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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Moser, Ferdinand: Barock, Rokoko und Zopf im heutigen kunstgewerblichen Unterricht
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Neue Vorlagenwerke für das Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0094
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NEUE VORLAGENWERKE FÜR DAS KUNSTHANDWERK.

Beschränkung aufzuerlegen. Schöpfungen, wie die
herausgegebenen Werke des Habermann und F. de
Cuvülier sind zum Teil Gift für den unfertigen
Schüler und bei aller Genialität jener Künstler für
Schulen so wenig entsprechend wie Wendel Dietter-
lin u. a. — gefährlich, wie die die neueren Wagner-
kompositionen für angehende Musiker.

Nach solchen Vorbehalten aber werden wir
gerne die Worte von Cornelius Gurlitt, welche ei-
serner Publikation „Barock- und Rokokoornament
in Deutschland" vorausschickt, zu den unsrigen
machen: — „Die Zeit des Hasses ist vorüber. Es
beginnt die Zeit der Würdigung. Wir kennen sehr
wohl die Mängel und Schwächen des Barock und

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Rokoko, aber wir kennen auch ihre unvergleich-
lichen Schönheiten. Wir wissen, dass das 17. und
18. Jahrhundert keine „Verfallzeit" war, sondern
eine eigenartige, doch hochbedeutende Kunstblüte
schuf. Wir haben die stilistischen Gesetze jener
Kunst entwickeln gelernt. Denn es ist nicht zu
leugnen, dass auch diese Zeit ihre Werke nach
Gesetzen geschaffen hat, wenngleich die starren
Regeln etwa von Böttichers Tektonik zur Erkläruno-
des komplizirteren Charakters derselben nicht ge-
nügen." -------

So beginne denn auch bei uns die Zeit der
Würdigung.

NEUE VORLAGENWERKE FÜR DAS KUNSTHANDWERK.

ÄHREND das große Unter-
nehmen des jungen Ärtur
Seemannschen Verlages, die
Motive von Max Heiden rüstig
vorwärts schreitet und immer
mehr erkennen lässt, dass
hier ein großartiges Corpus
der Flachornamente aller
Zeiten und Völker entsteht, ist ein anderes verdienst-
volles Werk ähnlicher Art gleichfalls Motive ent-
haltend, zum Abschluss gelangt, welches in Schulen
und Ateliers zu den am meisten benutzten Vorlagen-
werken gehört: Die „Ornamentalen Fragmente)' von
Gramer und Behrens (Cassel, Fischer). Wir haben
früher auf das Werk an dieser Stelle und den Nutzen
hingewiesen, den es bei verständiger Anleitung auch
in Schulen stiften kann. Namentlich aber im Atelier
zur Anregung und direkter Verarbeitung der ein-
zelnen Motive mag es immer bereit liegen. Die
letzten Hefte haben das „Fragmentarische" etwas
verloren und geben volle vollständige Ornamente:
ganze Umrahmungen, Kartuschen, Wanddekorationen
u. Ähnl. Zum Schluss einige Entwürfe für Decken-
malereien im Rokokostil von Behrens entworfen, die
z.T. etwas reich und etwas dick für Stuck nament-
lich manche Anregung geben können. Diese Ent-
würfe führen uns zu einem neuen Unternehmen des
Fischerschen Verlags1), welches als dritte Serie be-

zeichnet wird. Diese, im reichem Farbendruck aus-
geführten Musterblätter werden dem Dekorations-
maler, soweit es sich nach der ersten Lieferuno- be-
urteilen lässt, gewiss willkommen sein. Es muss
namentlich die Einrichtung, dass zunächst die Ein-
teilung des Plafond gegeben wird und dann für die
einzelnen Felder Motive zu verschiedenen Füllungen,
noch als besonders zweckmäßig erachtet werden.
Namentlich soll bei diesem Unternehmen das Figür-
liche betont werden und darin ist an farbigen Vor-
lagen eben kein Überfluss. Ein weiterer Vorzuo-
des Werkes ist der, dass zu den .Drfmmalereien
Pausen in Originalgröße gegeben werden, die aber
ohne weiteres verwendet werden können. Bei dem
sehr billigen Preis dürfte diese neue Publikation
auch für kleinere Malerwerkstätten erreichbar sein
und der Charakter der Darstellungen auch für
kleinere Städte passen, wo die „altdeutschen Wein-
stuben" noch nicht ausgestorben sind.

Einem dritten „Motiven-Werk" endlich, wieder-
um ganz eigener Art, das soeben zu erscheinen be-
ginnt, rufen wir hier ein freundliches und freudiges
Willkommen zu, den Studienblättern für Maler und
Zeichner von Otto Geerke1). Das Werk hofft, „den
Malern und Zeichnern eine zweite Studienmappe zu
werden und enthält demnach Reproduktionen von
Skizzen unserer besten Künstler. In o-eradezu meister-

1) Behrens, Entwürfe für Dekorationsmaler.
Knnstgewerbeblatt. N. P. III.

1) Studienblatter. . . ., herausg. von Otto Geerke. Im
Selbstverlag. Fol. pro Heft k 15 Blatt 3 Mark.

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