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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

DOI Artikel:
Scherer, Christian: Studien zur Elfenbeinplastik des 18. Jahrhunderts, [2]: der Elfenbeinbildner PH
DOI Artikel:
Leitschuh, Franz Friedrich: Die Kunstgewerbeschule in Straßburg (Elsass)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0068

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54

DIE KUNSTGEWERBESCHULE IN STRASSBURG (ELSASS).

lieh zum Sammelnamen für alle derartigen Kunst-
werke geworden, und es wäre wahrlich an der Zeit,
hier endlich einmal zu sichten und festzustellen,
was wirklich von seiner Hand herrührt.1)

Wird somit der Name des Schöpfers dieser vier
Reliefs einstweilen im Ungewissen bleiben müssen,
so scheint ihr Stil und ihre Behandlungsweise doch
eher auf den Anfang des 18. Jahrhunderts und die
Zeit Elhafen's als auf das 17. hinzuweisen; keinesfalls
aber können dieselben über die zweite Hälfte des
letzteren hinaus angesetzt werden. Wir hätten also,
da wir den Braunschweiger Monogrammisten als
Nachbildner eines der vier Reliefs nachgewiesen
zu haben glauben, ein Mittel zur ungefähren Dati-
rung desselben und dürften demnach kaum fehl
gehen, wenn wir die zweite Hälfte des 17. Jahr-
hunderts als seine Blütezeit bezeichnen, die sich viel-
leicht noch bis in das 18. Jahrhundert hinein er-
streckt hat.

1) Das Museum Cluny zu Paris soll drei Werke von
ihm besitzen; siehe E. Bosc, Les ivoires, S. 56.

Mit diesem Zeitansatz stimmt auch der Charakter
seiner übrigen Arbeiten überein. Denn wenn auch
seine beiden religiösen Darstellungen in der ganzen
Komposition noch eine gewisse Strenge zeigen, die
für ein höheres Alter sprechen könnte, so erklärt
sich dies in erster Linie aus dem Gegenstand der
Darstellung selbst; daneben aber dürften auch die
benutzten Vorlagen, wahrscheinlich Kupferstiche und
ßadirungen der Schule von Bologna, von Einfluss
gewesen sein. Denn dass der Meister solche Vor-
lagen auch für diese Arbeiten benutzt hat, scheint
mir um so Aveniger zweifelhaft, als wir bereits in
zwei Fällen, bei dem eben erwähnten Münchener
Relief und jenen beiden Genrefiguren, seine nachbil-
dende Thätigkeit mit Sicherheit feststellen konnten.
Originalität und Erfindungskraft dürften also kaum
zu den Eigenschaften des uns unbekannten Mono-
grammisten gezählt haben. Er war wohl weniger ein
selbständig schaffender Künstler als vielmehr ein
Meister, der sich auf die Technik seiner Kunst wohl
verstand und nacb dieser Seite hin besonders Tüchtiges
leistete. Dr. CHR. SCHERER.

DIE KUNSTGEWERBESCHULE IN STRASSBURG (ELSASS).

VON FRANZ FRIEDRICH LEITSCHUH.

ER die Entwicklung unserer
alten deutschen Kunst er-
forscht, bleibt vor Straßburg
andächtigen Sinnes stehen
und begrüßt hier eine der
fruchtbarsten Pflanzstätten
heimischer Kunstübung. Eine
wahre Hochschule für den
Steinmetzen war einst die Straßburger Bauhütte,
deren bevorzugte Stellung und festgegründete Organi-
sation aus einem stolzen, Kühnes und Großes an-
strebenden Bürgergeiste erwachsen war. Und es
scheint, als ob der Sinn für das Maßvolle und Harmo-
nische sich auch auf die folgende Zeit vererbt hätte:
durchdringt er doch auch den Straßburger Meister
Hans Baidung Grien und äußert sich in dem ganzen
künstlerischen Lebeu, welches der Renaissancege-
schmack im Elsass hervorgerufen hatte. Das Kunst-
gewerbe stand in Straßburg im 16. Jahrhundert in
hoher Blüte. Namentlich seine Kunsttischlerei er-

freute sich eines Rufes, der weit über die Stadt-
grenzen hinausging, und die Meister dieses Hand-
werks bewiesen, dass sie die neuen Stilformen nicht
nur in ihren Arbeiten zu beherrschen, sondern auch
in theoretischer Weise durch den Stich zu verbreiten
verstanden. Treffliche Tafel- oder Vorlagewerke
über deutsche Renaissance rühren von Straßburger
Schreinern her. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts
bis zum Beginn des großen Krieges haben wir be-
kanntlich eine Zeit gesteigerten Genussbedürfnisses,
in welcher die Lust an schöner Zier auch in die
breiten Schichten des Volkes drang. Als ein echtes
Kind dieser Zeit tritt uns Wendel Dietterlin, der
Maler von Straßburg, entgegen, der in dem orna-
mentalen Schmucke das eigentliche Feld für seine
Begabung fand. Und auch bei ihm finden wir einen
ausgesprochen lehrhaften Zug: er hat die von ihm
gepflegte Zierweise in einem eigenen Lehrbuche
anderen zur Nachahmung empfohlen. Goldschmiede,
Schwertfeger und namentlich Kunstschlosser schufen
 
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