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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Leitschuh, Franz Friedrich: Die Kunstgewerbeschule in Straßburg (Elsass)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0069

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DIE KUNSTGEWERBESCHULE IN STRASSBURG (ELSASS).

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elaber am Neuen Palais zu Potsdam von Walter Schott, Berlin.
Kunstschmieä'earücit von Ferd. Paul Krüger, Berlin

in Straßburg bedeutsame Werke in selbständigem
künstlerischem Geiste. Und es sei nicht vergessen,
dass im vorigen Jahrhundert, als drei Generationen
der Familie Hannong mit ihrer Fayence den Markt
beherrschten, Straßburg tonangebend für andere ähn-
liche Industrien wurde und als die erste Stadt inner-
halb französischer Herrschaftsgrenzen erscheint, in
der das echte Porzellan hergestellt wurde.

So vermag Straßburg auf eine ruhmvolle Ver-
gangenheit auch auf dem Gebiete kunstgewerblichen
Schaffens zurückzublicken. Und es war eine unab-
weisbare Ehrenpflicht für die Hauptstadt der wieder-
gewonnenen Westmark, dem längst empfundenen
Bedürfnis nach einem Kunstgewerbemuseum Rech-
nung zu tragen, nach einem Museum, das alte gute
Vorbilder für das Kunstgewerbe sammeln und sich
mit der Zeit als das große Reservoir für die ver-
schiedenartigen verzweigten Strömungen kunstge-
werblichen Bemühens bewähren würde. Die heutige
Bedeutung des Straßburger Kunstgewerbemuseums
unter Prof. Dr. Schrickers Leitung ist in diesen
Blättern schon gebührend gewürdigt worden. Gerade
der wohlthätige Einfluss des Museums auf das
elsässische Kunstgewerbe ließ aber den Mangel einer
frisch eingreifenden Kunstgewerbeschule so recht
schmerzlich empfinden.

Wohl wurde der gewerbliche Zeichenunterricht
in Straßburg schon vor dem Jahre 1833 gepflegt
und zwar in Kursen, welche den Handwerkslehrlingen
unentgeltlich zugänglich waren. Aber diese Ein-
richtung scheint infolge des Mangels festerer Organi-
sation damals beinahe bedeutungslos gewesen zu
sein. Größeren Erfolg versprach man sich von der
Gründung einer städtischen Gewerbeschule (Ecole
industrielle), aber auch diese 1833 ins Leben ge-
rufene Anstalt konnte nur bis 1850 ihr Dasein fristen.
An ihre Stelle traten wieder einfache Zeichenkurse.
Erst 1878 begegnen wir einer sog. Kunsthandwerker-
schule, d. h. einer schlichten Abendschule mit Kursen
im Linearzeichnen, verbunden mit Geometrie, im
Freihandzeichnen, Malen und Modelliren.

So mangelhaft war es bei der Gründung des
Kunstgewerbemuseums mit dem Zeichenunterrichte
in Straßburg bestellt. Aber auch jetzt trat die
einsichtsvolle Stadtgemeinde mit bewunderungswür-
diger Opferwilligkeit an die Regelung dieser Frage
heran. Man erkannte allgemein, dass nur eine den
modernen Ansprüchen völlig genügende Schule im-
stande sei, wirklich brauchbare Kräfte für das Kunst-
handwerk heranzuziehen und auf die allgemeine
Hebung des Kunsthandwerks im Lande fördernd
einzuwirken.
 
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