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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

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Bücherschau / Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0018

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Verkleinerte Abbildung aus: Heiden, Motive.

Max Heiden, Motive. Sammlung von Einxelformen
aller Techniken des Kunstgeiverbes als Vorbilder und
Studienmaterial. — 30 Doppelhefte von je 10
Blatt; Subskript.-Preis 2 Mark pro Heft. gr.-Fol.
Leipzig 1890. Verlag des litterar. Jahresberichts
(Artur Seemann).

A. P. — Das Unternehmen, mit dem Heraus-
geber und Verleger im vorliegenden Hefte an die
Öffentlichkeit treten, bildet im gewissen Sinne eine
Ergänzung zu den verschiedenen Sammelwerken,
welche die Erzeugnisse des Handwerks früherer Zei-
ten wiedergeben, vor allem des trefflichen Formen-
schatzes von Georg Hirth. Nur geht es weiter. Bei
jenem handelt es sich um Wiedergabe der betreffen-
den Stücke in ihrer Gesamtheit. Die vorliegende
Publikation gieht nur Einzelheiten. Die Absicht,
welche den Herausgeber dabei geleitet hat, spricht
er im Titel selbst aus: er will Motive geben, dem
Handwerker das Aufsuchen dekorativer Einzelformen
erleichtern, ihm ornamentales Material bieten,
welches soweit vorgearbeitet ist, dass er es meist
ohne weiteres gebrauchen kann. Das Werk soll
gewissermassen den Verkehr vermitteln zwischen
den grossen Sammelwerken und den Museen auf
der einen und den Handwerkern auf der andern
Seite. Wenn es bei der Überfülle des Materials
überhaupt kaum möglich ist, sich ohne Anleitung
heute in den Museen zurecht und ohne viel Zeit-
und Arbeitsverlust das herauszufinden, was man
gerade braucht, so bieten die grossen Sammelwerke
zwar eine meist verständig getroffene Auswahl zur
Anregung und Belehrung, aber es ist in der Anlage
derartiger Sammlungen begründet, dass sie sich auf
Einzelheiten wenig einlassen. Daneben haben wir
dann Spezialwerke, wie für Schlosser, Holzschnitzer,
Lederarbeiter, Textilarbeiter etc., welche schon eher
Details bringen.

Das vorliegende Werk nun geht weiter. Es
bietet aus dem grossen unermesslichen Gebiet des
Flachmusters, wie es fast in allen Techniken zu
allen Zeiten und in allen Ländern auftritt, aus-
schliesslich Einzelformen. Man brauchte bei der
überreichen Fülle der uns erhaltenen Kunstgegen-
stände die Schätze nicht zu suchen: es galt hier nur
zu heben, auszuwählen mit Rücksicht auf praktische
Zwecke, auf das Bedürfnis unseres modernen Hand-
werks. Und man ist bei Durchsicht der ersten
Lieferungen schon überrascht, welch erstaunliches
Material an bisher unbenutzten Motiven hier zu-
sammengebracht ist. Dass der Vorsteher und sorg-
liche Hüter der Berliner Textilsammlung Stoffe
und Stickereien für sein Werk in ausgiebigster Weise
heranziehen würde, kann man sich denken, und neben
manchen Unbekannten begrüsse ich auch sehr viele
liebe Bekannte: aber nun sofort zu sagen, woher
stammt dies Motiv, das ist mir oft beim besten Willen
nicht möglich. Und welcher Schatz an den liebens-
würdigsten, dankbarsten und brauchbarsten Motiven
in den Gravirungen ganz unscheinbarer Zinnteller,
den Elfenbeinintarsien und Malereien unbedeutender
Kästchen, in den Pinseleien auf dem Bauerngeschirr
u. a. enthalten ist, das wird erst beim Durch-
blättern der vorliegenden Tafeln klar. Ich bin
überzeugt, diese „Motive" werden viele, die bisher
geglaubt haben, ihnen entgehe so leicht bei Studien
in einem Museum nichts, die beruhigende Gewissheit
gewähren, dass dem nicht so ist und dass sie an
manchem unachtsam vorüber gegangen sind, was
wohl der Beachtung und Betrachtung wert wäre.
Zu diesen Betrachtern und Beobachtern gehört z. B.
— der Referent.

Der Herausgeber hat in den Kreis seiner Publi-
kation alle ornamentalen Formen gezogen, wovon
er eine zweckmässige Verwertung in unseren Tagen
 
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