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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0060

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KLEINE MITTEILUNGEN.

BUCHERSCHAU.
H. QötX: Die badische Abteilung auf der Münchener
Ktinstgewerbeausstellung 1888. 20 Lichtdruckbl. (groß Folio).
Darmstadt, Koch. 45 M. Bekanntlich war die badische Ab-
teilung in der Deutschnationalen Kunstausstellung im
Jahre 1888 zu München einer der Glanzpunkte derselben.
Wir können es daher nur freudig begrüßen, dass der Leiter
dieser so überaus gelungenen Unternehmung, Direktor H. Götz,
es unternommen hat, die künstlerische Ausstattung derselben
durch eine mustergültige Veröffentlichung im Bilde für immer
festzuhalten und dadurch dem Studium weiterer Kreise zu-
ganglich zu machen. Vor uns liegt eine Mappe in Groß-
folioformat, erschienen im Verlag von Alex. Koch in
Darmstadt. Die von Schober in Karlsruhe hergestellten
vortrefflichen Lichtdrucke enthalten die vorzüglichsten Stücke
der (iesamtdekoration der badischen Landesgruppe. Es
dürfte gewiss von großem Interesse für uns°re Leser sein,
den Inhalt einzelner Tafeln hier kurz aufzuzählen. Blatt l
führt uns das Hauptportal der Gesamtgruppe vor, das
Mittelthor in maßvollem Rokokostil, entworfen von Pro-
fessor Levy in Karlsruhe, ausgeführt von Kunstschlosser
Brechenmacher in Frankfurt a. M. für die Villa Daque in
Neustadt a. d. H., während die beiden kleineren Thüraufsätze
der Seiteneingänge, deren Detail Tafel 3 wiedergiebt, von den
Kunstschlossern Bühjer in üffenburg und Schwickerfc in
Pforzheim ausgeführt. Blatt 2 giebt uns die Einzelheiten
der von Ziegler und Weber in Karlsruhe aus Holz und Stuck
nachgeahmten Sandsteinarchitektur dieses Portals und die
von Professor Heer in Karlsruhe in bekannter Meisterschaft
modellirten Atlanten. Auf Tafel 4 sehen wir den großen,
für das Hauptportal des Karlsruher Residenzschlosses von
Direktor Götz entworfenen 3 teiligen Kandelaber, ausgeführt
von Schwickert in Pforzheim. Blatt 5 zeigt uns in der
Giebelwand der Haupthalle die für den neuen Rathaussaal
zu Heidelberg von Architekt Lender daselbst entworfene
und von Ziegler und Weber in reicher Schnitzarbeit ausge-
führte Wandvertäfelung, worüber sich in Gobelinmanier aus-
geführte Jagdfriese befinden. Auf Blatt 6 finden wir ver-
schiedene interessante Detailaufnahmen der Ausstattung des
Mittelraumes, während die nächste Tafel den kleinen, in
Kisenblech von Hofschlosser Stubach in Karlsruhe geschmie-
deten Kandelaber mit Marmorsockel der Innendekoration
uns vorführt. Auf Blatt 8 erblicken wir als Mittelraum die
gotische Kapelle, die die badische Gruppe der kirchlichen
Kunst in sich aufnimmt und deren prächtiger Gitterabschluss
im Auftrage des Großherzogs als Vergitterung für die Fenster
des Badener Schlosses angefertigt wurde. Hieran schließt
sich rechts die Ausstellung der Karlsruher Kunstgewerbe-
schule und links das Kabinett mit einer Saloneinrichtung
von Möbelfabrikant Dorn in Lahr. Die Tafeln 9 und 11
zeigen uns die Einzelheiten des oben erwähnten Gitters und
des von der Glasgeinäldeabteilnng, welches im Auftrage der
Kronprinzessin von Schweden und Norwegen für Schloss
Tullgarn von Kunstschlosser Hammer ausgeführt wurde, welch
beiden Meistern wir auch das ersterwähnte Gitter verdanken.
Blatt 9 giebt uns den Innenraum der gotischen Kapelle mit
den prächtigen Olasgemälden von Schell in Offenburg, dem
reichgeschnitzten, polychrornirten Altar von Simmler und
Venator für eine Kapelle der Pfarrkirche zu Gengenbach,

