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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0045

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KLEINE MITTEILUNGEN.

P. Der unermüdliche Verlag von Bernhard Friedrich
Vüiyt in Weimar bringt von den ebenso unermüdlichen
Architekten Max Graef in Erfurt wiederum ein neues Möbel-
werk, diesmal nicht mehr in dem früher von Graef vertei-
digten „deutschen Nationalstil", sondern im „brauchbarsten"
Rokoko. Das Werk {Möbel im brauchbarsten Rokoko etc.
24 Taf. Fol. und 8 Tafeln nebst Einzelheiten in natürlicher
Größe. Preis in Mappe 9 Mark) bietet alle Arten Möbel
und Geräte der Tischlerkunst in ziemlich einfachen Formen,
mit Blatt- und Muschelwerk in der Art der einfacheren alten
Rokokoarbeiten verziert. Freilich ist nicht alles Gold, was
glänzt und nicht alles Rokoko, was Herr Graef dafür an-
sieht; manches Möbel erinnert verzweifelt an die Mobilien
der dreißiger und vierziger Jahre unseres Jahrhunderts; aber
der der Publikation zu Grunde liegende Gedanke: dem mo-
dernen Bedarf Muster zu bieten, die wirklich verwendet
und ausgeführt werden können, im Gegensatz zu den Prunk-
möbeln des vorigen Jahrhunderts und die ornamentalen For-
men jener Zeit dem Bedarfsgerät unserer Tage vollständig
anzupassen, — ist ein sehr richtiger und vielfach sehr gut
zum Ausdruck gebracht. Vor allem hat der Herausgeber
vermieden', das wüste und rohe Ornament zu verarbeiten,
das heute als Rokoko vielfach angesehen wird: er verfährt
namentlich sparsam mit dem Muschelwerk und hat damit
eine gefährliche Klippe glücklich umschifft. Den Abbildungen
auf den 24 Tafeln, denen vielfach Schnitte beigegeben sind
kommen acht große Pianotafeln mit Einzelnheiten in flotter
Zeichnung zu Hilfe. Ohne Zweifel wird das Buch sich viele
Freunde erwerben, zumal es in seiner Art bis jetzt das ein-
zige ist. — Von dem in gleichem Verlage erschienenen
Farbendruckwerk von Kreuzer, „Farbige Bleiverglasungen",
welches wir früher angezeigt haben, ist soeben die zweite
Auflage zur Ausgabe gelangt: gewiss ein Beweis für die
Nützlichkeit des Buches. . Endlich möge hier noch ein Vor-
lagenwerk erwähnt werden, welches Muster für Metallarbei-
ten darbietet {Kunstindustrielle Renaissancemotive der Metalle.
Entworfen und gezeichnet von Ehrenfried Scholz. I. Ab-
teilung 1 — 20 Blatt. Fol. Berlin, Fußingers Buchhandlung.
16 M.) Für Entwürfe in Edelmetall haben wir in den
großen Publikationen der Schatzkammern und Privatsamm-
lungen ein überreiches Material und gerade die Edelschmiede-
kunst hat mit Erfolg ans diesen reichen Quellen alter Kunst
geschöpft. Aber für das Bronzegerät des modernen Bedarfs
giebt es fast gar keine Musterblätter und was an alten
Bronzen püblizirt ist (Teirich) hat für praktische Zwecke fast
gar keinen Wert. Wenn irgend eine moderne Industrie aus alten
Mustern, soweit es sich um die Formen handelt, verhältnis-
mäßig wenig Nutzen ziehen kann, so ist's die Bronzeindustrie.
Die kümmerlichen Beleuchtungswerkzeuge der früheren Jahr-
hunderte liefern nur wenig Anhalt in den Zeiten des Gases
und elektrischen Lichtes; die Lampen, Schreibtische, Toiletten
und Ziergerät, die Unsumme von überflüssigen und notwen-
digen Gegenständen, die sich heute bei uns in allen Ecken,
Winkeln, Tischen, Konsolen breit macht, kurz die hundert
und tausend kleinen Bronzearbeiten, die uns die Magazine
bieten, all das hat sich die künstlerische Ausgestaltung selbst
suchen müssen. In Berlin besonders hat sich diese Industrie
zu einer Riesenhöhe entwickelt, nicht immer zum Vorteil
der Kunst, die dabei recht oft recht stark zu kurz gekommen

