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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Jessen, P.: Joseph Sattler, ein deutscher Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0034

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Kopfleiste aus dem Adressbuch des Vereins für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin.
Gezeichnet von E. HAkiung.

JOSEF SATTLER, EIN DEUTSCHER ZEICHNER.

PpppSpppBlPlx LIBRIS. J.SATTLER steht

WM

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in roten Lettern auf einer
Mappe, in deren helle Fläche
eine seltsame Zeichnung ein-
gelegt ist, ein knochiges
Männerhaupt in Dürers Art,
violettgrau auf bläulichem
Grunde, von einem weißen
Schriftband umschlungen; darauf die Inschrift: Frid.
Caroli Hauptii Ex Libris. In der Mappe *) sind zwei-
undvierzig solcher Bücherzeichen vereinigt, höchst
verschieden in Erfindung, Technik und Farbe, und
doch ein Ganzes von persönlicher Eigenart, dass
man verwundert fragt, woher uns ein solcher Künstler
kommt. Nur engere Kreise kennen den Namen
des jungen Bayern, der am 26. Juli 1867 zu Schro-
benhausen als Malerssohn geboren ist, als Maler in
München gelernt und in Straßburg gelehrt hat. Vor
drei Jahren hat er im Selbstverlag ein merkwür-
diges Heft herausgegeben: Bilder aus der Zeit des
Bauernkrieges2), phantastische Zeichnungen im Stil
der alten deutschen Meister, von unheimlicher Re-
volutionsstimmung, voll packender Einfälle. Einige
ähnliche Versuche sind kaum bekannt geworden.
Vor die weiteren Kreise tritt er erst jetzt mit den
prächtigen Blättchen, die er nach und nach für ver-
schiedene Bücherfreunde erfunden hat. Sie gehören
zum Besten, was an graphischer Erfindung in Deutsch-

1) Deutsche Kleinkunst in zweiundvierzig Bücherzeichen,
gezeichnet von Josef Sattler. Mit einem Vorwort von
Friedrich Warnecke. Berlin, J. A. Stargardt, 1894.

£) 30 Blätter in hundert numerirten Exemplaren, jetzt
bei J. A. Stargardt, Berlin. Besprochen von R. Graul. Gra-
phische Künste, 1893.

Kunstgewerbeblatt. N. F. VI. H. 3.

land neuerdings geschaffen worden ist; ihr Wert
reicht weit hinaus über die Ex-libris-Gemeinde.

Als vor einigen Jahren einzelne Wappenfreunde
und Sammler das Interesse auf solche Bücherzeichen
lenkten, mussten sie erst erklären, was diese Ex libris
bedeuteten: dass sich in alten Büchern vielfach ein-
geklebte Blättchen finden, gestochen oder in Holz
geschnitten, die das Wappen oder den Namen des
Besitzers angeben und gelegentlich die lateinische
Inschrift tragen: Ex libris meis (aus meinen Büchern),
woher denn diese ganze Gattung Ex libris genannt
worden ist. Solche Eigentumszeichen sind seit der
Mitte des 15. Jahrhunderts nachzuweisen; in der
Renaissance haben die größten Meister, voran unser
Albrecht Dürer, gelehrten oder erlauchten Bücher-
sammlern kostbare Blätter für diesen Zweck ge-
zeichnet. In der wappenfrohen Zeit giebt fast überall
das Wappen das Hauptmotiv ab; mit ihm werden
die Umrahmung, die Inschrift, hie und da ein Sinn-
bild, eine Marke oder andere Zuthaten auf das
mannigfachste zusammengefügt, und so bieten diese

alten Bücherzeichen
eine reiche Fandgru-
be zur Belehrung des
heutigen Zeichners.

Aller Orten ist
das Sammeln dieser
alten Blätter Mode
geworden. Wunder-
licherweise hat diese
Mode sich auch in
der modernsten Form
ausgesprochen: man
hat eigene Ex libris-
 
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