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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Pabst, Arthur: Das Karlsruher Fächerwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0019

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Elfenspiel. Fächerfüllung, gemalt von G. Wittig. Aus dem Fächerwerk von Gerlach & Schenk, Wien.

DAS KARLSRUHER FÄCHERWERK.

MIT ABBILDUNGEN.

t^gfrgggräsrassals

AS großartige verdienstvolle
und erfolgreiche Unterneh-
men des Badischen Kunst-
gewerbevereins durch Ver-
anstaltung einer Austeilung
die in Deutschland arg dar-
niederliegende Kunst der
Fächermalerei neu zu bele-
ben, ihr Anregung zu geben und aufzuhelfen, hat
seinen äusseren Abschluss gefunden in einer groß-
artigen Publikation, die sich würdig der Veranstal-
tung anreiht. Es lag nahe, aus der Fülle des hier
vereinigten Guten, wie es kaum je wieder ver-
einigt werden dürfte, das Beste herauszuwählen und
zu Nutz und Frommen aller derer im Bilde zu erhalten,
die sich aus Liebe zur Kunst oder aus Beruf und Nei-
gung der edlen Fächermalerei widmen.

In glänzender Ausstattung, zu der sich alle Zweige
der graphischen Künste außer dem Farbendruck und
alle ersten Werkstätten vereinigt haben, liegt das
Werk vor uns: auf 59 Tafeln wird in verständnis-
voller Auswahl die Übersicht gegeben über die
historische Entwicklung des Fächers und die
Leistungen der modernen Fächermalerei. Daran
schließen sich die Fächer außereuropäischer und bar-
barischer Völker, die durch verständige Formen und
glänzende Technik oft unsere volle Bewunderung
erregen.

Auf Grund dieses umfassenden Materials war
es nun möglich und allein möglich zu eingehenden
Studien über den Fächer zu gelangen. Dies hat Marc
Rosenberg gethan und man muss sagen, wie sie ihn
auf dem Gebiet der Marcomanie — sit venia verbo —
als den ersten anerkennen, so hat er sich auf dem
Gebiet der Fächerkunde unbestritten den ersten
Platz als Kenner erobert. Zu Hilfe kam ihm dabei
die unvergleichliche Sammlung seines Bruders G. J.
Rosenberg, der allein in der Lage ist, das Material zu
einer Geschichte der Fächer zu stellen. Rosenberg geht
von dem richtigen Gesichtspunkt aus, dass die Ur-
form der Fächer, der sicher aus dem Orient stammt,
eine Naturform sei, nämlich das Blatt: alle späteren
Formen, auch die der Faltfächer, der jüngsten unter
allen, hält das Grundmotiv fest: in den Stäbchen und
Stoff erkennen wir die Rippen und Häutchen der Blätter
wieder. Die Blattform erhält sich in verschiedenen
Varietäten das ganze Mittelalter hindurch, namentlich
als Rad- und Scheibenfächer. Ob sich während des
14. Jahrhunderts der eigentliche Faltfächer im Abend-
land selbständig oder "auf Anregung aus Ostasien aus-
gebildet hat, will Rosenberg nicht entscheiden.
Jedenfalls verschwindet mit dem Beginn der Renais-
sance die mittelalterliche Scheibenform und es treten
neue Formen auf: der Federfächer mit reich ver-
ziertem Griff aus edelem Material, der Fahnenfächer
der vornehmen Venezianerinnen, dessen Form sich, wie
 
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