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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Jessen, P.: Pierre-Viktor Galland
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0054

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Das Goldene Zeitalter; Malerei. (Aus: H. Havard: L'oeuvre de P.-V. Galland.)

PIERRE-VICTOR GALLAND,

GEB. 15. JULI 1822, | 30. NOVEMBER 1892.

^ LEERE-Victor Galland galt, als er im
Jahre 1892 als Siebzigjähriger starb,
als der bedeutendste Meister der De-
korations-Malerei in Frankreich. Im
Frühjahr 1894 ist sein künstlerischer
Nachlass im Industriepalast zu Paris
ausgestellt worden, an zweitausend Stücke, das über-
raschende Werk einer ungeheuren Arbeitskraft und
einer geschlossenen Persönlichkeit. Aus dieser Aus-
stellung heraus ist ein stattliches Werk von Henry
Havard entstanden, das durch Bild und Wort das Wesen
dieses Mannes erschließt, dessen
Kunst für seine Nation typisch und
für jeden dekorativen Künstler an-
regend und lehrreich ist.1)

Wer im letzten Jahrzehnt das
Musee des arts decoratifs in Paris
besucht hat, kann den Saal nicht
vergessen haben, der dort mit Ma-
lereien Galland's gefüllt ist. Große
Wandfüllungen, kleinere Ornament-
skizzen, anmutige Einzelfiguren und
eindringende Studien aus dem ganzen
Bereich der Natur, alles mit der-
selben Sicherheit vorgetragen und von
demselben Hauch der Grazie durch-
zogen. Schwerer war es, seine fer-
tigen Malereien zu sehen, die meist

1) Henry Havard, L'oeuvre de P.-V.
Galland. Paris, Ancienne maison Quan-
tiri, Librairies-imprimeries reunies, 1895.
4°. Mit 13 Heliogravüren und zahlrei-
chen Textbildern. Preis 30 Francs.

Die dekorative Kunst.
Erinuerungsblatt von P.-V. GALLAND

in Privathäusern versteckt oder in das Ausland ge-
wandert waren; erst im vorletzten Lebensjahr hat der
Meister seine große Gallorie im Hotel de ville zu Paris
vollendet.

Bei allen seinen Arbeiten hat Galland in seltener
Weise die Raumkunst in ihrem ganzen Umfange im
Auge gehabt und die drei Schwesterkünste zu höchster
Einheit zu verbinden gesucht; von der architektonischen
Komposition bis in die kleinste Einzelheit des Ornaments
gab es für ihn nichts Gleichgiltiges oder Geringes; er
leugnete den Unterschied zwischen großer Kunst und
Kleinkunst; sein ganzes Leben galt
dem Bemühen, diese Einheit der
Künste durch Lehre und Werke zu
erweisen.

Auf diesen Weg hatte ihn schon
seine Erziehung geführt. Als Sohn
eines Pariser Goldschmieds während
dessen vorübergehenden Aufenthaltes
in Genf geboren, lernte er von sei-
nem Vater früh dessen Kunst. Mit
sechzehn Jahren trat er in das Ate-
lier des bedeutenden Architekten
Henri Labrouste, zwei Jahre später
studirte er gleichzeitig die Historien-
malerei. Was er von beiden Kün-
sten gelernt hatte, befestigte er durch
praktische Arbeit bei dem Theater-
maler Ciceri. So vorbereitet trafen
ihn die ersten Aufträge zu Wand-
und Deckenbildern; der erste führte
ihn nach Konstantinopel und auf der
Rückreise durch Italien. Was ihm
 
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