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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Bücherschau
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Randvcrzienlng von eincm orientalischen Einbandc.

^Zücherschau.

XII.

OicrtlciilrlLli'S cls 1'^.insri1)1sinonr st äo 1a
Usoorstloii, 6epuis Is Xllle giöole sns-
csu'ü lios^ours, pur Ueur/ Iluvurö. I. Bd.

—6. 40. 512 zweispaltige Seiten mit
64 Tafeln imd über 500 Textillustratiimcii.
I'aris, Llaisou (juantlu. I?ro8. 55.

Die kunstgewerbliche Litteratnr Frankrcichs
ist reich an lexikographischen Werken ersten
Ranges, und doch fehlte es bisher an einem
Werke, das in didaktischcr Weise dcn nnge-
henren Schatz des Mobiliars im weitestcn Wort-
vcrstande sichtete nnd mit historischer Kritik be-
leuchtete. Viollet-le-Duc beschränktesich in seinem
Llotiounaire äu inoliilier auf das Mittelalter
und nicht immer gelang es seinem rekonstruiren-
den Eifer sich auf dem Boden der geschichtlichcn
Wirklichkeit zn halten. Zudem blieben ihm
wesentliche Qnellen dcr Erkenntnis verschlossen,
und so großartig sein Werk dasteht, mannig-
fache Jrrtümcr nnd Untcrlassungssiiiidcn schadcn
seiner Verläßlichkeit. Besser erging es der
sranzösischen Kostümknnde, sie sand in Quicherat
und Demay überaus sorgfältige Bearbeiter.
Des kürzlich verstorbenen Victor Gay vor-
trefflicher Olossaire arLliöoloZiguo wird leidcr
Torso bleiben nnd erhält sich in engen zeitlichen
Grenzen, der vornehme Oiotlonnaire äe 1'aea-
llömis äss deaux-arts endlich ist seit dem Jahre
1858 nicht weiter als bis zu dcm Artikcl
„äseoration" gediehen. Zudem ist es sehr un-
gleichartig und in kunstgewerblicher Hinsicht
uicht detaillirt genug gearbeitet. Die Schwierig-
keit, sich genaue Kunde von der Bedeutung und
dein Wcsen des Mobiliars und der dekorativen
Künste der letzten vicr oder fünf Jahrhundcrte
)u verschaffen, ist oft empfunden, häufig ausge-
fprochenwordeu. Henry Havard, der vielseitige
Kunstschriftsteller, hat sich ein nicht noch genug
uuzurechncndcs Verdienst crworben dadnrch, daß
br sich in langjähriger Mühe der überaus nütz-
kichcn Ausarbcitnng eincs umfasscndcn Nach-

schlagebuches untcrzog. Das große Unternehmen
der Quantinschen Verlagshandlniig ist auf vier
Bände guarto angelegt und seine vollständige
Durchführnng vollauf gefichert. Der zweite
Band ist im Druck, der dritte im Manuskript
vollendet und vom vierten nur noch ein geringer
Teil zu bearbeiten; alle drei werden in zehn-
monatlichen Fristen ausgegeben werden.

Beschränkte sich Havard auch nur auf das
Mobiliar und die dekorativen Künste Frank-
reichs, so ist seine Leistnng nach dem vor-
liegenden ersten Bande zu schließcn doch eine
außerordentlich umfangreiche. Ursprünglich be-
absichtigte Havard nicht über das Jahr 1400
znrückzugehen, aber die Erwägung, daß die
Kenntnis des französischen Kunstgewerbes im
14. Jahrhundert, dank vielfacher erst in den
letzten Jahrzehnten erschlossenen Quellen, wesent-
lich erweitert worden ist und daß in dieser
Periode gcrade das spezifisch Französische in
Mobiliar und Dekoration sich Geltung ver-
schafft — forderte ein erweitcrtes Programm.
Auch das ist als ein Vorzug des Werkcs zn
rühmen, daß cs mit der Kunst des 18. Jahr-
hundcrts nicht abschlicßt. Mit Recht bemcrkt
Havard: alle 25 Jahre sehcn wir Stilnuancen
werden und vcrgehcn, die Bestimmung und Be-
nennung so mancher Gegenstände wechseln, Dinge,
die den Zeitgenossen unentbehrlich schienen, sind
der nachfolgenden Generation bis aus den Namen
unbekannt. Ein Beispiel für viele. Jn cinem
Lustspiel Beaumarchais' setzt sich der Hcld,
Armand, in eine „dollemienns". Als kürzlich
das Stück im Odeon ausgeführt werdcn sollte,
verursachte diese dolleinienns das größte Kopf-
zerbrechen und niemand wußte, was mit ihr
gemeint war. Zahlreich sind solche Fälle, und
dic Sorgfalt, mit der Havard die Dokiimeiitc
aller Art befragt hat, um uns Rechenschaft zu
geben über die Bedeutung außer Gebrauch ge-
kommener Möbel, verdient die wärmste Aner-
kennung. Von dcn oliansons äo ^este bis zu
 
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