Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

DOI Artikel:
Die Versteigerung der Sammlung Vincent
DOI Artikel:
Kleine MItteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

KLEINE MITTEILUNGEN.

Stücke werden selbstverstänzlich immer teuer sein
und sogar im Werte steigen; die Mittel wäre wird
und muss auch hier fallen.

Es zeigte sich dies deutlich bei den Majoliken.
Die Kollektion enthielt bis auf wenige Stücke nur die
gewöhnliche Urbinoware mit figürlichen Darstellungen,
Teller, die heute mit 250 bis 300 M. pro Stück bezahlt
werden. Ein weiser Mann soll den Erben diese
Kollektion auf 120000 Francs gewertet haben; das
Resultat der Versteigerung en bloc — sie waren erst
einzeln ausgesetzt—ergab 18 000 M., womit sie reichlich
bezahlt waren und wofür sie zurückgezogen wurden.

Man darf als Resultat dieser sehr lehrreichen
Versteigerung hinstellen, dass alle wirklich guten
Sachen sehr hoch bezahlt wurden, vielleicht diesmal
zu hoch, was in den besonderen, oben angedeuteten
Verhältnissen seinen Grund hat. Ferner dass auch
diesmal ein großer Teil der besseren Sachen in öffent-

lichen Besitz übergegangen ist und so dauernd zum
Studium und Genuss zugänglich ist. So hat die Schweiz
bis auf wenige Stücke wohl alles erhalten, was sie
wollte. Auch das Germanische Museum hat, dank
der Freigebigkeit eines hochherzigen Stifters, eine
Anzahl der besten Stücke bekommen, und andere
Museen, namentlich Karlsruhe, haben auch Gutes
erobert. Die Hauptkonkurrenten waren einige
Sammler, deren Vertreter auf Grund unlimitirter
Aufträge oft riesige Preise zahlen konnten: dagegen
ist natürlich nichts zu machen. Aber ein Trost bleibt
den Museen doch: einmalmüssen alle Privatsammlungen
ans Messer, — freiwillig oder unfreiwillig — und
entgehen ihrem Lempertz nicht und dann wandern
auch von den Sachen, die heute in die Hütten der
notleidenden Großindustriellen gelangt sind, die
besten Stücke in die Museen und so weiter, bis
nichts mehr zu haben ist.

KLEINE MITTEILUNGEN.

Rd. Bremen. Das Gewerbemuseum erstattet diesmal
seinen Bericht für beide Jahre 1889 bis 1891 zusammen.
Wesentlich wurde die Thätigkeit des Instituts während dieser
Jahre für die Bremer Gewerbeausstellung in umfassender
Weise in Anspruch genommen, namentlich durch direkte
Unterstützung der Handwerker, durch Lieferung von Zeich-
nungen für Schränke, Aufstellung etc. Das Museum be-
teiligte sich selbst durch Ausstellung von Originalzeich-
nungen, Schülerarbeiten, gefärbten Gipsabgüssen und Ver-
suchsarbeiten; mehrere Beamte der Anstalt wurden prämiirt.
Die Vermehrung der Mustersammlung wird als eine erfreu-
liche bezeichnet; es wurden 304 Nummern erworben, dar-
unter 73 durch Schenkung. Auch die Vorbildersammlung
vermehrte sich in ansehnlicher Weise. Der Gesamtbesuch
betrug 37236 Personen. Über den Einfluss und die Rich-
tung, welche das Gewerbemuseum auf das Bremer Gewerbe
zu äußern vermochte, konnte die nordwestdeutsche Gewerbe-
und Industrieausstellung bereits nach mancher Seite wohl-
erkennbare Merkmale geben. Das Vorherrschen des stren-
geren Renaissancestiles, die ernstere Farbenstimmung, die
überwiegende Verwendung soliden Materials, Symmetrie der
Anordnung u. s. w. haben nicht nur bei Einzelgegenständen,
Gruppen und vollständigen Ausstattungen, sondern auch an
zahlreichen Ausstellungsschränken und der Anordnung von
Ausstellungsobjekten verwandte Eigenschaften gezeigt und
dadurch den bremischen Erzeugnissen eine gewisse künst-
lerische Einheitlichkeit verliehen. Auch die Anwendung-
neuer Kunsttechnikon, sowie die Wiederaufnahme außer Ge-
brauch gekommener Dekorationsmittel machte sich mehrfach
bemerkbar und fand in Auszeichnungen durch das Preis-
gericht verdiente Anerkennung.

P. München. Die keramische Fachschule an der kgl.
Kunstgewerbeschule in München, eine auf Anregung des Ver-
bandes keramischer Gewerbe in Deutschland gegründete
Anstalt erstattet aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens

einen übersichtlichen Bericht über ihre bisherige Thätigkeit.
Da diese besondere Abteilung der blühenden Münchener
Schule, nur jenen Teil des keramischen Unterrichts erteilt,
welcher die „künstlerische Geschmacksbildung und die Aus-
übung der Kunst im Dienst der Keramik zur Aufgabe hat",
so mag auch an dieser Stelle auf den Bericht hingewiesen
sein. Derselbe giebt über die Einrichtungen der Schule,
Lehrplan, Lehrkräfte etc. eingehende Auskunft und verfolgt
die Entwickelung bis heute. Die Gesamtschülerzahl beträgt
seit der Gründung 69, von denen allerdings nur der vierte
Teil den vorgeschriebenen Lehrkursus von drei Jahren durch-
gemacht hat. Von diesen haben eine ganze Reihe beim
Rücktritt ins praktische Leben ihre auf der Schule erwor-
benen Kenntnisse erfolgreich verwerten können. Die Förde-
rung, welche der Verband keramischer Gewerbe in Deutsch-
land der Schule zu teil werden ließ, beziffern sich bisher
auf 9642 M., die für Stipendien, Prämien und Lehrmittel
verwendet wurden.

O. M. Im Lichthof des Kunstgeioerbemnseums %u Berlin
ist gegenwärtig die in der Werkstatt der Kunststickerei-
anstalt von Bessert-Nettelbech in Aufnäharbeit aus Seide und
Goldfäden ausgeführte Fahne des Turnvereins GutsMuths in
Berlin (Moabit) ausgestellt. Die Zeichnung ist nach Angabe
des Verwalters der Stoffsammlung des Kunstgewerbemuseums,
Max Heiden, von Max Ebersbach, einem Schüler derselben
Anstalt, gefertigt und besteht auf der weißseidenen Vorder-
seite aus einer breiten Randeinfassung von stilisirtem Blatt-
werk und Eichenlaub, welche den Namen, Ort etc. des ge-
nannten Vereins einschließt, während die rotseidene Rück-
seite das Turnerzeichen in Umrahmung eines Eichenkranzes
mit Kartusche enthält.

x.— Der heutigen Nummer liegen zwei Farbentafeln
bei. Tiroler Intarsien darstellend, die wir der fleißigen Hand
Franz Paukerts verdanken.
 
Annotationen