Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

DOI Artikel:
Glasgemälde in der Marienkirche zu Luxemburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gotische Holzschnitzerei gez. von F. Paukeht.

GLASGEMÄLDE IN DER MARIENKIRCHE
ZU LUXEMBURG.

MIT ABBILDUNG.

1

PI

[&]

NTER den Fortschritten der letzten
zwei Jahrzehnte auf allen Gebieten
der Kunst und des Kunstgewerbes
ist gewiss einer der erfreulichsten,
welchen die Glasmalerei zu ver-
zeichnen hat. So ausschliesslich,
wie bei keiner anderen Kunst, war hierin das skla-
vische Nachahmen alter Werke als Grundprinzip auf-
gestellt. Es wurde nicht unterschieden zwischen
anatomisch richtig gezeichneten oder in den körper-
lichen Verhältnissen verunglückten Figuren; es war
gleichgültig, ob die Gesetze der Perspektive berück-
sichtigt oder geradezu in das Gegenteil gekehrt waren;
man untersuchte nicht lange, ob das Kolorit der
Darstellung und dem Orte entsprechend war — das
betreffende Fenster war alt und deshalb muster-
gültig. Auch mit Bezug auf den Gedankengang, den
ein altes Glasgemiilde im Beschauer erwecken sollte,
täuschte man sich und andere; man unterschob den
alten Meistern Absichten, die sie nie gehegt ■— man
wollte eben alles zu Kunstwerken stempeln und über-
sah oder verzieh die vielen Schwächen alter Fenster
bei der Beurteilung, um sie aber nachher bei der
Herstellung eines neuen Fensters um so gründlicher
nachzuahmen. Den Reiz, welchen die Zeit und die

Elemente durch Zersetzimg der Glasoberflächen und
Anhaftung von Staub etc. manchen Fenstern verlieh,
suchte man künstlich auch den neuen Fenstern bei-
zubringen, aber durch Mittel, welche zumeist durch-
aus unkünstlerisch waren und einen ganz anderen,
als den beabsichtigten Effekt. hervorbrachten. In
dieser Hinsicht übten einzelne Kunstfreunde und
Kunstgelehrte durch Förderung solcher verkehrter
Bestrebungen einen geradezu verderblichen Einfluss
aus, während aber auch glücklicherweise andere dem-
selben entgegenarbeiteten. Letzteres war von gutem
Erfolg; heute sind nun, wenn auch nicht überall, so
doch au den meisten massgebenden Stellen Grund-
sätze zur Anerkennung gelangt, welche eine freudige
Zukunft der Glasmalerei hoffen lassen. Was die
Fabrikation betrifft, so ist die Schönheit der meisten
alten Farbengläser erreicht, viele sind sogar üher-
troffen. Die umfangreiche Technik der Glasmalerei
hat sich in mancher Beziehung ver voll kommt, auch
hier hat sich Wissenschaft, Kunst und Handwerk
verbrüdert. Das kunstgeschichtliche Studium hat eine
andere .Richtung angenommen, die Resultate sind in-
folgedessen besser. DasBewusstsein, dass man zunächst
für seine Zeit schaffen und deshalb auch den Geist der-
selben mit dem in gewisser Beziehung notwendigen
 
Annotationen