Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Falke, Otto von: Orientalische Fayencen mit Lüsterverzierung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
114

Orientalische Fayencen mit Lüsterverzierung.

für die Wahrheit des Berichts Nassiri Chosraus.
Jn Persien dagegen werden die goldglänzenden
Geschirre zuerst im 12. Jahrhundert von dem
Dichter Farid erwähnt; Fayencenscherben mit
Lüster, ganz ähnlich den ägyptischen in Material
und Ornament, sind auch hier gefunden worden
in den Ruinen von Ray, dem antiken Rhagae.
Diese Stadt, in den ersten Jahrhunderten des
Kalifates das blühendste und volkreichste Cen-

gebiete, ist Bagdad das Centrum derselben ge-
wesen.

Anßer den Bruchstücken aus Ray und
Fostat und gleichzeitigen persischen Fliesen
giebt es noch, wenn anch in geringer Anzahl,
wohlerhaltene Fayencegefäße mit Goldlüster
aus dieser frühen Periode. Die meisten befin-
den sich in den an Erzengnissen muhammedani-
schcr Keramik besonders reichen cnglischen Mu-

Fig. l. Faycncckamie. Aiifang 13. Jahrh. Privatbesitz, Englaiid.

trum Persiens, wurde von den Mongolen
Dschingis-Chans im Jahre 1221 von Grnnd
aus zerstört und hat sich seitdem nie wieder
aus ihren Trümmern erhoben. Die dort ge-
fundenen Bruchstücke müssen also spätestens dcm
13. Jahrhnndert angehören. Bekannt und in
Übung war also diese Dekorationsart der Fayence
in Persien gleichzeitig oder nur wenig später
als im Westen; die Priorität aber ist doch
Agypten zuzuerkennen. Die Jndustrie war
schon srüh nicht nnr auf Persien und Ägypten
beschränkt; im Jrak, dem Euphrat- und Tigris-

seen und Privatsammlnngen. Die Gleichartig-
keit des Dekors beweist die zeitliche Znsammen-
gehörigkeit dieser Gefäße mit dcn persischen und
ägyptischeu Schcrbcn und den Fliesen des
13. Jahrhnnderts. Die Fragmente aus den
Rninen von Ray sind in hellen, blassen Gold-
lüster auf weißcm Grund verziert; die bleihaltige
Glasnr ist dnrchsichtig und die darnnter durch-
scheinende Massc von gelblich weißem, warmem
Ton. Das Ornament bilden flüchtig gczeichncte
Linienverschlingungcn, sehr skizzenhnft gehaltene
mcuschliche Figuren und blattreicheS Ranken-
 
Annotationen