dem von der Paramentenanstalt daselbst gestickten Ante-
pendium und dem von Bildhauer Eberle in Überlingen für
das Konstanzer Münster geschnitzten Chorstuhl und Figuren.
Die Tafeln 12 und 13 behandeln die Fassade der Ausstellung
der Karlsruher Kunstgewerbeschule und das Ausgangsportal,
deren prächtige Renaissancearchitekturen wieder in Holz und
Stuck ausgeführt wurden und deren fein empfundene orna-
mentale Teile im Bildhauerkurse obiger Schule modellirt
wurden. Die geätzten Fenster mit den sehr ansprechenden
allegorischen Kompositionen nach Entwürfen von Professor
Honegger sind von Vitali in Offenburg angefertigt worden.
Das reichgeschmückte badische Banner über dem Portal,
sowie die auf Bl. 19 und 20 dargestellten dekorativen
Füllungen in sehr geschickt wiedergegebener japanischer
und holländischer Manier in Nachahmung der Gobelinstickerei
ausgeführt, sind künstlerisch sehr hervorragende Arbeiten
der hiesigen Kunstgewerbeschule, die das Ganze in würdigster
Weise abschließen. Hoffen wir, dass das Prachtwerk sich
der Verbreitung echten Kunstsinnes und wirklich guten ge-
diegenen Geschmacks recht förderlich erweisen werde.

Dr. K.

Adam van Vianen. Modelies ArKficiels, De divers Vais-
seaux d'argent, et autres Oeuvres capricieuses. Tnventees
et desseignees du renomme Sr. Adam de Viane, mis en
lumiere par son fils Christian de Viane a Uytrecht et
gravez en Cuivre par Theodore de Quessel. 1650.
P. Mit der vorliegenden vornehm ausgestatteten Publi-
kation beginnen Herausgeber und Verleger ein großartiges
Unternehmen, bestimmt, die Entwürfe der großen hollän-
dischen Ornamentisten in guten Reproduktionen vorzuführen
und den Studien sowohl als praktischen Zwecken dienstbar
zu machen. In Aussicht genommen sind die Werke der
Meister Fl. Balthasar, Michel le Blon, Com. Bos, A. de Bruyn
Nie. de Bruyn, Theod. et J. Th. de Bry, Nie. Chevalier,
A. Claesen, J. Cock, A. Collaert, H. Collaert, L. van den
Cruycen, G. van den Eeckhout, Com. Floris, J. J. Folkema,
le maitre H. D. B., Alart du Hameel, A. Hecke, Abrah. Heeck,
J. Honnervogt, Hendrik Janssen, G. de la Quewellerie, Hans
Liefrinck, les Lutma, A. Muntink, G. de Passe, le maitre P.
R. K., Balt. Sylvius, les van Vianen, J. Wichman und einige
andere. Als erste Serie liegt das Werk des Adam van Vianen
vor, des zweiten dieses Namens der berühmten Goldschmiede-
familie von Utrecht. Es sind uns von diesem Meister eine
ganze Anzahl Arbeiten in Silber erhalten, die der Heraus-
geber in der Einleitung aufführt (cf. Rosenberg 2203 ff.).
Weit wichtiger jedoch sind die Entwürfe des Meisters, die
erst im Jahre 1650 gestochen worden sind. Die Vianen sind
ohne Zweifel die Erfinder jenes merkwürdigen Ornaments,
das wegen seiner Verwandtschaft mit dem menschlichen Ohr
gemeinhin als „Ohrmuschelornament" bezeichnet wird. Dies
Motiv behandelt nun Vianen in höchst geistvoller Weise;
er bildet daraus Gefäße und Geräte zu Zier und Gebrauch,
Rahmen und anderes mehr. Dabei entstehen die merkwür-
digsten Formen: Tierköpfe, Muscheln, Delphine, Fratzen,
menschliche Gestalten und Gesichter. DasB diese zum Teil
wüsten Formen nicht direkt Verwendung finden können,
sondern durch erhebliche Umarbeitung zu brauchbaren Mo-
dellen führen, beweisen die nach einzelnen Entwürfen ange-
fertigten und erhaltenen Gefäße. Lehrreich ist die Kanne,
 
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