute in der Kleinplastik
herrscht und darauf hinaus geht, mehr die ko-
ketten Bewegungen des Rococo oder aber den
martialischen Charakter der dekorativen Kunst
um 1600 wiederzugeben, als sich in ein eigenes
sorgfältiges Naturstudium zu vertiefen.
Die Entstehungsgeschichte unseres kleinen
Kunstwerks ist etwa folgende: Angeregt durch
das Tintenfaß von Peter Vischer, das sich in
einer englischen Sammlung befindet, welches
eine nackte Frau neben einem großen Kruge
stehend darstellt, sollte der Künstler cine ähn-
liche Komposition in moderner kllnstlerischer Anf-
fassung zur Ausführung bringen. Die Figur
Vischers ist aber dort in keincrlei Beziehung zu
dcm nebcn ihr stehcnden Gefäß gcsetzt, sie Iveist
vielmehr nach obcn, zur Bckräftigung dcs auf
einem Täfelchen am Postament angebrachten
Spruches: vitain non mortain rsooZitg, „Denk
an das (ewige) Leben, nicht an den Tod".
Heer hat nun das Motiv der nackten weib-
lichen Gestalt und des Gefäßes beibehalten, aber
die Komposition in jeder Hinsicht zu einer ge-
schlossenen gemacht, indem er die Figur als
Danaide faßte, sie durch eine anmutige Be-
wegung, die durch sämtliche Teile des feinen
Körpers hindurch spielt, mit dem neben ihr
stehenden Fasse in Verbindung setzte und so ein
Motiv schuf, das für deu Zweck, dem der Gegen-
stand dienen soll, ungemein glücklich gcwählt
ist: Die Ärmste hat das Faß eben gefüllt, und
schon muß sie wieder schvpfen!
Die technische Ausführung rührt von Prof.
Rudolf Meyer in Karlsruhe her, der es in
wnuderbarer Weise verstanden hat, durch sorg-
fältige Ciselirung und feine Verbindung von
Weißsilber und Vergoldung dem Stück einen
ganz besonderen Reiz zu verleihen.
Kunstgewcrbcblatt iv.
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thek nur gestatten, im Jntercsse der Benützung
derselben dringend gewünscht werden muß, unter-
liegt kaum cinem Zweifel. Doch brauchen wir
keineswegs den wissenschaftlichen und den alpha-
betischen Katalog drucken zu lassen, sondern nur
den erstcren. Denn das Publikum kennt sehr
häufig die Werke überhaupt nicht, die es für
irgend einen vorliegenden Zweck gicbt, geschweige
denn, daß es gar die Titel derselben genau
wüßte, wie es beim alphabetischen notweudig
ist. Dasselbe will und soll aus dem Verzeich-
nisse erfahren, was auf jedem der in der Biblio-
thek vertretenen Gebiete für Werke zu habcn
sind. Diesem Bedürfnisse verniag einzig und
allein der wissenschaftliche abzuhelfen. Aber
auch da kann beim Drucke manches weggelassen
werden, was beim geschriebenen Original viel-
leicht schwer vermißt würde. Zu all dem soll
hier endlich auch dem Wunsche Ausdruck ver-
liehen werden, daß von Zeit z» Zeit auch die
neuen Erwcrbungen in dieser Weise bekannt
gegeben werden. Ob das innerhalb grvßerer
oder kleinerer Perioden zu geschehen hat, hängt
von dem Besuche, den Geldmitteln und anderen
Verhältnissen ab.
Danaide (Lintenfaß).
Silber; Pach: 2s cm.
Ll. li. Wir führcn umstehend eineu kleinen
Gegenstand vor, der wegen sciner vermitteln-
dcn Stellung zwischen Kunst und Kunstgcwerbe
ein bcsonderes Jnteresse bcauspruchen darf.
Dic Fignr, von Prof. Adolf Heer in Karls-
ruhe modellirt, untcrscheidet sich durch den
gemessenen Adel ihrer Erscheinung sehr wesent-
lich von dem Zuge, der heute in der Kleinplastik
herrscht und darauf hinaus geht, mehr die ko-
ketten Bewegungen des Rococo oder aber den
martialischen Charakter der dekorativen Kunst
um 1600 wiederzugeben, als sich in ein eigenes
sorgfältiges Naturstudium zu vertiefen.
Die Entstehungsgeschichte unseres kleinen
Kunstwerks ist etwa folgende: Angeregt durch
das Tintenfaß von Peter Vischer, das sich in
einer englischen Sammlung befindet, welches
eine nackte Frau neben einem großen Kruge
stehend darstellt, sollte der Künstler cine ähn-
liche Komposition in moderner kllnstlerischer Anf-
fassung zur Ausführung bringen. Die Figur
Vischers ist aber dort in keincrlei Beziehung zu
dcm nebcn ihr stehcnden Gefäß gcsetzt, sie Iveist
vielmehr nach obcn, zur Bckräftigung dcs auf
einem Täfelchen am Postament angebrachten
Spruches: vitain non mortain rsooZitg, „Denk
an das (ewige) Leben, nicht an den Tod".
Heer hat nun das Motiv der nackten weib-
lichen Gestalt und des Gefäßes beibehalten, aber
die Komposition in jeder Hinsicht zu einer ge-
schlossenen gemacht, indem er die Figur als
Danaide faßte, sie durch eine anmutige Be-
wegung, die durch sämtliche Teile des feinen
Körpers hindurch spielt, mit dem neben ihr
stehenden Fasse in Verbindung setzte und so ein
Motiv schuf, das für deu Zweck, dem der Gegen-
stand dienen soll, ungemein glücklich gcwählt
ist: Die Ärmste hat das Faß eben gefüllt, und
schon muß sie wieder schvpfen!
Die technische Ausführung rührt von Prof.
Rudolf Meyer in Karlsruhe her, der es in
wnuderbarer Weise verstanden hat, durch sorg-
fältige Ciselirung und feine Verbindung von
Weißsilber und Vergoldung dem Stück einen
ganz besonderen Reiz zu verleihen.
Kunstgewcrbcblatt iv.
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