ist. Mit besonderem Eifer, Geschick und Geschmack hat
sich der Herausgeber des vorliegenden Werkes gerade der
künstlerischen Behandlung der Arbeiten in Metallen zuge-
wandt und bietet hier eine Auswahl von 46 Entwürfen auf
20 Tafeln zu freier Benutzung dar. Dieselben zeigen, dass
sich der Künstler mit den Bedürfnissen der Bronzeindustrie
wohl vertraut gemacht hat; sie vermeiden die feinere Be-
handlung im Stil der getriebenen Silberarbeiten, woran ja
viele Modelleure scheitern und zeichnen sich durch Eleganz,
Zierlichkeit und gefällige Wirkung aus. Das Werk wird ge-
wiss leicht Eingang in die Werkstätten finden und mannig-
fache Anregung gewähren.

Hamburg. Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt sich
auch im Jahre 1890, über welches Dir. Brinckmann den Bericht
erstattet, wieder auf der Höhe. Der Gönner und Freunde,
die freiwillig oder unter sanftem Druck die Sammlungen
durch viele Spenden vermehrten, sind eine große Zahl und
alle Abteilungen des Museums sind* von ihnen mit treff-
lichen Stücken bedacht worden. Nicht minder konnten die
verschiedenen Abteilungen der Sammlung aus dem Budget
erweitert werden, wobei im Berichtsjahre besonders den
Möbeln und Holzarbeiten größere Beträge zu gute gekommen
sind. Auch der keramischen und Stickereiabteilung wur-
den für höhere Beträge Neuerwerbungen zugeführt, letzerer
ein sehr interessantes und merkwürdiges Stück, eine der sehr
seltenen schlesischen Fayenceschüsseln, deren Zeichnungen ein-
geritzt und mit farbigen Glasuren, wie beim Zellenschmelz
ausgefüllt sind. Auf einen selten hübschen Hirschvogelkrug
mag hier noch hingewiesen sein, um sein Vorhandensein
für etwaige Liebhaber festzustellen. Von einzelnen der neu-
erworbenen Stücke sind wie üblich Abbildungen von Wilhelm
Weimar beigegeben; namentlich ist die Zeichnung eine3
japanischen Bronzewasserspeiers in Form eines Drachen
eine Meisterleistung ganz ungewöhnlicher Art. Mit über-
sichtlichen Tabellen über Ankäufe aus öffentlichen Mitteln
(1890 — 225 Stück für 20000 M.) und aus Vermächtnissen
und Beiträgen Privater (1889 und 1890 — 110 Stück für
14,500 M.) und über die Gesamtkosten der Sammlung
(421000 Mark) — eine unerhört geringe Summe für das, was
geleistet i«t — Besuchsziffern und frommen Wünschen für die
Zukunft schließt den Bericht. Als Anhang ist demselben
eine sehr wertvolle Abhandlung des Prof. Dr. Wibel in
Hamburg über Wismutmalerei beigegeben, die zum ersten
Male Klarheit in diese viel umstrittene Frage bringt. Bei
der Wichtigkeit derselben bringen wir dieselbe mit Geneh-
migung des Herrn Direktor Brinckmann im Kunstgewerbe-
blatt auszugsweise zum Abdruck,

/. M. Reberle in Köln versteigert vom 9—11. Dezember
eine reiche und schöne Gemäldesammlung (368 Nrn.) aus
dem Nachlasse des Herrn J. J. Merlo in Köln. Es sind
moderne Meister guten Klanges, doch hauptsächlich alte
Holländer darunter, davon fünfzehn in Lichtdruck nachgebil-
det. Dem Katalog beigegeben sind: D. D. Sandvoort, Berek-
heyde, M. A. di Campidoglio, Dubbels, J. A. Duck, Fijt, J.
v. Ooycn, A. v. Ostade, W. de Poorler, P. Potter, de Ringh,
J. v. Scorcl, O. Terborch, S. de Vlieger, Wouwermann. — Am
11. Dezember wird dieselbe Firma noch eine Sammlung kunst-
gewerblicher Erzeugnisse (Nachlass Essingh in Köln) 94 Stück,
meist chinesiches und japanisches Porzellan ausbieten.
 
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